Wegen ihrer mauen Kursentwicklung haben die Allianz und Munich Re daher bei vielen Anlegern den Ruf als Langeweiler. Aufmerksamkeit erregen sie eigentlich nur durch ihre niedrigen Bewertungen und die üppigen Dividendenrenditen. Doch das kann Investoren häufig nicht überzeugen, die Papiere ins Depot zu legen.
Wirft man einen Blick auf die jüngsten Entwicklungen, erhält der Begriff "Langeweiler" allerdings eine positive Konnotation. Denn: Es gibt kaum andere Aktien im DAX, die sich so gut gegen den Negativtrend gestemmt haben wie die Allianz und die Munich Re. Beide Papiere haben die Folgen durch den Börsencrash in China bislang deutlich besser überstanden als die meisten anderen Mitglieder im deutschen Leitindex.
Die Talfahrt an Chinas Börsen begann ungefähr am 12. Juni. Seitdem ist der DAX um 9,6 Prozent gefallen (Stand 21.8.2015). Viele Aktien haben aber wesentlich höhere Kursverluste verbucht. Die Anteilsscheine von Volkswagen, Infineon und RWE, zum Beispiel, rutschten bis Freitag jeweils um mehr als 20 Prozent ab. Einige Titel haben im Vergleich zum Leitindex zwar ein kleineres Minus kassiert, doch nur drei Papiere konnten ein Plus verbuchen: K+S (+20,27 Prozent), Fresenius (+8,86 Prozent), Deutsche Börse (+3,28 Prozent). Dahinter folgten mit haudünnen Kursverlusten die Munich Re (-1,19 Prozent) und Allianz (-1,82 Prozent).
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Eine Frage der Risikoaversion
Natürlich ist die vergleichsweise robuste Performance der vergangenen Wochen keine Garantie dafür, dass sich dieses Muster bei einer neuen Krise wiederholt. Dennoch sollte die Entwicklung zu denken geben: Will man eher auf spannende Wachstumswerte setzen und ein höheres Risiko eingehen oder will man eher auf langweile Dickschiffe setzen und ein niedrigeres Risiko eingehen? Oder will man beides - Stichwort Diversifikation?
Angesichts der oben genannten Widerstandsfähigkeit - nicht nur während der vergangenen Wochen, sondern auch während der vergangenen Jahre -ist es jedenfalls sicher nicht verkehrt, wenn man sich die Allianz und Munich Re ins Depot legt. Zumal beide Titel, wie bereits erwähnt, mit attraktiven Bewertungen und üppigen Dividendenrenditen locken.
Die Allianz besitzt ein geschätztes 2016er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,0 und bietet eine Dividendenrendite von 4,9 Prozent. Die Munich Re besitzt ebenfalls ein geschätztes 2016er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,8 und bietet eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent. Diese Kombination gibt es im DAX bei fast keiner anderen Aktie.
Bleibt die Frage, warum die Allianz und Munich Re den DAX in den vergangenen Wochen geschlagen haben. Als mögliche Antwort dienen mehrere positive Analystenkommentare.
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Gründe für die robuste Performance
Die Allianz heimste zuletzt zahlreiche Kaufempfehlungen ein. Von den 30 Einschätzungen, die seit dem Beginn der Talfahrt an Chinas Börsen abgegeben worden sind, fallen laut Bloomberg 14 Einschätzungen positiv aus. So lobten beispielsweise die Experten von Goldman Sachs, der Versicherer habe solide Ergebnisse für das zweite Quartal abgeliefert, die im Wesentlichen im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten. Zudem sei die Entwicklung des krisengeplagten Vermögensverwalters Pimco positiv.
Die Munich Re erhielt 10 Kaufempfehlungen aus 30 Einschätzungen. Zu den Befürwortern gehörten unter anderem die Analysten von HSBC. Die Experten attestierten den europäischen Rückversicherern zwar einen gewissen Margendruck, zugleich lobten sie aber auch die besser als erwarteten Kennziffern der Unternehmen. Zudem erwähnten sie, dass sich Anleger möglicherweise auf weitere Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden im kommenden Jahr freuen könnten.
Man mag von Analystenstudien halten, was man will. Die Relevanz dieser Kommentare für die Kursentwicklung der Aktien ist jedoch nicht abzustreiten.
Unabhängig von den Einschätzungen der Analysten spricht auch BÖRSE ONLINE eine Kaufempfehlung für die Allianz und Munich Re aus. Beide Papiere gehören zu unseren Basisinvestments für konservative Langfristanleger.
Zum Autor: Nikolaus Hammerschmidt ist seit mehr als dreieinhalb Jahren Online-Redakteur bei boerse-online.de. Er schreibt über Aktien, insbesondere (Rück-) Versicherer. Zudem verfasst er das wöchentliche "Leserinvestment" in der Heftausgabe.