So was sorgt natürlich für Unruhe weltweit. Denn die Volksrepublik spielt eine zentrale Rolle für das globale Wachstum. Bis 2019 wird das Land nach Schätzungen der Weltbank 35 Prozent zum Gesamtwachstum der Welt beitragen - verglichen mit 18 Prozent made in USA und acht Prozent Europäische Union. Klar, dass angesichts dieser Verhältnisse gerade Investoren immer besorgt nach Fernost blicken, wenn dort die Stabilität in Gefahr scheint.
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China vor USA vor Europa
An Chinas Börsen ist es dennoch eher ruhig geblieben. Zwar kam es wie im Rest der Welt zuletzt auch zu einer Korrektur, gleichzeitig liefen aber China-Aktien seit Jahresanfang und in den zurückliegenden sechs Monaten im Schnitt besser als Aktien an den Börsen in den USA und Europa. Der Hang Seng China Enterprises beispielsweise, ein Index, der die Kurse von 40 großen an der Börse Hongkong gelisteten chinesischen Unternehmen abbildet, liegt seit Anfang des Jahres mit fünf Prozent im Plus. Dass nach der Xi-Meldung vor allem Papiere mit dem Wort "Kaiser" im Namen gefragt waren, ist dabei aber nur eine Randnotiz zum Schmunzeln.
Eine Aktie, die besonders gut läuft, ist Alibaba, Chinas führender Onlinehändler - mit Börsennotiz in New York, nicht in Shanghai oder Hongkong. BÖRSE ONLINE hat die Aktie seit Heft 24/2016 ununterbrochen auf der Kaufliste - und seither hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Ähnliches gilt für den in Hongkong notierten Konzern Tencent, der in den Bereichen soziale Netzwerke, Spiele und digitales Bezahlen top ist. Beide profitieren überdurchschnittlich von der Zunahme von Onlinetransaktionen. Etwa 15 Prozent aller Einzelhandelsumsätze werden in China schon online getätigt - das ist doppelt so viel wie in den USA.
Tencent und Alibaba reicht das aber nicht. Seit Anfang 2017 haben sie umgerechnet mehr als zehn Milliarden Dollar für Übernahmen ausgegeben. Der Plan: Chinas "stationärer" Einzelhandel, der die übrigen 85 Prozent der Umsätze ausmacht, soll mit Zahlungssystemen, Logistiknetzwerken und anderen Dienstleistungen aufgerüstet und so langsam, aber stetig "virtuellisiert" werden.
Die Verlagerung der wirtschaftlichen Aktivitäten ins Internet zeigt sich gut im Bereich Finanzdienstleistungen. China ist größter E-Finance-Markt der Welt, mit gut 500 Millionen E-Payment-Nutzern sowie 400 Millionen Anlegern, die Finanzprodukte online erwerben, und etwa 160 Millionen Online-Kreditnehmern.
Die Politik sieht das gern. Hier muss sie nicht eingreifen. Gefragt ist Peking in anderen Bereichen. So sollen im zukunftsträchtigen Bereich der Elektromobilität die Subventionen weiter ausgebaut werden. Der Batterie- und Autohersteller BYD sollte besonders davon profitieren, weil gerade die Autos von BYD mit Reichweiten von mindestens 300 Kilometern in den Genuss höherer Beihilfen kommen sollten. Diese Modelle machen fast die Hälfte des BYD-Umsatzvolumens aus. Die zuletzt eher enttäuschenden Gewinnzahlen wären so schnell vergessen.
Regulativ eingegriffen wurde seitens Peking auch bei den "konventionellen" Banken. Seit vergangenem Jahr ist die Finanzaufsicht ernsthaft dabei, den seit Jahren wuchernden Schattenbankbereich, der ein großes Systemrisiko darstellt, zu stoppen. Banken müssen ihr Liquiditätsmanagement verbessern, man geht gegen Mikrokredite vor, treibt Zombie-Unternehmen in den Konkurs und bestraft Führungskräfte mit heftigen Geldbußen für Fehlverhalten.
Wichtige Grundsteine sind also gelegt. Dazu gehört auch die Öffnung der Aktien- und Rentenmärkte für ausländische Investoren, die Einführung eines Renminbibasierten internationalen Zahlungssystems, die Ausweitung von Freihandelszonen in ganz China und neue Währungsswap-Vereinbarungen. China wird so in die globalen Währungs- und Handelsmärkte immer besser eingebunden.