Der große Investorentag ist die erste Feuerprobe für den Nachfolger von Michael Diekmann. Im Allianz Auditorium an der Münchner Königinstraße werden Bäte und seine Vorstandskollegen den ganzen Tag über ihre Ideen präsentieren. Es wird erwartet, dass sich der neue Mann an der Spitze zu vier Themen äußert: Kostensenkungen, Kapitalmanagement, die Zukunft der Lebensversicherung und die Digitalisierung des Versicherungsgeschäfts.
Letzteres bedeutet tiefe Einschnitte für die rund 150.000 Allianz-Mitarbeiter: Viele Arbeitsplätze werden verschwinden, viele andere - vor allem Routinejobs in der Schadenbearbeitung oder anderswo im Innendienst - werden sich dramatisch ändern. Einfachere Produkte, schnellere Reaktionen auf Anfragen sind im Internet-Zeitalter gefragt. Doch Finanzvorstand Dieter Wemmer ahnt schon, dass Bäte damit die Finanzmärkte kaum beeindrucken kann. "Ob das ein großer Wurf wird, wird vielleicht intern und extern unterschiedlich bewertet", sagte er Anfang November. "Intern ist es ein großer Schritt."
Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass die Allianz in den nächsten drei Jahren mindestens eine halbe Milliarde Euro, besser 1,5 Milliarden Euro, einsparen muss. Vor allem der über Jahrzehnte gewachsene Vertrieb in der Lebensversicherung gilt als Belastung. Denn die Sparte ist im Niedrigzinsumfeld unter Druck gekommen. Im Idealfall fließt das Geld in den Ausbau neuer digitaler Angebote, um den Kunden quasi zu Hause auf der Couch abzuholen. In der Lebensversicherung könnten Alt-Bestände im Ausland verkauft werden, um das Portfolio zu straffen. Bäte selbst hat das bereits angedeutet.
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LIEBER VIEL AUSSCHÜTTEN ALS TEUER EINKAUFEN
Manche Investoren hoffen darauf, dass Bäte die Dividendenpolitik, wonach die Hälfte des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden soll, zumindest bekräftigen wird. Wenn die Allianz keine größeren Zukäufe stemmt, könnte es sogar noch mehr werden. "Da baut sich ein Budget für eine Sonderdividende auf", sagt ein Großinvestor. Andere halten es unter Bäte jedoch für gut möglich, dass der Konzern wieder öfter auf Einkaufstour geht, insbesondere in Wachstumsmärkten außerhalb Europas. Analyst Michael Huttner von JPMorgan schätzt, dass die Allianz bis Ende nächsten Jahres eine "Kriegskasse" von rund drei Milliarden Euro angehäuft haben wird. "Diese Summe ist angesichts der Größe der Allianz-Gruppe recht bescheiden - das Umsetzungsrisiko damit ebenso", schreibt er in einer Kurzstudie.
Unter Diekmann hatte sich die Allianz mit Zukäufen stark zurückgehalten. Viele Investoren sind eigentlich ganz zufrieden, dass sich der Konzern kaum vom Fusionsfieber hat anstecken lassen. Wenn die Allianz zugekauft habe, seien die Übernahmen nie zu teuer gewesen, versprochene Synergien seien zuverlässig geliefert worden. Die größte Akquisition seit der Finanzkrise war die türkische Yapi Kredi Sigorta 2013 mit knapp 700 Millionen Euro. Für den Zukauf verantwortlich war damals: Bäte.
Reuters