Die Allianz hat mit ihren Geschäftszahlen für 2014 enttäuscht. Das operative Ergebnis stieg im abgelaufen Jahr um 3,3 Prozent auf 10,4 Milliarden. Analysten hatten mit 10,7 Milliarden Euro gerechnet. Der Überschuss legte um 3,8 Prozent auf 6,22 Milliarden Euro zu. Hier hatten Experten 6,4 Milliarden Euro erwartet. Die Dividende soll um 29,2 Prozent auf 6,85 Euro erhöht werden. Das ist zwar die höchste Gewinnbeteiligung in der Geschichte des Unternehmens, Analysten hatten aber 6,97 Euro erwartet. Einen Lichtblick gab es beim Umsatz, der um 10,4 Prozent auf 122,25 Milliarden Euro kletterte und damit die erwarteten 120 Milliarden Euro übertraf.

"Geopolitische Spannungen, anhaltende Marktschwankungen und ein weiterer Zinsrückgang führten 2014 zu einem unerwartet geringen Weltwirtschaftswachstum", sagte Konzernchef Michael Diekmann auf seiner letzten Jahresbilanzpressekonferenz, bevor der Nachfolger Oliver Bäte im Mai das Ruder übernimmt. "Die Allianz konnte aber trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen bei Umsatz, operativem Ergebnis und Jahresüberschuss sehr gute Ergebnisse erzielen".

Anleger zeigten sich allerdings enttäuscht. Zunächst fiel die Allianz-Aktie am Donnerstag um mehr als zwei Prozent und lag damit am Dax-Ende. Später notierte das Papier nur noch 0,6 Prozent im Minus. Der Leitindex schloss ein Prozent im Plus.

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Wichtige Richtungsentscheidungen

Das Segment Lebens- und Krankenversicherungen blieb auch 2014 der größte Umsatzbringer für die Allianz. Die Bruttoerträge in dem Bereich stiegen um 18,6 Prozent auf 67,33 Milliarden Euro. Im Geschäft mit Schaden- und Unfallversicherungen legten die Prämieneinnahmen um 3,7 Prozent auf 48,32 Milliarden Euro zu. Im Asset Management wurden 7,16 Milliarden Euro erwirtschaftet - 10,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

In der Lebens- und Krankenversicherung habe sich laut Allianz besonders die hohe Nachfrage in den USA, Deutschland und Italien bemerkbar gemacht. Die Schaden- und Unfallversicherung habe vor allem von "relativ geringen Belastungen aus Naturkatastrophen" profitiert. Dagegen hätten sich die zwei Tochtergesellschaften im Asset Management, Pimco und Allianz Global Investors, unterschiedlich entwickelt. Bei Pimco hätten die Nettomittelabflüsse am "oberen Ende" der Erwartungen der Allianz gelegen, und das verwaltete Vermögen sei von 1114 auf 1053 Milliarden Euro geschrumpft. Dagegen habe sich Allianz Global Investors "sehr gut entwickelt" und erstmals seit der Einführung der neuen Struktur ein operatives Ergebnis von 400 Millionen Euro erzielt. Insgesamt habe das Segment Asset Management ein operatives Ergebnis im Rahmen des eigenen Ausblicks erreicht.

2014 sei laut Diekmann von wichtigen Richtungsentscheidungen geprägt worden. So habe die Allianz in den USA ihre Präsenz in der Sachversicherung "neu ausgerichtet" und das Sachversicherungsgeschäft mit Privatkunden in Russland und der Ukraine "deutlich zurückgefahren". Bei Pimco habe das Management eine breitere Führungsstruktur eingeführt, womit das Unternehmen nun für die Zukunft "gut positioniert" sei. Zudem habe der Konzern sein Sachversicherungsgeschäft in Italien und Australien durch Übernahmen verstärkt. Darüber hinaus habe die Allianz ihre Dividendenpolitik angepasst. Die Profitabilität und Cashflows seien "stabil" und die Kapitalausstattung "auch vor dem Hintergrund der kommenden regulatorischen Anforderungen stark", so Diekmann. Daher habe man die Ausschüttungsquote von 40 auf 50 Prozent des auf Aktionäre entfallenden Jahresüberschusses erhöht. Die Dividende solle "mindestens auf dem Niveau des Vorjahres" bleiben. Des Weiteren seien Teile der Struktur und Prozesse der Allianz Holding an die Anforderungen der neuen Solvency-II-Regeln und die zunehmende Digitalisierung angepasst worden.

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Allianz gibt sich optimistisch

Für 2015 gibt sich die Allianz "optimistisch" - trotz der gedämpften Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft. Das operative Ergebnis soll laut Konzernchef Diekmann zwischen 10 und 10,8 Milliarden Euro liegen. Der Ausblick für die einzelnen Segmente fällt unterschiedlich aus: So dürfte der Bereich für Lebens- und Krankenversicherungen unter Druck kommen, man werde sich daher "jedes Geschäft und jedes Produkt genau anschauen". Dagegen dürfte der Bereich für Schaden- und Unfallversicherungen "stabil" bleiben. Im Asset Management sieht Diekmann eine "tendenziell bessere Situation" als vorher: "Es gibt Zuflüsse von großen Kunden, und das stimmt mich optimistisch".

In puncto Akquisitionen will sich die Allianz zurückhalten. "Wenn ein Zukauf strategisch Sinn macht, werden wir uns das angucken", sagte Diekmann, doch grundsätzlich könne man wegen der starken Marktpositionen auch ohne Übernahmen "gut weiterkommen". Auf die Nachfrage, ob die fortschreitende Digitalisierung des Konzerns zu einem Stellenabbau bei den weltweit 146000 Mitarbeitern, davon 40600 in Deutschland, führen könnte, antwortete Diekmann: "Es ist unbestritten, dass die Digitalisierung Rationalisierungspotenzial hat".

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Einschätzung der Redaktion

Die Allianz-Aktie bleibt aus Sicht von BÖRSE ONLINE ein Langfristinvestment - auch wenn das jüngste Zahlenwerk keine Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Hier die Gründe, die einen Einstieg rechtfertigen:

- Die Allianz hat mit ihren neuen Geschäftszahlen die Prognosen der Analysten nur leicht verfehlt. Das Wachstum ist nicht spektakulär, aber solide. Etwas anderes war kaum zu erwarten.

- Der Ausbau des Sachversicherungsgeschäfts in den USA dürfte sich weiter positiv in der Bilanz niederschlagen.

- Die Verkleinerung des Sachversicherungsgeschäfts in Russland und der Ukraine dürfte die Risiken in dem Bereich reduzieren.

- Der personelle Umbruch bei Pimco kann neues Vertrauen bei Investoren schaffen und das Geschäft in dem Bereich wieder ankurbeln.

- Die Digitalisierung der Strukturen und Prozesse im Konzern dürfte die Personalkosten auf lange Sicht reduzieren und die Profitabilität verbessern.

- Der Vorstand bleibt seiner Dividendenpolitik der hohen Ausschüttungen treu. Im Dax bietet die Allianz von allen Indexmitgliedern die höchste Dividendenrendite.

- Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist sehr moderat - auch im Vergleich.

Rücksetzer beim Aktienkurs bieten eine Einstiegsmöglichkeit. Aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen für die Versicherungsbranche sollten Anleger allerdings ein gewisses Risiko einkalkulieren. Kaufen.

Kursziel: 155 Euro

Stoppkurs: 130 Euro