Was macht Alibaba?
Alibaba ist ein chinesischer Konzern mit den Schwerpunkten Online-Handel und Zahlungsabwicklung. Zum weit verzweigten Imperium gehören mehrere Online-Handelsplattformen für Endkunden und Unternehmen, Bezahldienste, Expressversender und IT-Anbieter. Im vergangenen Jahr hat der Konzern nach eigenen Angaben ein Brutto-Handelsvolumen von umgerechnet 296 Milliarden Dollar abgewickelt. Damit wäre der Konzern der größte Internet-Händler weltweit.
Der Ursprung des Unternehmens geht auf die von Jack Ma und 17 weiteren Mitstreitern 1999 gestartete englisch-sprachige Webseite Alibaba.com zurück. Auf der Plattform sollten chinesische Unternehmen ihre Produkte weltweit vertreiben können. Im selben Jahr ging zudem der chinesisch-sprachige Ableger www.alibaba.com.cn live, der später in www.1688.com umbenannt wurde. www.1680.com zielt auf das Geschäft zwischen Unternehmen (B-2-B). 2003 schickte Alibaba zudem das Auktionshaus Taobao an den Start - einen chinesischen Ebay-Klon. 2004 kam der Bezahldienst Alipay hinzu. Er ist praktisch eine 1:1-Kopie von Paypal, das inzwischen ebenfalls zu Ebay gehört.
Daneben betreibt Alibaba mittlerweile zahlreiche weitere Angebote im Internet wie den 2009 gegründeten Werbedienstleister Alimama (2007), das Webportal für Luxusgüter Tmall (2008), den IT-Dienst Alibaba Cloud Computing (2009), sowie den Express-Versender AliExpress.
Die Geschäfte seiner rund 210 Tochtergesellschaften hat der Börsenkandidat in der Dachgesellschaft Alibaba Group Holding Ltd. auf den Cayman Islands zusammengefasst. Das Alibaba-Management residiert im chinesischen Hangzhou, die offizielle Firmenadresse ist aber 1 Matheson Street, Causeway Bay, Hongkong.
Auf Seite 2: Was die rechtliche Konstruktion für Aktionäre bedeutet
Was bedeutet die rechtliche Konstruktion für Aktionäre?
Wer bei Alibaba einsteigt, erwirbt rechtlich Aktien der Alibaba Group Holding Ltd, also einer Offshore-Gesellschaft auf den Cayman Islands, wird aber kein Anteilseigner des chinesischen Konglomerats dahinter. Eine solche Konstruktion ist bei chinesischen Unternehmen zwar durchaus üblich. Denn die chinesische Regierung hat in zahlreichen relevanten Sektoren wie Banken oder Telekommunikation die Beteiligung ausländischer Investoren eingeschränkt oder ganz ausgeschlossen, weshalb Unternehmen wie Baidu oder Alibaba gerne den Umweg über die Karibik wählen. Doch müssen sich Anleger im Klaren darüber sein, dass etwa im Fall Alibaba die entsprechenden Lizenzen zum Betrieb der Webseiten oder für Bezahldienste direkt bei einer einflussreichen Gruppe um Jack Ma liegen - mit womöglich weitreichenden Folgen: Werden etwa die Lizenzen für Alibaba von der chinesischen Regierung entzogen, sinkt der Wert des Investment-Vehikels auf den Cayman Islands - und damit auch der Aktienkurs von Alibaba.
Wer steckt hinter Alibaba?
Größter Anteilseigner von Alibaba ist mit 34,4 Prozent der japanische Internetkonzern Softbank vor Yahoo mit 22,6 Prozent. Firmengründer Jack Yun Ma (49) hält derzeit noch 8,9 Prozent, Mitgründer und Vize-Verwaltungsratschef Joseph C. Tsai (50) 3,6 Prozent.
Wie verdient Alibaba Geld?
Alibaba wird von Beobachtern häufig mit Amazon verglichen. Allerdings kassiert Amazon eine Marge beim Verkauf über seine Plattform. Alibaba verdient dagegen vor allem an der Werbung auf seiner Seite. Der entsprechende Umsatz läuft über den konzerneigenen Werbedienstleister Alimama. Außerdem finanziert sich der Konzern über Gebühren für Online-Dienste, Transaktionsgebühren, also Gebühren für die Abwicklung von Online-Dienstleistungen, Mitgliedsbeiträge oder Cloud-Dienste.
Auf Seite 3: Welche Wachstumsmöglichkeiten der Konzern sieht
Welche Wachstumsmöglichkeiten sieht der Konzern?
Der Anteil des Konsums an der gesamten Wirtschaftsleistung Chinas lag 2013 bei knapp 36 Prozent. In vielen anderen Ländern hat der Konsum eine deutlich höhere Bedeutung. So stehen US-Verbraucher für rund zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts. "Wir glauben, dass der wachsende Konsum (in China) auch den Internet- und Online-Handel beflügeln wird", heißt es im aktuellen Börsenprospekt von Alibaba. Zudem wachse in China auch der Anteil der Online-Shopper an der Gesamtbevölkerung. Außerdem peilt der Konzern eine internationale Expansion an.
Warum geht der chinesische Konzern an die Wall Street?
Im Maschinenraum des Kapitalismus sitzen die potentesten Investoren und das meiste Kapital. Vor allem professionelle Anleger wollen oder dürfen zudem kein Geld in Unternehmen stecken, die nicht in den USA gelistet sind. Außerdem erhofft sich der Konzern durch eine US-Notierung zusätzliche Aufmerksamkeit in den USA und anderen lukrativen Märkten.
Auf Seite 4: Welche Details zum IPO bereits bekannt sind
Wie viele Aktien will Alibaba ausgeben?
Insgesamt will Alibaba zum IPO am Freitag an der New York Stock Exchange 320,1 Millionen Aktienzertifikate (Amercian Depository Receits, ADRs) ausgeben. 123,1 Millionen Aktien kommen von Alibaba, der Rest stammt von den Altaktionären. Nach den Plänen wird Alibaba-Mitgründer Jack Ma 12,75 Millionen Aktien abgeben, sein Anteil sinkt damit von 8,8 auf 7,8 Prozent. Vize-Verwaltungsratschef Joe Tsai trennt sich von 4,25 Millionen Aktien und hält damit nach dem Börsengang noch 3,2 Prozent. Yahoo legt 121,74 Millionen Aktien obendrauf und wird nach dem IPO noch mit 16,3 Prozent dabei sein. Die japanische Softbank gibt dagegen keine Anteile ab.
Wie viel Geld könnte Alibaba zum IPO einsammeln? Laut Börsenprospekt peilte Alibaba zunächst einen Ausgabekurs von 60 bis 66 Dollar je Aktie an. Am Montag (15.9.) hob der Konzern den Ausgabekurs wegen des hohen Interesses auf 66 bis zu 68 Dollar von zuvor 60 bis 66 Dollar an. Tatsächlich konnte der Konzern seine Aktien zu 68 Dollar und damit am oberen Ende der jüngsten Preisspanne losschlagen. Damit würde der Konzern einschließlich der Mehrzuteilungsoption bis zu 25,032 Milliarden Dollar erlösen. Zum Vergleich: Beim bislang größten Börsengang aller Zeiten, der Agricultural Bank of China, lag der Emissionserlös 2010 bei 22 Milliarden Dollar. Insgesamt würde Alibaba zum Börsengang mit 167,6 Milliarden Dollar bewertet. Amazon kommt aktuell auf einen Börsenwert von 149,7 Milliarden Dollar.
Welche Banken bringen Alibaba an die Börse?
Federführend beim Alibaba-Börsengang sind Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, J.P. Morgan, Morgan Stanley und Citi. Zu den sechs Konsortialführen kommen zahlreiche weitere Banken wie BNP Paribas, HSBC, Wells Fargo oder die CLSA mit Sitz in Hong Kong. Sie sorgen mit ihren Netzwerken dafür, dass die riesige Aktienanzahl schnell und breit platziert wird.
Unter welcher ISIN bzw. WKN wird die Alibaba-Aktie künftig geführt?
Nach Auskunft der zentralen deutschen Vergabestelle in Frankfurt wird die Alibaba-Aktie künftig unter der WKN: A117ME laufen. Die entsprechende ISIN lautet: US01609W1027
Wann wird die Aktie frühestens notiert?
Alibaba hat im Mai seinen ersten Börsenprospekt bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht und die Pläne seither mehrfach konkretisiert. Mit dem jüngsten, Anfang September eingereichten Update hat der Konzern jetzt die heiße Phase eingeläutet. Dazu trommelt das Management derzeit auf der so genannten Roadshows bei Investoren für das Unternehmen. Offenbar werden die Orderbücher wegen des hohen Interesses bereits vorzeitig geschlossen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Freiatg. Für den 19. September ist das Börsendebüt an der New York Stock Exchange vorgesehen.
Ab wann wird die Alibaba-Aktie in Deutschland gehandelt?
Üblicherweise werden US-Unternehmen ein bis drei Tage nach der Erstnotiz in den USA auch in Deutschland gelistet. Bei großen Börsengängen geht es aber regelmäßig erheblich schneller. Von der Deutschen Börse heißt es, der Handel mit Alibaba in Frankfurt dürfte - ähnlich wie etwa bei Facebook oder Twitter - "zeitnah" nach dem ersten US-Kurs starten. In der Praxis dürfte es daher bereits kurz nach der ersten Kursstellung an der Wall Street losgehen, womöglich also bereits am Nachmittag des 17. oder 18. September deutscher Zeit.
Auf Seite 5: Wie Privatanleger an die Aktie kommen können
Wie kommen Privatanleger in Deutschland an die Aktie?
Bei Alibaba dürfte der Börsengang laufen wie bei Facebook oder Twitter: Anleger in Deutschland können das Papier nicht zeichnen. Wer angesichts der erneut grassierenden Internet-Euphorie die Alibaba-Aktie in seinem Depot haben will, muss also bis zur Erstnotiz in Deutschland warten.
Plant Alibaba eine Dividende?
Nein. Nach den zum Börsengang bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Unterlagen will der Internet-Händler laut Börsenprospekt "auf absehbare Zeit" keine Dividende zahlen. Man plane die verfügbaren Mittel sowie "den überwiegenden Teil, wenn nicht sämtliche künftige Gewinne in die Expansion sowie den Geschäftsbetrieb zu investieren."
Was sind die Stärken des Konzerns?
Alibaba ist klarer Marktführer im Online-Handel in China. Alleine im vergangenen Jahr hat der Konzern nach eigenen Angaben rund 14,5 Milliarden Bestellungen im Gesamtwert von 296 Milliarden Dollar abgewickelt. Dazu verfügt Alibaba mit den Webplattformen Alibaba, Toabao sowie Tmall und dem Bezahldienst Alipay über starke Marken.
Wo sind die Knackpunkte?
Chinesische Unternehmen sind nicht eben für übermäßige Transparenz bekannt. Das dürfte bei Alibaba nicht anders werden. Die Auftaktveranstaltung zur Roadshow am 5. September in New York wirkte da wie ein Mentekel: Alibaba habe Fragen nach der Strategie offen gelassen, monierten zahlreiche Investoren nach dem Termin im berühmten Waldorf Astoria.
Dazu kommt das Lizenz-Risiko. Die Rechte an den chinesischen Webseiten hält eine Gruppe auserwählter Festlandschinesen um Alibabas Gallionsfigur Jack Ma. Sollten Jack Ma oder ein anderer Rechteinhaber bei der launischen chinesischen Führung in Ungnade fallen, wären die Rechte weg. Für die Aktie hätte das fatale Folgen.
Zudem gibt es wirtschaftliche Risiken. Wachstumsraten von 40 bis 50 Prozent sind kein Naturgesetz und die Internet-Durchdringung der chinesischen Haushalte ist ebenfalls endlich. Darüberhinaus ist bislang völlig unklar, wie Alibaba mittelfristig gegen die US-Internet-Ikonen Ebay oder Amazon bestehen kann.
Auf Seite 6: Für welche Anleger die Aktie geeignet ist
Für wen ist die Alibaba-Aktie geeignet?
Die Chinesen haben eine starke Ausgangsposition auf ihrem Heimatmarkt und wachsen schnell. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr (31.3.) stiegen die Erlöse um gut die Hälfte auf umgerechnet 8,5 Milliarden Dollar. Der Gewinn vervierfachte sich nahezu auf 3,72 Milliarden Dollar. Allerdings ist Alibaba kein Start-up mehr. Diese Wachstumsraten werden bröckeln.
Dazu kommt die rechtliche Situation. Alibaba-Anleger sind nur indirekt an den erfolgreichen Unternehmen in China beteiligt. Ziehen sich die Rechte-Inhaber den Unmut der Parteiführung zu, kann es richtig bei der Aktie krachen.
Kurzfristig bleibt das Papier aber verlockend. Nach dem Comeback von Facebook und Twitter sind Internet-Aktien derzeit wieder en vogue. Viele Profis können es sich schon aus Performance-Gründen nicht leisten, den Aufwärtstrend nicht verpassen und springen auf.
Bei Alibaba sind die Voraussetzungen ähnlich. Angesichts der schieren Größe des Börsengans bleibt vielen Fondsmanagern kaum etwas anderes übrig, als zuzugreifen. Für Privat-Anleger könnte Alibaba also ein verlockendes Investment sein. Aber Vorsicht: Für mehr als eine Depotbeimischung taugt der Wert nicht - dafür sind die Risiken einfach zu groß.