Europas größter Versicherer Allianz hat seinen operativen Gewinn im ersten Quartal gesteigert und damit die Analysten überrascht. Die Experten hatten unter anderem wegen der Auswirkungen des Sturms "Niklas" und des Flugzeugabsturzes bei der Lufthansa-Tochter Germanwings mit einem Rückgang gerechnet. Anleger reagierten daher positiv auf das robuste Zahlenwerk. Die Aktie des im Dax notierten Unternehmens stieg um 2,4 Prozent und gehörte damit zu den stärksten Werten im deutschen Leitindex.

Zum Jahresbeginn setzte sich der Schrumpfkurs des wichtigen Lebens- und Krankenversicherungsgeschäfts fort. Der Bereich litt weiter unter den anhaltend niedrigen Zinsen und verbuchte sinkende Margen. Im Schaden- und Unfallgeschäft machten sich teure Schäden durch Stürme wie "Niklas" und "Mike" negativ bemerkbar. Zudem drückten die Kosten für den tragischen Absturz der Germanwings-Maschine auf die kombinierte Schaden-Kosten-Quote. Die Vermögensverwaltung mit dem weltgrößten Anleihemanager Pimco und der Konzerntochter Allianz Global Investors dagegen konnte das verwaltete Vermögen leicht steigern und profitierte dabei von den steigenden Kursen sowie dem starken US-Dollar. Die Mittabflüsse aus dem Pimco-Flaggschifffonds "Total Return" hielten zwar weiter an, konnten jedoch Monat für Monat reduziert werden.

Der scheidende Konzernchef Michael Diekmann bekräftige erneut den Ausblick, den er bereits nach der Präsentation der Jahreszahlen für 2014 Ende Februar abgegeben hatte. Demnach rechnet die Allianz 2015 mit einem operativen Ergebnis von 10,0 bis 10,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte der Versicherer 10,4 Milliarden Euro erzielt.

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Wie Analysten reagieren

Während die Anleger eindeutig positiv auf die Nachrichten reagierten, fiel die Reaktion der Analysten eher verhalten aus. Nach der Präsentation der Quartalszahlen gaben sieben Experten eine Halteempfehlung für die Aktie ab, zwei Experten rieten zum Verkaufen und ein Experte setzte die Titel auf die Kaufliste.

Die Societe Generale beließ die Aktie auf "Hold" mit einem Kursziel von 165 Euro. Die vorläufigen Kennziffern sähen stark aus, doch wie gewöhnlich hätten die Eckdaten mehr Fragen aufgeworfen, als Antworten gegeben, kommentierte die Experten der französischen Großbank.

Equinet beließ die Aktie auf "Accumulate" mit einem Kursziel von 160 Euro. Der Versicherer habe mit seinen starken Eckdaten zum ersten Quartal die Erwartungen übertroffen, zudem sei die Aktie derzeit günstig bewertet und biete eine attraktive Dividendenrendite von mehr als vier Prozent, so die Experten der Investmentbank.

JPMorgan dagegen stufte die Aktie von "Neutral" auf "Underweight" ab, senkte das Kursziel von 150 auf 144 Euro und reduzierte ihre Gewinnschätzungen für 2015 und 2016 um drei beziehungsweise vier Prozent. Vor allem in der Leben-Sparte stehe der Versicherungskonzern vor Herausforderungen, schrieben die Analysten der US-Bank.

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Was BÖRSE ONLINE empfiehlt

Das überraschende Gewinnplus im ersten Quartal schürt Hoffnung, dass die Allianz ihre Jahresprognosen erfüllt - oder eventuell sogar leicht übertrifft. Zudem stehen die Zeichen bei der US-Fondstochter Pimco auf Besserung. Die Mittelabflüsse dürften sich in den kommenden Monaten zwar fortsetzen, die Rückgänge dürften jedoch weniger drastisch ausfallen als zuvor. Die jüngste Entwicklung deutet darauf hin, dass nach dem Abgang von Ex-Anleiheguru Bill Gross und der Eingliederung eines neuen Managements wieder Ruhe bei Pimco einkehrt und viele Investoren neues Vertrauen in die Vermögensverwaltung fassen.

Langfristig dürfte besonders das Sachversicherungsgeschäft positive Impulse liefern - vor allem dank der Neuausrichtung in den USA, des Rückzugs aus Russland und der Ukraine sowie der Übernahmen in Italien und Australien. Nicht zu verachten ist auch das Thema Digitalisierung: Hier könnte die Allianz die Personalkosten im Konzern senken und dadurch die Profitabilität verbessern.

Nach Einschätzung von BÖRSE ONLINE bleibt die Allianz-Aktie ein Basisinvestment für Langfristanleger. Das Papier ist mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2016 von 10,7 moderat bewertet und bietet eine äußerst attraktive Dividendenrendite von 4,5 Prozent - die höchste im Vergleich mit den anderen 29 Dax-Konzernen. Nach dem heftigen Kursrutsch der vergangenen Wochen bietet sich auf dem derzeitigen Kursniveau eine gute Einstiegsgelegenheit an.

Anleger sollten beachten, dass die Aktie durch altbekannte Probleme wie geopolitische Spannungen, anhaltende Marktschwankungen und weitere Zinssenkungen unter Druck geraten kann.

Kursziel: 190,00 Euro

Stoppkurs: 120,00 Euro

Mit Material von dpa