Die Allianz ist dabei auf Kurs. Nach den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres haben die Münchener bereits operativ 8,34 Milliarden Euro (Plus 3,5 Prozent) verdient und einen Umsatz von 94,5 Milliarden Euro (Plus 2,2 Prozent) erzielt.
Naturkatastrophen im Fokus
Das Katastrophenjahr 2017 brachte der Versicherungsbranche weltweit die schwersten Schäden der Geschichte: Hurrikans in den USA, zwei Erdbeben in Mexiko und die Waldbrände in Kalifornien. Alleine in den USA entstanden nach Angaben der nationalen Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA) Rekordschäden in einer Gesamthöhe von 306 Milliarden Dollar (253 Milliarden Euro). Mit 265 Milliarden Dollar entfiel demnach der weitaus größte Teil auf die drei Hurrikane "Harvey", "Irma" und "Maria".
Bei der Allianz dürften die Naturkatastrophen - wie auch bei den anderen Versicherern - die Geschäftszahlen für das Gesamtjahr belasten. Das zeichnete sich bereits in der Bilanz zum dritten Quartal ab: Das Ebit im Segment Schaden-Unfall ging im dritten Quartal um 28 Prozent auf rund eine Milliarde Euro zurück. Schäden durch Naturkatastrophen schlugen mit 529 Millionen Euro zu Buche. Nach den ersten neun Monaten ging das Ebit in dieser Sparte um knapp sieben Prozent auf 3,74 Milliarden zurück.
Auch in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres dürften Naturkatastrophen auf das Ergebnis gedrückt haben. "Die Schadensbelastungen dürften im oberen Rand der Erwartungen sein," sagte Roland Pfänder, Analyst bei Oddo BHF gegenüber BÖRSE ONLINE. Aber: Allgemein rechnet er mit einem "soliden vierten Quartal."
Der starke Euro dürfte sich in der Gewinn- und Verlustrechnung für 2017 bemerkbar machen. "Aber bei der Allianz ist das noch überschaubar," sagte Pfänder. Der Grund: Die Münchener haben nur rund 25 Prozent des Geschäfts im US-Dollar.
Vermögensverwaltung mit Zuflüssen
Aus der Vermögensverwaltungs-Sparte dürfte es gute Nachrichten geben. Pfänder erwartet, dass den Fonds weiterhin Mittel zufließen. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres war es bereits ein Plus von 106 Milliarden Euro.
Vor allem die Zuwächse bei der US-Tochter Pimco stehen dabei im Fokus. Drei Jahre lang hatten die Kunden dort mehr Geld abgezogen als neu angelegt, dauernder Führungsstreit und der turbulente Abgang von Firmengründer Bill Gross hatten Pimco gelähmt. Der Umbau scheint gelungen: Allein bis Ende Oktober flossen den Kaliforniern Mittel von mehr als 125 Milliarden Dollar zu. Zugleich wurden die Kosten gesenkt.
Auf Seite 2: Zukäufe und Aktienrückkaufprogramme
Allianz setzt auf Zukäufe
Im vergangenen Jahr stand die Allianz immer wieder mit Zukäufen im Fokus. Die Münchener kaufen grundsätzlich ein Geschäft, um den Marktanteil zu verbessern und auszubauen. Ein Beispiel dafür: Im August gaben die Münchener bekannt, für rund 800 Millionen Euro die Mehrheit an der Schaden-Unfall-Sparte der britischen Liverpool Victoria Friendly Society (LV=) zu übernehmen. Mit sechs Millionen Verträgen und 1,7 Milliarden Pfund (1,9 Milliarden Euro) Prämieneinnahmen wird der Dax-Konzern damit drittgrößter Privatkunden-Versicherer auf der Insel.
In der vergangenen Woche machten Gerüchte die Runde, die Allianz sei an dem auf den Bermudas beheimatenden Sach- und Rückversicherer XL Group interessiert. Der Dax-Konzern sehe eine mögliche Übernahme als Chance, um sein Schaden- und Unfall-Geschäft in den USA auszubauen, berichtete die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die XL Group ist derzeit mit rund 10 Milliarden US-Dollar bewertet. Das könnte die Allianz über eine Kapitalerhöhung finanzieren, sagte Pfänder. Das steht aber derzeit nicht im Raum. Dem Experten zufolge ist ein Kauf dieses Versicherers unwahrscheinlich: Das US-Geschäft sei zwar durchaus interessant - die Rückversicherungssparte hingegen nicht, da es keine Synergien mit dem eigentlichen Geschäft der Münchener biete.
Auch im laufenden Geschäftsjahr dürfte die Allianz auf dem Akquisitions-Markt aktiv sein. "Die Allianz versucht, über Zukäufe zu wachsen. Kleinere und mittelgroße Übernahmen sind 2018 durchaus vorstellbar," schätzt Pfänder.
Allianz-Aktie mit guter Performance in 2017
Im vergangenen Jahr kletterte die Allianz-Aktie um satte 22,5 Prozent nach oben. Der Dax schaffte im Vergleich nur ein Plus von 12,5 Prozent.
Kurstreiber war 2017 einer Studie der US-Investmentbank JPMorgan zufolge vor allem das rund drei Milliarden Euro schwere Aktienrückkaufprogramm der Münchener. Der Kauf eigener Aktien durch ein Unternehmen steigert die Nachfrage und verringert das Angebot der Papiere auf dem Markt. Das kann folglich zu steigenden Kursen führen. Und: Der Gewinn wird auf weniger Aktien verteilt. Dadurch wächst der Ertrag je Aktie, das Kurs-Gewinn-Verhältnis nimmt ab.
Für 2018 hat die Allianz ein weiteres, zwei Milliarden Euro schweres, Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Die JPMorgan-Analysten rechnen sogar damit, dass dieses bis auf drei Milliarden Euro ausgebaut wird. Der Versicherer habe die finanzielle Stärke dafür, schreiben sie. Die wichtige Solvabilitätsquote lag in der Q3-Bilanz mit dem Rekordwert von 227 Prozent über dem Zielwert. Mit dieser Kennziffer geben Versicherer die Ausstattung mit Eigenmitteln an. Ein Wert über 100 Prozent bedeutet, dass ein Versicherer ausreichend große Kapitalreserven hat, um die Leistungen für die Kunden auch bei dem Eintreten sehr unwahrscheinlicher Risiken sicherzustellen.
Auf Seite 3: Einschätzung der Redaktion
Einschätzung der Redaktion
Die Allianz-Aktie lockt mit der hohen Dividende. Der Dax-Konzern schüttet traditionell die Hälfte seines Gewinns an die Aktionäre aus. Für das vergangene Jahr wird eine Dividende von 7,90 Euro erwartet. 2016 waren es noch 7,60 Euro je Anteilsschein. Nach Schätzungen von BÖRSE ONLINE liegt die Dividendenrendite aktuell bei 4,21 Prozent.
Die Aktienrückkaufprogramme sprechen ebenfalls für das Papier.
Auch operativ sieht es bei der Allianz gut aus: Die Münchner erzielen im schwierigen Marktumfeld - Niedrigzinsen, teure Hurrikan-Schäden - gute Ergebnisse.
Die in den USA bereits begonnene Zinswende bietet Chancen - vor allem, wenn sie auch nach Europa überschwappt. Im Geschäft mit der Lebensversicherung kann die Allianz davon profitieren. Der Dax-Konzern kann die Gelder, die er von den Kunden einsammelt, dann zu höheren Zinsen am Kapitalmarkt anlegen - so bleibt mehr übrig. Und: Die Münchener könnten es sich leisten, attraktivere Konditionen anzubieten und damit mehr Kunden gewinnen.
Die Allianz-Aktie bleibt angesichts einer hohen Dividenden und soliden Fundamentaldaten ein Basis-Investment für langfristig orientierte Anleger. Den jüngsten Kursrückgang durch die allgemeine Talfahrt der Börsen zum Einstieg nutzen.
Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 224,00 Euro
Stoppkurs: 160,00 Euro