Auch weiterhin steckt der Gesamtmarkt noch in einer mittelfristigen Seitwärtsbewegung. Einzelne Aktien haben dagegen ganz andere Trends: Sie fallen entweder viel stärker als der Index und gehören damit auf keinen Fall in das Portfolio - oder sie steigen entgegengesetzt der Markttendenz und glänzen durch eine Outperformance. Bei der Suche nach diesen Perlen hilft unser Überblick über die statistische Entwicklung aller DAX-Aktien.

Wir haben für alle Papiere im Index die kurzfristige und langfristige Relative Stärke ermittelt, also den Abstand in Prozent zu dem Durchschnittskurs der vergangenen 21 und 200 Börsentage berechnet. Die Position eines jedes Papiers in dieser Rangliste zeigt, wie populär es in den vergangenen Wochen oder Monaten war, und ob die Nachfrage nach der entsprechenden Aktie eher zunimmt (kurzfristiger Rang höher als langfristiger Rang) oder abnimmt (kurzfristiger Rang niedriger als langfristiger Rang).

Dazu geben wir eine kurze Einschätzung des Trends einer jeden Aktie. Entsprechende Zonen mit starkem Kauf- oder Verkaufsinteresse (Unterstützungen und Widerstände) geben wir auf den folgenden Seiten als Kursziele auf der Oberseite und Unterseite an. Im dritten Teil der Serie durchleuchten wir Lanxess, Linde, Lufthansa, Merck, Münchner Rück, RWE, SAP, Siemens, ThyssenKrupp und Volkswagen.



Lanxess



Die Aktie landet auf beiden Ranglisten auf dem letzten Platz und ist damit nur für Anleger interessant, die gerne auf weiter fallende Notierungen spekulieren möchten. Ein Kursbereich mit Kaufinteresse ist erst wieder ab 30 Euro erkennbar, jede Menge Luft nach unten also. Auf der Oberseite kam die jüngste Korrektur bereits bei rund 42,30 Euro zum Stillstand.













Linde



Linde befindet sich in einer seit Anfang 2013 anhaltenden Seitwärtsbewegung zwischen rund 138 und 156/158 Euro. Innerhalb dieser langfristigen Tradingrange ist alles möglich, zuletzt wurden eher Kurse im Bereich der Obergrenze aufgerufen. Aber wie das nun mal so mit Handelsspannen ist: Die Richtung kann jederzeit drehen, ein klarer, investierbarer Trend existiert nicht.













Lufthansa



So ungerne wir abgenutzte Beschreibungen wie "Absturz" und "Im freien Fall" im Zusammenhang mit der Airline-Aktie verwenden, so sehr trifft die Beschreibung einfach zu. Platz 29 auf der Rangliste der Relativen Stärke über 200 Börsentage sagt eigentlich bereits alles. Nach dem "Sinkflug" des Papiers bis an die Kaufzone bei rund 10,50/10,70 Euro wurde es zumindest für kurzfristige Zocker interessant, die auf eine Gegenbewegung der überverkauften Aktie spekulierten. Doch dieser Impuls ist nun auch vorbei , spätestens um 13,90 Euro sollte er es zumindest sein. Dann ist die Aktie wieder extrem absturzgefährdet, immerhin zeigt der langfristige Trend klar nach unten.













Merck



Merck ist auf allen Ranglisten die absolute Nummer 1 - diese Aktie gehört in jedes Depot, die Frage ist nur, ob sie gerade jetzt noch ein Kauf ist. Denn mit fast sieben Prozent Abstand zum Monatsdurchschnittskurs und 20 Prozent zur 200-Tage-Linie hat das Papier Extremzonen erreicht, die in der Vergangenheit oft zuverlässig eine Konsolidierungsphase ankündigten. Alleine der steile Anstieg von mehr als zehn Prozent innerhalb der vergangenen Handelswoche verlang geradezu nach Gewinnmitnahmen. Doch Anleger trennen sich nur zögerlich von der Aktie, eine Korrektur findet meist nur in Form einer Seitwärtsbewegung statt - so auch jetzt.

Das Problem: Ein sinnvoll ermitteltes Kursziel auf der Oberseite lässt sich für den Fall einer Fortsetzung des Aufwärtstrends nicht mehr angeben, dazu ist die Aktie schon zu weit gelaufen - Verkaufszonen (Widerstände) existieren nicht mehr. Erfahrungsgemäß sind Runde Marken wie 80 oder 90 Euro mangels Alternativen oft die nächsten Orientierungsmarken.

Auf der Unterseite dagegen ist bei 64,80/65,50 Euro ein Bereich mit mehreren Wendepunkten erkennbar, auch die 200-Tage-Linie verläuft dort und hat zuletzt im August wieder Käufer angelockt.













Münchener Rück



Die Aktie der Münchener Rückversicherung sieht seit heute besonders viel versprechend aus: Das Papier wird erstmals wieder oberhalb der seit Monaten bestehenden Abverkaufszone bei 157/159 Euro gehandelt. Mit Überwinden dieses Widerstandes ist nun der Weg frei bis zunächst in den Bereich 163/165 und dann bis an das Zwölfjahres-Hoch bei 170,40 - auch danach bleibt die Prognose positiv, wenn die Aktie sich über der nun überwundenen charttechnischen Barriere hält. Wenn nicht, wurde auf der Unterseite zuletzt bei 152,80/153,20 gekauft, erst ein kurzfristiger Rücksetzer darunter hinaus würde die Vorhersage verschlechtern.













RWE



RWE hat in beiden Ranglisten eine schlechte Platzierung und ist auf dem besten Weg zurück an das Jahrestief bei 24,75 Euro. Die dort verlaufende Kaufzone erstreckt sich nach unten bis etwa 24,20 Euro. Nach oben ist Luft bis an die 200-Tage-Linie, die Investoren beim jüngsten Kontakt als Orientierungsmarke für Verkäufe verwendeten. Sie verläuft bei 29,20 Euro. Im besten - aber unwahrscheinlichen - Fall ist eine Erholung an die 30er-Marke möglich, wo ebenfalls häufig Wendepunkte im Kurs zu beobachten waren.













SAP



Die Aktie ist sowohl kurzfristig als auch mittelfristig genau im Mittelfeld beider Ranglisten angesiedelt, verbessert ihren Status aber fortwährend. Nächstes Kursziel ist die 200-Tage-Linie bei 56,82 Euro, knapp darüber verläuft auch eine Anfang Oktober nach unten durchbrochene Aufwärtstrendlinie. Viele Anleger dürften sich an dieser Trendgeraden mi Gewinnmitnahmen orientieren, immerhin hat SAP in nur einem Monat bereits jetzt schon um mehr als 10 Prozent zugelegt. Der langfristige Abwärtstrend (rote Linie im Chart) ist auch immer noch intakt.













Siemens



Der Kurs hat seit Ende des vergangenen Jahres bereits Schwierigkeiten damit die Zone um 99/101 Euro zu überschreiten, was ihn zuletzt immer stärker einbrechen ließ - wenn Investoren kein Potenzial mehr sehen, wird eben abverkauft. Erst bei rund 75,50/77 Euro wird die Aktie seit 2012 offenbar wieder mit hoher Zuverlässigkeit als attraktiv genug zum Kaufen eingeschätzt. Dazwischen ist ein breit angelegtes Niemandsland.













ThyssenKrupp



Nach dem Ausbruch zurück über 19,50 Euro - eine Zone mit wiederholten Verkaufsinteresse, das mittlerweile abgeklungen ist - hat die Aktie wieder Potenzial. Erst bei rund 22,20/22,80 Euro ist wieder verstärkte Abgabebereitschaft zu beobachten. Auf der Unterseite dürfte die eingangs erwähnte Ex-Widerstandszone nun für den Fall eines erneuten Rückschlags Nachkäufer anlocken. Spätestens bei 16,57/16,84 Euro wurde im zurückliegenden Jahr immer zugegriffen, hier liegen zwei markante Tiefpunkte im Chart.













Volkswagen



Die VW-Aktie ist an der bis Jahresanfang zurück verfolgbaren Verkaufszone bei rund 175 bis 180 Euro angekommen. Der Anstieg wird zusätzlich durch die 200-Tage-Linie erschwert, die bei 181,20 Euro aktuell weitere Gewinnmitnahmen mittel- bis langfristig denkender Investorengruppen auslösen könnte. Das Zusammentreffen zweier charttechnischer Einflussfaktoren erschwert den Weg nach oben deutlich. Wird die Aktie dennoch weiter gekauft, wäre das ein klares Stärkesignal und würde Kurse bis 198/205 Euro wahrscheinlich machen, wo die Hochpunkte der vergangenen 12 Monate das nächste Kursziel bilden. Leider ist auch nach unten viel Luft: Erst der jüngste Tiefpunkt bei 147,40 Euro liegt wieder in einer Kaufzone. Diese Unterstützung reicht nach unten bis zum 2013er-Tief bei 136,60 Euro.











Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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