Google erstmals vor Apple: Nach einem starken Umsatzplus im Weihnachtsquartal löst der Google-Mutterkonzern Alphabet den iPhone-Hersteller als wertvollstes Unternehmen der Welt ab. Mit Handelsstart an der Wall Street dürfte die Marktbewertung am Dienstag 554 Milliarden Dollar erreichen - rund 20 Milliarden mehr als bei Apple. Zum Vergleich: Polen kam 2014 auf eine Wirtschaftsleistung von 548 Milliarden Dollar.

Der weltgrößte Suchmaschinen-Anbieter steht damit in einer Reihe mit Firmen wie Exxon Mobil, General Electric, IBM und General Motors, die den Titel als wertvollster Konzern der Welt früher einmal innehatten. Alphabet überzeugte Investoren gerade wieder mit einem starken Anzeigengeschäft im Weihnachtsquartal, in dem der Umsatz um 18 Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar stieg. Die Aktie legte daraufhin nachbörslich um sechs Prozent zu. Bei Apple weckte hingegen zuletzt der stagnierende iPhone-Absatz Befürchtungen, dass die fetten Jahre hier vorbei sind.

Google kann sich indes auf seine stetig wachsende Haupteinnahmequelle - das Werbegeschäft - verlassen. Darüber hinaus wettet das Unternehmen mit zahlreichen Projekten auf zukunftsträchtige Bereiche - etwa selbstfahrende Autos sowie Drohnen und Ballons, die Menschen in jedem entlegenen Winkel der Erde mit einem Internetzugang versorgen sollen. Apple wird in dieser Hinsicht momentan weniger zugetraut. Das Unternehmen setzt weiterhin auf das iPhone und den Tablet-Computer iPad. Ein neuer Kassenschlager fehlt jedoch in der Produkt-Pipeline. Das sorgt die Anleger: Anfang des vergangenen Jahres war der Konzern an der Börse noch mehr als 760 Milliarden Dollar wert.

EINST PARTNER, HEUTE KONKURRENTEN



Lange Zeit hatten Google und Apple bei der Entwicklung von Smartphones Hand in Hand gearbeitet. Als Google jedoch 2008 sein eigenes mobiles Betriebssystem Android präsentierte und für Apple-Konkurrenten wie Samsung öffnete, endete dies abrupt. Android läuft mittlerweile auf den meisten Smartphones.

Obwohl Google Apple nun an der Börse überholt, reicht der Konzern bei Gewinn und Umsatz längst nicht an das Unternehmen heran, dessen Zentrale im Silicon Valley nur zehn Kilometer entfernt ist. Apple setzte von Oktober bis Dezember 75,9 Milliarden Dollar um und kam auf ein Nettoergebnis von 18,4 Milliarden Dollar. Google steigerte seinen Gewinn dank mehr Suchanfragen auf Smartphones und Tablets und guter Geschäfte der Videoplattform YouTube um fünf Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Facebook katapultierte seinen Gewinn im vierten Quartal um 124 Prozent auf 1,56 Milliarden Dollar nach oben.

FORSCHUNG VERSCHLINGT MILLIARDEN



Lange Zeit sorgten sich Fachleute, dass Google zu freigiebig in Zukunftsprojekte investiert, ohne genaue Zahlen zu veröffentlichen. Nun gab das Unternehmen erstmals Einblick: Der Betriebsverlust in der Sparte "Andere Wetten" stieg im Gesamtjahr auf 3,57 Milliarden Dollar. Allein im Schlussquartal waren es 1,2 Milliarden Dollar. Für das laufende Jahr kündigte Google-Chef Sundar Pichai an, mit noch höheren Investitionen zu rechnen. Analysten zeigten sich dennoch beruhigt. "So lange sich das Kerngeschäft mit einem wachsenden Umsatz gut entwickelt, kann weiter in diese Bereiche investiert werden", sagte Ronald Josey von der Investmentbank JMP Securities. Hoffnung machte beispielsweise der Thermostat-Anbieter Nest, der seinen Umsatz im Weihnachtsgeschäft erhöhte.

Viel schlechter sieht es unterdessen beim Internet-Pionier Yahoo aus. Erst im Dezember hatte Firmenchefin Marissa Mayer erklärt, das Kerngeschäft mit Suchmaschinen und Werbung abzuspalten. Details sind bisher jedoch nicht bekannt. Einem Medienbericht zufolge will das Unternehmen, dessen Umsatz stetig zurückgeht, sich nun von etwa 15 Prozent der 11.000 Mitarbeiter trennen. Yahoo präsentiert seinen Quartalsbericht nach US-Börsenschluss am Dienstag.

Reuters