In Polen verdoppelt die Allianz mit der Übernahme ihre Präsenz und steigt zur Nummer fünf auf dem Markt auf, wie sie am Freitag mitteilte. Allianz und Aviva bestätigten damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Insidern zufolge hat sich der Versicherer in einem umkämpften Bietergefecht gegen Generali und die niederländische NN durchgesetzt.

"Aviva war eines der letzten großen Filetstücke in Osteuropa und deshalb heiß begehrt", sagte ein Insider Reuters am Freitag. Vor Mega-Übernahmen schreckte die Allianz unter Bäte bisher zurück. Aviva werde das Wachstum des Geschäfts in Polen wieder ankurbeln, erklärte Allianz-Deutschland-Chef Klaus-Peter Röhler, der im Vorstand auch für Mittel- und Osteuropa zuständig ist. Der Versicherer bleibt in der Region die Nummer zwei hinter Generali, rückt aber deutlich näher an die Italiener heran. In Polen ist die Allianz, wo sie seit 1997 aktiv ist, bisher die Nummer acht, knapp hinter Aviva auf Rang sieben. 2020 hatte die Allianz in Osteuropa einen operativen Gewinn von 661 Millionen Euro erwirtschaftet, mit Aviva kommen nun 225 Millionen Euro hinzu. Nach der Übernahme erwirtschaftet der Versicherer nun fast zehn Prozent des Prämienvolumens in Mittel- und Osteuropa.

Einen großen Sprung macht die Allianz mit dem Zukauf in der Lebensversicherung, wo sie künftig die Nummer zwei in Polen ist. Größer ist nur die staatliche PZU. Bäte schreckt normalerweise vor Übernahmen in der Sparte zurück, weil traditionelle Garantie-Policen zu viel Kapital binden. In Polen herrschen aber Risiko- und fondsgebundene Policen vor, die attraktive Renditen versprechen. Mit der Aviva-Tochter bekommt die Allianz in Polen auch die spanische Bank Santander als Vertriebspartner. Diese behält 49 Prozent an den Bancassurance-Gemeinschaftsunternehmen.

Finanzieren kann die Allianz die Übernahme aus vorhandenen Mitteln, wie ein Sprecher sagte. Sie muss 2,7 Milliarden Euro zahlen, bekommt aber 200 Millionen Euro Dividenden, die Aviva Polen 2020 einbehalten hatte. Die drei Bieter hatten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, wie Insider sagten. Generali-Chef Philippe Donnet hatte deutlich gemacht, dass er an Aviva Polen aus strategischen Gründen sehr interessiert sei. NN sei mit einer Offerte über 2,5 Milliarden Euro vorgeprescht, hieß es in Verhandlungskreisen. Aviva habe den beiden anderen jedoch die Chance gegeben nachzuziehen. Am Ende hätten alle drei Gebote sehr nahe beieinander gelegen. "Der wahre Gewinner der Auktion ist Aviva. Der Preis ist durch die Decke gegangen", sagte ein Insider.

7,5 MILLIARDEN PFUND IN EIN PAAR MONATEN


Die neue Aviva-Chefin Amanda Blanc hat innerhalb weniger Monate acht Tochterfirmen auf dem europäischen Kontinent und in Asien verkauft - für 7,5 Milliarden Pfund. Die Neuausrichtung sei damit nun abgeschlossen, erklärte sie. Blanc will Aviva auf Großbritannien, Irland und Kanada konzentrieren. "Wir haben große Fortschritte beim Schuldenabbau gemacht und werden einen beträchtlichen Teil des Erlöses an die Aktionäre ausschütten", versprach sie. Auch anderswo hatte die Allianz mitgeboten: In Italien bekam sie für 330 Millionen Euro den Zuschlag für das Sach-Geschäft, in Frankreich ging sie leer aus.

rtr