von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis

Es ist wichtig zu verstehen, warum es auch in einem Abwärtstrend zeitweilig zu einem stärkeren Kursanstieg kommen kann: Dieses Phänomen kommt dadurch zustande, dass Marktteilnehmer zuvor auf fallende Kurse spekuliert haben, indem sie sich Aktien geliehen haben, die sie gar nicht besitzen. Diese Papiere werden dann sofort verkauft (ein so genannter Leerverkauf), was den Kursrutsch an den Börsen auslöst. Irgendwann müssen Spekulanten dann die entsprechenden Aktien am Markt zurück kaufen - in der Regel viel billiger als zu dem Zeitpunkt der Entleihe und des Verkaufs - und die Papiere dann dem Verleiher zurück geben. Die Differenz zwischen hohem Verkaufskurs und niedrigerem Rückkaufkurs ist dann der Gewinn dieser Spekulation.

Immer wenn Anleger also Papiere an der Börse kaufen um sie zurückzugeben und nach einer Abwärtsbewegung damit ein paar Leerverkaufspositionen zu schließen, kommt es zu einer höheren Nachfrage am Markt, und damit auch zu einem Kursanstieg. Doch dieser Effekt ist nur von kurzer Dauer und lässt den DAX in der Regel nur einen Bruchteil des zuvor verlorenen Terrains zurück gewinnen.

In diese Marktphase könnte der Index nach dem jüngsten Kurssturz vorläufig als Nächstes kommen. Anleger sollten nicht den Fehler machen, daraus auf eine Bodenbildung zu schließen. Vielmehr dürfte der Markt nach dem jüngsten Einbruch einen starken Vertrauensverlust unter Investoren zu verzeichnen haben, da ein nachhaltiges Kaufinteresse wieder einmal nicht zustande gekommen ist. Dieser Effekt ist sich selbst verstärkend, und verschärft sich in immer tiefer reichenden Verkaufswellen. Inzwischen ist auch der Bereich um 9350/70 bis 9420 Zähler nicht mehr verlockend genug für Anleger gewesen, um noch größere Positionen aufzubauen (siehe Fünf-Minuten-Chart). Er könnte sich nun sogar in eine Verkaufszone verwandeln, ein Effekt, der häufiger am Markt zu beobachten ist.

Eine stärkere Erholung könnte zwar sogar bis in die Zone 9550/9600 reichen, aber dafür wird es vermutlich mehr als einen Tag brauchen. Spätestens dann dürften die Verkäufer wieder zuschlagen, denn das nächste Kursziel für den Index - welches im Tageschart gut erkennbar ist) liegt aktuell eher an der 8900er-Marke als im Bereich um 9900 Punkten, wo der erste mittelfristige Widerstand (Verkaufszone) verläuft.

Chart 2 - DAX- Ein-Stunden-Chart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %

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Chart 3 - Tageschart

Im Tageschart ist das jüngste auffällige Ereignis das Abprallen der Kurse am ehemaligen Aufwärtstrend bei aktuell 9900/9950 Zählern. Aus der Position dieser Trendlinie (unterer Rand des grün markierten Korridors) lassen sich dadurch auch für die nähere Zukunft Kursziele ableiten. Negativ ist das Signal aber nicht, denn auch ein flacherer Anstieg der Kurse würde letztendlich zu Gewinnen führen, und gleichzeitig das Risiko einer schnellen Marktüberhitzung senken. Denn davor waren die Notierungen zu schnell geklettert, um nachhaltig noch weiter steigen zu können - diese Gefahr besteht nun nicht mehr, der Markt muss ein neues Aufwärtstempo erst noch finden, wenn es mittelfristig überhaupt aufwärts geht.

Pendelt der DAX sich eher in einer Seitwärtsbewegung ein, was nach dem Rückfall unter die 200-Tage-Linie die leicht wahrscheinliche Option darstellt, ist die Zone um 8900 Zähler als Unterstützung ins Auge zu fassen. Solange hier - wie schon seit Ende 2013 - weiter gekauft wird, droht kein neuer Abwärtstrend.

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.

Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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