Insider halten ein Emissionsvolumen von 30 Milliarden Dollar für möglich. Damit würde Ant Financial den Ölkonzern Saudi Aramco übertrumpfen, dessen Börsengang im vergangenen Jahr 29,4 Milliarden Dollar einbrachte.
Im Wertpapierprospekt nannte die Ant-Gruppe, die den Bezahldienst Alipay betreibt, weder den konkreten Zeitpunkt noch ein Volumen. In der Regel ist es nach einer Veröffentlichung des Wertpapierprospekts aber nur noch eine Frage von wenigen Wochen, bis die Aktien platziert werden. Einer mit den Plänen vertrauten Person zufolge sollen zwischen zehn und 15 Prozent der Aktien an den Markt gebracht werden. Ant lehnte eine Stellungnahme ab. Ma, der seit Jahren auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen aus China ganz oben steht, hat am 10. September Geburtstag. Vor einem Jahr war er an diesem Tag nach 20 Jahren an der Alibaba-Spitze von seinem Posten zurückgetreten.
Ant Financial wurde zuletzt mit mehr als 200 Milliarden Dollar bewertet und ist damit das teuerste Fintech-Unternehmen der Welt. Mit Alipay betreibt Ant den dominierenden Bezahldienst in China und bietet über die Apps auch Kredite, Versicherungen und Vermögensmanagement-Dienste an. Alibaba hält ein Drittel der Anteile. Seit der letzten Finanzierungsrunde 2018 sind außerdem namhafte Investoren wie der Staatsfonds Temasek aus Singapur und der Finanzinvestor Warburg Pincus beteiligt.
Neben der Hongkonger Börse strebt Ant Financial die Börse in Shanghai an. Dort wird das Segment Star Market angepeilt, das es erst seit vergangenem Sommer gibt und speziell für wachstumsstarke chinesische Firmen nach dem Vorbild der US-Börse Nasdaq geschaffen wurde. Alibaba hatte die New Yorker Technologiebörse 2014 noch für seine Erstplatzierung gewählt. Inzwischen herrscht aber Eiszeit in den Beziehungen zwischen der Volksrepublik und den USA. Die Drohungen von US-Präsident Donald Trump gegen chinesische Unternehmen in den USA dürften für Ant Financial eine Rolle bei der Wahl des Handelsplatzes gespielt haben.
Von der Corona-Krise ließ sich Ant Financial bislang nicht beeinflussen. Im ersten Halbjahr erwirtschaftete das Unternehmen laut Wertpapierprospekt einen Betriebsgewinn von umgerechnet rund drei Milliarden Euro nach gut 500 Millionen im ersten Halbjahr 2019. Der Umsatz stieg um 38 Prozent auf neun Milliarden Euro. Trotz der Corona-Pandemie gilt das Umfeld für Börsengänge als günstig, schließlich haben die weltweiten Börsen dank der weit offenen Geldschleusen der Zentralbanken in den vergangenen Monaten kräftig zugelegt. So stiegen die US-Technologiebörse Nasdaq und der breiter gefasster S&P 500 jüngst auf Rekordhochs.
rtr