In der Autoversicherung hat vor allem die HUK-Coburg mit ihrer Online-Tochter HUK24 der Allianz den Rang abgelaufen. Künftig können Allianz-Kunden alle Verträge auch im Internet abschließen - zum gleichen Preis wie beim Vertreter, wie das Unternehmen mitteilte. Insgesamt 80 Millionen Euro seien in den neuen Auftritt investiert worden, sagte ein Sprecher.

Vor fünf Jahren hatten die 8500 Allianz-Vertreter einen ähnlichen Vorstoß des Münchener Konzerns ins Internet gestoppt. Die damals gegründete Direktversicherungs-Tochter Allianz24 wurde gestutzt und in AllSecur umbenannt, weil die Außendienstler befürchteten, dass ihnen damit das Wasser abgegraben würde. "Aber inzwischen ist das ganz anders", sagte Rieß der "Süddeutschen Zeitung" vom Dienstag. Heute seien viele Allianz-Vertreter selbst im Internet aktiv und pflegten den Kontakt mit den Kunden über eigene Facebook-Accounts. "Wir haben unser neues Konzept vor tausenden von Vertretern vorgestellt und viel Beifall erhalten."

Während noch 2005 rund 90 Prozent der Kunden alle Verträge über einen Vertreter abgeschlossen hätten, seien es heute nach Daten der Allianz-Marktforschung weniger als 50 Prozent, sagte ein Sprecher. Doch nur zehn Prozent setzten ausschließlich auf Online-Abschlüsse. Die Allianz will nun jene Kunden locken, die zwischen Online- und Offline-Angeboten pendeln oder wenigstens im Schadenfall einen Vertreter an der Hand haben wollen. Rieß besänftigt die eigene Vertriebsmannschaft damit, dass jeder Online-Kunde automatisch dem nächstliegenden Allianz-Vertreter zugeordnet wird. "Unsere Vertreter sind entscheidender Bestandteil unserer Digitalisierungsstrategie", erklärte Rieß.

Ein Stellenabbau in der 30.000 Mitarbeiter starken Belegschaft in Deutschland sei mit der Online-Offensive nicht verbunden, sagte ein Sprecher. "Wir gehen davon aus, dass alle Mitarbeiter dabei bleiben."

Das erste neue Produkt auf der Digital-Plattform ist eine Autoversicherung. Bei "MeinAuto digital+" müssen die Kunden für den niedrigeren Preis etwas Abstriche bei der Versicherungssumme machen. Dafür sollen potenzielle Käufer auf dem Handy rasch mit nur wenigen Angaben - Alter, Wohnort, Auto, Fahrleistung - einen angenäherten Preis angezeigt bekommen.

Gleichzeitig setzt die Allianz in der Online-Versicherung auf externes Wachstum. Finanzkreisen zufolge interessiert sie sich für die zum Verkauf stehenden Deutschland- und Italien-Töchter des britischen Direktversicherers Direct Line. In Deutschland ist dieser unter den reinen Online-Anbietern die Nummer drei hinter HUK24 und der zu Talanx gehörenden DA direkt.

Reuters