Auch weiterhin steckt der Gesamtmarkt noch in einer mittelfristigen Abwärts- oder bestenfalls Seitwärtsbewegung. Einzelne Aktien haben dagegen ganz andere Trends: Sie fallen entweder viel stärker als der Gesamtmarkt und gehören damit auf keinen Fall in das Portfolio - oder sie steigen entgegengesetzt der Markttendenz und glänzen durch eine Outperformance. Bei der Suche nach diesen Perlen hilft unser Überblick über die statistische Entwicklung aller DAX-Aktien.

Wir haben für alle Papiere im Index die kurzfristige und langfristige Relative Stärke ermittelt, also den Abstand in Prozent zu dem Durchschnittskurs der vergangenen 21 und 200 Börsentage berechnet. Die Position eines jedes Papiers in dieser Rangliste zeigt, wie populär es in den vergangenen Wochen oder Monaten war und ob die Nachfrage nach der entsprechenden Aktie eher zunimmt (kurzfristiger Rang höher als langfristiger Rang) oder abnimmt (kurzfristiger Rang niedriger als langfristiger Rang).

Dazu geben wir eine kurze Einschätzung des Trends einer jeden Aktie. Entsprechende Zonen mit starkem Kauf- oder Verkaufsinteresse (Unterstützungen und Widerstände) geben wir auf den folgenden Seiten als Kursziele auf der Oberseite und Unterseite an. Im zweiten Teil der Serie durchleuchten wir Deutsche Börse, Deutsche Post, Deutsche Telekom, E.ON, Fresenius, Fresenius Medical Care, HeidelbergCement, Henkel, Infineon und K+S.



Deutsche Börse



Die Aktie der Deutschen Börse ist nur auf Rang 17 der Aktien, die sich kurzfristig am weitesten von ihrem Monatsdurchschnittskurs nach oben abgesetzt haben. Berechnet mit der 200-Tage-Linie liegt sie dagegen auf Rang 8. Kurzfristig wird das Papier damit weniger stark nachgefragt, was auch daran liegen könnte, dass die Zone um 56,13 / 57,13 Euro erreicht ist, die seit Mai in unzähligen Fällen Anlass für Gewinnmitnahmen gewesen ist. Es dürfte Anlegern schwer fallen, hier nun neue Positionen einzugehen.

Sobald die Nachfrage aber über diesen Bereich hinaus anhält, wird die Aktie schlagartig attraktiv. Bis dahin sollte sie auf die Beobachtungsliste gesetzt werden. Auf der Unterseite erstreckt sich die Seitwärtsbewegung auf die Zwischentiefs von August und Oktober bei 49,90 und 50,60 Euro. Da das Papier aus dem etwa zu Jahresbeginn gestarteten Abwärtstrend nach oben ausgebrochen ist, sind neue Tiefs kurzfristig eher unwahrscheinlich.













Deutsche Post



Die Deutsche Post gehört kurzfristig zu den eher wenig nachgefragten Papieren (Rang 23 von 30), langfristig liegt sie im Mittelfeld. Der Blick auf den Chart zeigt eine Reihe fallender Zwischenhochs und Zwischentiefs im Kursverlauf - ein klarer Abwärtstrend. Bessern würde sich die Perspektive oberhalb dieser Trendgeraden und des 200-Tage-Durchschnitts bei aktuell rund 26 Euro. Beide Einflussfaktoren wurden in den vergangenen Wochen als Auslöser für stärkere Verkäufe - und damit Wendepunkte zurück nach unten - beobachtet. Auf der Unterseite gibt es leider keine Zonen, an denen der gegenteilige Effekt zu sehen wäre. Ein Orientierungspunkt für Schnäppchenjäger wäre allenfalls das jüngste Zwischentief bei 21,55 Euro, ansonsten gibt es keine ausgeprägten Kaufzonen im Chart, was eine Bodenbildung im Krisenfall erfahrungsgemäß erschwert.













Deutsche Telekom



Bei 12,90/13,15 Euro lagen seit Jahresanfang mehrere Wendepunkte der Deutschen Telekom. Die Aktie wird auch bei dem nun stattfindenden, nächsten Anlauf auf diese Hürde - nicht ohne zu zögern - zu höheren Preisen gekauft werden. Insbesondere der hohe Abstand zum durchschnittlichen Kurs des zurückliegenden Monats mahnt zur Vorsicht. Er beträgt rund 7,7 Prozent und ist damit auf einem Niveau, das oftmals Korrekturen ankündigte.

Jeodoch ist die Aktie zugleich nach einem Anstieg von 30 Prozent seit dem Zwischentief Mitte Oktober eines der am Besten gelaufenen Papiere im DAX und verdient damit besondere Aufmerksamkeit. Nach einer Konsolidierung in Richtung 12,25/12,50 Euro würde das Chance-Risiko-Verhältnis mit der abnehmenden Überhitzung des Papiers wieder besser werden. Kurzfristig denkende Anleger sollten Zwischenkorrekturen zum Einstieg abwarten und jetzt erst einmal Gewinne mitnehmen. Wer langfristig handelt, kann die Aktie unverändert im Depot belassen. Nach oben ist der Weg frei, sobald die eingangs erwähnten Widerstände überschritten werden. Zuletzt wurde das Papier im Jahr 2008 zu höheren Preisen gehandelt.













E.ON



Die einstmals zuverlässig auftretende Nachfrage bei 12,90/13 Euro ist verebbt, seitdem bröckeln die Kurse, auch wenn es immer wieder zu stärkeren Aufholjagden kommt. Der seit Jahren intakte Abwärtstrend könnte die Notierungen bis 11,80/12 Euro drücken, wenn er nicht nach oben durchbrochen wird. Das wäre erst der Fall, wenn sich auch über 14,50 Euro noch Käufer finden würden.













Fresenius Medical Care (FMC)



FMC ist eines der langfristig attraktivsten Papiere im DAX, durchlebt derzeit aber eine kurzfristige Konsolidierungsphase. Dabei wird bereits offensichtlich, wie sehr Anleger das Papier schätzen. Anstatt mit einer oft üblichen Abwärtsbewegung vollzieht sich die Atempause im Aufwärtstrend durch eine mit eher moderaten Schwankungen verlaufende Seitwärtsbewegung, bei der bereits an der ersten Unterstützung bei 55,50/56,50 Euro wieder gekauft wird. Daran ist abzulesen, dass sich derzeit kaum jemand von dem Papier trennen möchte. Doch selbst ein Rückschlag in Richtung 51,50 Euro an die 200-Tage-Linie wäre für die positive Prognose noch nicht schädlich. Stattdessen ist aber eher damit zu rechnen, dass das Allzeithoch bei 60,27 Euro in Angriff genommen wird. Darüber wäre der Weg frei, bis sich neue Verkaufszonen ausbilden. In der Regel begünstigt dies einen weiteren Anstieg, so dass nach einem neuen Rekordstand eine unverändert positive Prognose gestellt werden kann. Nach der jüngsten Konsolidierung ist die Aktie auch wieder bis an ihren Monatsdurchschnittskurs zurück gefallen und damit nicht mehr überhitzt.













Fresenius



Diese Aktie macht Spaß! Sie gehört langfristig zu den besten Papieren, daran ändert auch die kurzfristige Korrektur nichts. Der Aufwärtstrend läuft sogar noch besser als bei der Konzerntochter FMC, und auch hier nehmen Anleger Gewinne nur sehr zögerlich mit. Schon bei 40 Euro wird wieder nachgekauft. Der Oktober-Einbruch bis 36 Euro war vermutlich eine Schnäppchen-Chance, die so schnell nicht wiederkehrt. Bleibt das Papier seinem bisherigen Tempo und der Marschrichtung treu, sind Kurse bis 46 Euro möglich. Dort verläuft die Obergrenze des aktuellen Aufwärtstrendskanals.













HeidelbergCement

Die Aktie ist eines der Papiere mit kurzfristig hoher Trendstärke und gehört auch langfristig zum Mittelfeld. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Anleger sich nicht auf Dauer auf eine Investition einlassen wollen. Immer wenn die 200-Tage-Linie bei aktuell rund 59 und die darüber verlaufende markante horizontale Verkaufszone bei rund 59,60 Euro erreicht werden, dreht der Kurs wieder nach unten. Immerhin wird - abgesehen von einem Ausrutscher, der aber ein Fehlsignal war - im Gegenzug dafür auch zwischen 49 und 52 Euro immer wieder gekauft. Damit läuft das Ganze auf eine längerfristige Seitwärtsbewegung hinaus, bis eine dieser Grenzen nachhaltig verletzt wird.













Henkel



Henkel positioniert sich auf beiden Ranglisten relativ gut und weckt alleine dadurch bereits das Interesse eines statistisch auswählenden Investors. Subtile Veränderungen im Chart hin zum Positiven machen auch den klassischen Trader auf das Papier aufmerksam: Der vor wenigen Tagen erfolgte Anstieg über die bisher immer als Verkaufszone wirksame Widerstandszone bei rund 83,70 Euro ist ein kurzfristig positives Zeichen. Der Weg bis in den Bereich 86,40/86,96 Euro damit frei. Nach dem verhältnismäßig steilen Anstieg von mehr als 12 Euro seit dem Oktobertief wird die Aktie über kurz oder lang konsolidieren müssen. Ein ehemaliger Kursbereich mit starkem Abgabedruck bei rund 79 Euro hat nun jedoch einen Rollentausch hin zur Kaufzone vollzogen und sollte als Stabilisator wirken. Schon um 81 Euro an der 200-Tage-Linie ist mit ersten Schnäppchenjägern zu rechnen.













Infineon



Infineon steht kurz vor einem Ausbruch über die ernst zu nehmende Verkaufszone bei etwa 7,85 bis 8 Euro und kann dann zunächst problemlos weiter bis 8,45 Euro steigen. Erst dort sollte die 200-Tage-Linie mittel- bis langfristig motivierte Aktionäre erneut zu Gewinnmitnahmen veranlassen. Dass die Kurse aber weiter bis 9,15/9,45 Euro klettern, ist angesichts der niedrigen Rangposition der Aktie im DAX-Vergleich aus heutiger Sicht noch eher unwahrscheinlich. Anleger müssen damit rechnen, dass auf lange Sicht die Kaufzone bei 6,75/6,90 Euro wieder erreicht wird.













K+S



Die Aktie ist angesichts der immer wieder bei rund 25 bis 25,50 Euro erfolgenden Verkäufe nur noch bis zu dieser Zielzone haltenswert. Dies jedoch um so mehr, da sie zu den Papieren mit sehr hoher Relativer Stärke gehört (Rang 3), derzeit also einen guten "Lauf" hat. Sobald die genannte Verkaufszone aber erreicht wird, dürfte das schon stark gestiegene Papier noch überhitzter sein. Bereits jetzt beträgt der Abstand zum Monatsdurchschnittskurs rund sieben Prozent, was - wenn man das bisherige Schwankungspotenzial der Aktie berücksichtigt - zwar noch Rest-Aufwärtspotenzial lässt, aber mittelfristig zwingend nach einer Korrektur verlangt. Wiederholte Nachkäufe waren in der jüngeren Vergangenheit an schwachen Tagen um 22 Euro zu beobachten, eine gute erste Orientierungsmarke für Schnäppchenjäger.











Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

www.index-radar.de