Der bisherige Rekordwert von 11,9 Milliarden Euro stammt aus dem Jahr 2019. Nach den ersten neun Monaten hat der Versicherer operativ schon 9,9 Milliarden Euro erreicht, gut ein Viertel mehr als im Vorjahr - und das trotz der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. "Unser Geschäft ist in hervorragender Verfassung", sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol.

Doch die milliardenschweren Klagen von Investoren aus den USA hängen weiter als Damoklesschwert über der Allianz. Terzariol deutete an, dass der Versicherer sich mit den Investoren möglichst schnell einigen wolle. "Das ist erste Priorität. Wir wollen diese Unsicherheit schnell hinter uns lassen", sagte der Italiener. Möglicherweise ließen sich die Belastungen schon zum Jahresende abschätzen. Große Investoren hatten mit "Structured Alpha"-Hedgefonds von Allianz Global Investors zu Beginn der Corona-Krise große Verluste erlitten. Ihre Klagen gegen die Allianz summieren sich auf rund sechs Milliarden Dollar. Auch Aufsichtsbehörden in den USA und in Deutschland sind hellhörig geworden.

Die Allianz-Aktie kam am Mittwoch kaum voran und lag bei 203,80 Euro. Dabei übertraf der Versicherer im dritten Quartal mit 3,2 Milliarden Euro die Erwartungen der Analysten. "Das war unser stärkstes drittes Quartal überhaupt", sagte Vorstandschef Oliver Bäte. "Ich sehe das als Bestätigung dafür, dass wir in der Lage sind, unseren Kunden und Investoren gleichermaßen zu dienen." Für die Überschwemmungen im Rheinland und in der Eifel zahlt die Allianz zwar an die Geschädigten eine Milliarde Euro, einen Großteil davon kann sie aber auf die Rückversicherer abwälzen, so dass unter dem Strich nur rund 400 Millionen Euro bei ihr hängen bleiben. Die Folgekosten der Corona-Pandemie in der Sachversicherung seien "vernachlässigbar", hieß es.

Rufschädigend für Allianz Global Investors und die größere Schwestergesellschaft Pimco sind die Schlagzeilen um Hedgefonds offenbar nicht. Das sei "eine besondere, isolierte Strategie" gewesen, die mit dem Rest des Geschäfts nicht zu tun habe, sagte Terzariol. Der Vermögensverwaltungs-Sparte flossen im dritten Quartal fast 26 Milliarden Euro frisches Geld zu. Ende September verwaltete die Allianz im Asset Management 2,55 Billionen Euro - so viel wie nie. Mit einem Zuwachs von zwölf Prozent bei den operativen Erträgen und von 23 Prozent beim operativen Ergebnis ist die Sparte in diesem Jahr bisher der Wachstumsmotor der Allianz.

BAUSTELLE ALLIANZ DIRECT


Konzernweit kletterte der Umsatz - die Summe aus Versicherungsbeiträgen und Verwaltungsgebühren für Fonds - in den ersten neun Monaten um fünf Prozent auf 110,1 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg um 39 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Die Allianz habe die Finanzkraft, die Dividende für 2021 wieder zu steigern, sagte der Finanzchef. Im vergangenen Jahr hatte sie angesichts des Gewinnrückgangs in der Corona-Krise stagniert.

Eine Baustelle erklärte Terzariol für erledigt, die nächste tut sich aber auf. Die Sanierung der lange verlustträchtigen Großkunden-Sparte AGCS sei weitestgehend abgeschlossen, sagte der Finanzvorstand. Er sei zuversichtlich, dass sie in diesem Jahr trotz Naturkatastrophen-Schäden mit einer Schaden-Kosten-Quote von 98 Prozent operativ wieder schwarze Zahlen schreiben werde. Danach stünden die Zeichen wieder auf Wachstum. Mit den technischen Anlaufschwierigkeiten sei zu rechnen gewesen, über die schleppende Einnahmen-Entwicklung des mit großen Erwartungen gestarteten europäischen Direktversicherers Allianz Direct sei man aber "nicht voll begeistert." Die Allianz hatte dort kürzlich die Führung ausgetauscht.

rtr