Ausgangssituation
Stellen Sie sich eine scharfe Korrektur vor - und keiner macht mit. So geschehen in den vergangenen Wochen beim DAX. Während zahlreiche Marktteilnehmer und Börsenanalysten auf eine Abwärtsbewegung bei den deutschen Standartwerten warteten, stieg der Index unermüdlich nach oben - alleine im März um 3,3 Prozent. Damit summiert sich der Gewinn beim DAX auf 7,8 Prozent seit Jahresbeginn.
Damit jedoch sollte die Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein. Denn auf langfristige Sicht überzeugt der DAX mit einem intakten Aufwärtstrend. Anfang April trennen den Index nur noch 20 Punkte von seinem Allzeithoch bei 12391 Zählern. Wird diese Hürde nachhaltig durchbrochen, könnte das Motto anschließend heißen: "Freie Fahrt voraus". Wir präsentieren nachfolgend drei DAX-Werte, die sich charttechnisch in Bestform zeigen. Bei zwei Aktien jedoch sollten Anleger umsichtig agieren. Käme es nämlich im neuen Quartal zu einer Gegenbewegung nach unten, so könnten gerade diese Titel überproportional stark nachgeben.
DAX: Monatschart
Auf Seite 2: Merck-Aktie: Auf zum Allzeithoch
Merck-Aktie: Auf zum Allzeithoch
Schritt für Schritt nach oben, so das Motto beim Kursverlauf der Merck-Aktie. Seit mehr als eineinhalb Jahren haderte die Notierung mit der Marke um 100 Euro. Nicht selten erweist sich die Grenze hin zum dreistelligen Kursbereich als hart umkämpft. Der Ausbruch nach oben gelang schließlich mit dem Beginn des neuen Jahres. Eine der Grundprinzipien der Charttechnik: Ein Widerstand wandelt sich in eine Unterstützung, wenn diese nach oben durchbrochen wird. Und so kamen Korrekturen bei der Merck-Aktie in den vergangenen Wochen stets im Bereich um 100 Euro zum Stoppen.
Zusätzlich erweist sich die 200-Tagelinie (blau) als relativ solider Halt. Diese verläuft bei aktuell 97,80 Euro und visualisiert die durchschnittlichen Notierungen der vergangenen 200 Handelstage und damit den mittelfristigen Trend. Dieser zeigt aufwärts. Derzeit notiert Merck nur 4,6 Prozent oberhalb dieses gleitenden Durchschnitts. Somit würde ein möglicher neuer Aufwärtsschub von einer gesunden Kursbasis aus starten.
Der Monat März überzeugte mit einem Plus von rund drei Prozent. Dies spricht für die innere Stärke der Merck-Aktie. Nun sollte das bisherige Allzeithoch angegangen werden. Dieses wurde vor fast genau zwei Jahren bei 111,85 Euro markiert. Der Titel sollte aufgrund seiner mehrmonatigen Konsolidierung nun genug Kraft besitzen, um den Ausbruch nach oben zu schaffen. Damit könnte sich dann auch diese Hürde in eine neue Unterstützung wandeln. Im Falle einer kräftigeren Korrektur stünde die 100-Euromarke als Haltelinie bereit.
Merck: Wochenchart
Auf Seite 3: Allianz - Spannung pur am Widerstand
Allianz-Aktie: Spannung pur am Widerstand
Kommt er jetzt? Der lang erhoffte Ausbruch über die Marke von 180,29 Euro? Dies war die höchste Notiz des Jahres 2007. Seither versuchte sich der Kurs der Allianz-Aktie zweimal an dieser Hürde - und scheiterte jedes Mal kläglich daran; letztmalig Ende 2015. Gerade der Fall Allianz zeigt die Bedeutung langfristiger Chartbetrachtung bei der Kursanalyse. Denn Schlüsselmarken aus der Vergangenheit entfalten auch heute noch ihre Wirkung auf den Verlauf der Kurven. Sollte der Sprung über die 180er-Hürde gelingt, so wäre dies einem langfristigen Befreiungsschlag gleichzusetzen. Und die Chancen hierfür stehen gut.
Seit dem Korrekturtief vom Juli 2016 bei 118,35 Euro befinden sich die Aktien des Münchener Versicherungskonzerns erneut im Aufwind. Dabei konnte die 200-Tagelinie nach oben durchbrochen werden. Will heißen: Derzeit sind die Allianz-Aktien teurer als im Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage. Dies zeugt von der wieder zunehmenden Nachfrage vonseiten der Anleger. Dabei hat sich der Kurs noch keinesfalls heiß gelaufen; hiervon spricht der prozentuale Abstand zwischen 200-Tagelinie und aktuellem Kurs (siehe Linie unterhalb des Aktiencharts). Dieser Abstand beträgt derzeit knapp 17 Prozent. Rückblickend betrachtet darf dies noch als gesunde Kursbasis bezeichnet werden.
Die Allianz-Aktie steigt bereits den sechsten Monat in Folge, wobei die Schlussnotierung vom März gleichzeitig dem Monatshoch entspricht. Das offenbart die positive Einschätzung der Investoren für den Titel. Andererseits könnte die jüngste Kursstärke Anleger zu Gewinnmitnahmen animieren, die jedoch nur kurzfristiger Natur sein sollten. Der Abstand zwischen Durchschnittskurs und Allianz-Notierung würde sich damit sogar weiter reduzieren. Ein gelungener Ausbruch nach oben brächte ein langfristiges Kursziel von 250 / 288 Euro mit sich. Durch den Verlauf der 200-Tagelinie bei 146 Euro erscheint die Allianz-Aktie als relativ solide unterstützt.
Allianz: Monatschart
Auf Seite 4: RWE-Aktie: Die Chance auf eine große Trendwende
RWE-Aktie: Die Chance auf eine große Trendwende
Der wieder leicht nach oben strebende 200-Tagedurchschnitt verkündet das potenzielle Ende des langfristigen Abwärtstrends beim Energieversorger RWE. Nun wird es spannend: Der Aktienkurs steht nämlich kurz vor einem wichtigen Widerstand, der sich um 16,49 Euro erstreckt und noch vom Jahreshoch 2016 herrührt. Seit Januar konnte der Titel bereits, ohne größere Konsolidierung, rund 30 Prozent an Wert zulegen. Das Ende der Aufwärtsbewegung scheint jedoch noch nicht vorüber zu sein.
Bei RWE deutet sich zunehmen eine langfristige Bodenbildung an, die Anleger gewinnbringend für sich nutzen können. Hierfür wäre es jedoch notwendig, die 16,49er-Hürde zu knacken, dann sollte im nächsten Schritt der Bereich um 20 Euro anvisiert werden. Dies entspräche, nach einem erfolgreichen Ausbruch, noch immer einem Kurspotenzial von rund 21 Prozent. Andererseits wartet die RWE-Preislinie mit einer relativ nahen Unterstützung auf: Die Kursmarke um 14,23 Euro.
Derzeit notieren RWE rund 13 Prozent oberhalb ihres gleitenden Durchschnitts. Mit Blick auf die zurückliegenden Jahre ist dies eine Kursbasis, die noch keine Sorgen im Hinblick auf eine mögliche größere Korrektur aufkommen lässt. Die 14,23er-Marke erlaubt es Anlegern zudem, mit einem relativ engmaschigen Stop-Losskurs zu arbeiten.
RWE: Wochenchart
Auf Seite 5: Achtung: Korrekturgefahr! Zwei Dax-Aktien, die für eine Korrektur anfällig sind
Commerzbank-Aktie: Ein Short-Partner für schwache Tage
Wohin geht die Reise bei der Commerzbank? Betrachtet man sich die Kursbewegung der letzten Märzwoche - dargestellt durch die letzte Kerze im Wochenchart -, so kommen erste Zweifel am Fortbestand der jüngsten Kursrallye auf. Zwar konnte die Commerzbank im Wochenverlauf um bis zu 7,5 Prozent zulegen, doch drückten Gewinnmitnahmen den Kurs wieder abwärts. Letztlich verblieb ein Wochenplus von einem halben Prozent.
Eine Kursschwäche, die zur Vorsicht mahnt! Denn das starke Plus der vergangenen fünf Wochen hat den Commerzbank-Kurs zusehends von seiner 200-Tagelinie entfernt. Derzeit notiert "Coba" rund 24 Prozent oberhalb seiner durchschnittlichen Preise der jüngsten Vergangenheit. Ein Niveau, welches rückblickend betrachtet, zu Gewinnmitnahmen animiert. Erschwerend kommt hinzu, dass die Commerzbank-Aktie derzeit knapp unterhalb des Widerstands um neun Euro notiert. Und genau diese Marke ist der "Coba" Ende März zum Verhängnis geworden.
Auch wenn die langfristige Bodenbildung bei der Commerzbank-Aktie fortschreiten sollte: Kurz- bis mittelfristig muss die Möglichkeit einer Korrektur einkalkuliert werden! Insbesondere dann, wenn auch der Gesamtmarkt zu schwächeln beginnt. Dann würden vornehmlich solche Titel auf der Verkaufsliste der Investoren stehen, die stark überkauft sind. Bei der Commerzbank könnte eine Gegenbewegung bis an die 8-Euromarke reichen; im zweiten Schritt bis an die 200-Tagelinie bei knapp sieben Euro heran. Ausgehend von der heutigen Kursbasis entspräche dies einem möglichen Korrekturpotenzial von rund 17 Prozent. Für Trader, die auf fallende Notierungen spekulieren: Ein erster Stop-Losskurs für eine Short-Position könnte knapp oberhalb der 10-Euromarke angelegt sein.
Commerzbank: Wochenchart
Auf Seite 6: Adidas: Wer schneller rennt, ist früher reif
Adidas-Aktie: Wer schneller rennt, ist früher reif
Was für ein starker März! Um fast 18 Prozent schnellten die Papiere von Adidas im vergangenen Monat nach oben und markierten bei 185,05 Euro ein neues Allzeithoch. Das war offenbar ein wenig zu viel des guten, sagte sich Anleger und machten Kasse. Zwischenzeitlich nämlich hat sich Adidas heiß gelaufen und sich auch zusehends von seinen Durchschnittskursen der vergangenen 200 Handelstage entfernt - die Aktie gilt derzeit als leicht überkauft (siehe Kurve unterhalb des Aktiencharts). Und so konsolidiert der Adidas-Kurs bereits seit drei Wochen, wenn auch noch immer auf hohem Niveau.
Keine Frage: Der langfristige Aufwärtstrend bei Adidas ist intakt, wovon nicht zuletzt die ansteigende 200-Tagelinie zeugt. Jedoch sollten Anleger den relativ hohen Abstand zwischen Aktiennotierung und gleitenden Durchschnitt im Auge behalten. Im Falle einer plötzlich eintretenden Korrektur könnte die 200-Tagelinie als erstes Kursziel definiert werden. Diese verläuft bei derzeit 149 Euro und damit rund 19 Prozent von der aktuellen Notierung entfernt.
Anleger sollen also bei den Adidas-Aktien Vorsicht walten lassen und etwaig bestehende Kursgewinne durch ein Anheben des Stop-Losskurses sichern. Wer im Falle einer Marktkorrektur mittels Short-Derivate auf fallende Notierungen bei der Adidas-Aktie setzen will, kann einen anfänglichen Stop-Losskurs zwischen 190/200 Euro platzieren; dieser läge damit noch oberhalb des Allzeithochs. Buchgewinne sollten durch ein zeitnahes Anpassen des anfänglichen Stop-Losskurses abgesichert werden.
Adidas: Wochenchart
Manfred Ries vom Index-Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann mit Studium der Volkswirtschaftslehre. Über viele Jahre arbeitete er in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht.
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