Die chinesischen Technologieriesen Alibaba und Tencent stehen seit vergangenem Jahr bereits unter dem Druck der chinesischen Regierung. So hatte Peking etwa angekündigt, im Ausland an der Börse gehandelte Unternehmen schärfer kontrollieren zu wollen. Nun nimmt auch die US-Regierung die beiden Konzerne ins Visier. Es gehe um mögliche Markenpiraterie und beziehungsweise oder Verstöße gegen das Urheberrecht, teilte das Büro des Handelsbeauftragten USTR am Freitag mit. Dafür würden die Plattformen - darunter Aliexpress und das Onlinehandelsangebot von WeChat - einer Beobachtungs-Liste hinzugefügt. Diese umfasse inzwischen 42 Online-Plattformen sowie 35 physische Märkte.

Die Aufnahme zieht keine Sanktionen nach sich, allerdings dürfte sie für einen Reputationsschaden sorgen. Die beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China streiten sich seit Jahren in Handelsfragen - wie Zölle, Technologien und Patente.

Alibaba-Aktie unter Druck


Die Alibaba-Aktie fiel am Freitag um rund vier Prozent auf 108 Euro. Der Kurs setzt damit seinen Abwärtstrend fort. Seit dem Hoch im Oktober 2020 bei rund 260 Euro ging es bereits um fast 60 Prozent nach unten. Die überraschende Absage des Börsengangs der Finanztochter Ant und die Sorgen vor drohender Regulierung hatten ebenso belastet wie schwache Zahlen. So kürzte der chinesische Online-Riese im November vergangenen Jahres die Wachstumsprognose: Der Umsatz werde im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich nur um 20 bis 23 Prozent zulegen. Zuvor hatte das Management ein Umsatzplus von knapp 30 Prozent auf 930 Milliarden Yuan (rund 129 Milliarden Euro) erwartet. Analysten waren im Schnitt von einem Plus von 27 Prozent ausgegangen.

Für die Alibaba-Aktie zeichnet sich ein Boden auf Höhe der Marke von 100 Euro ab, von der der Kurs bereits mehrfach abgeprallt ist. Ein Einstieg drängt sich dennoch nicht auf. Spekulative Anleger warten ab, ob die Unterstützung hält.

Tencent-Aktie gibt ebenfalls nach


Auch die Aktie der chinesischen Internet-Holding Tencent gab am Freitag nach - wenn auch nur um ein Prozent. Auf Jahressicht hat der Kurs etwas mehr als 30 Prozent verloren. Auch hier schlägt die Regulierung aus Peking zu: Tencent ist unter anderem von neuen Regeln betroffen, wonach Minderjährige in China nur noch drei Stunden pro Woche mit Online-Spielen verbringen dürfen.

Ende Januar wurde über Insider bekannt, dass Tencent seinen an der US-Börse notierten Streamingdienst DouYu privatisieren. Grund seien Meinungsverschiedenheiten des Managements über die Firmenstrategie, sagten die mit dem Vorgang vertraute Personen. Tencent, mit 37 Prozent größter Anteilseigner des an der Nasdaq notierten Unternehmens, wolle sich für den geplanten Deal mit mindestens einer Private-Equity-Firma zusammenschließen und spreche derzeit mit Investmentbanken. Chinas Wettbewerbshüter hatten im Sommer den geplanten Zusammenschluss der beiden Schwester-Unternehmen Huya mit DouYu untersagt. Seitdem gibt es Spannungen zwischen den Führungskräften, die Insidern zufolge auch nach dem Rücktritt von DouYu-Mitgründer und Co-Chef Zhang Wenming nicht nachließen.

Auch die Tencent-Aktie empfehlen wir derzeit nicht zum Kauf.

fh/rtr/dpa-AFX