Am Dienstagabend nach US-Börsenschluss legten einige große US-Konzerne ihre Zahlen offen. Neben Starbucks, Paypal und AMD auch der Google-Mutterkonzern Alphabet. Insgesamt übertraf Alphabet mit seinen Quartalszahlen deutlich die Markterwartungen: Die Aktie stieg nachbörslich um mehr als neun Prozent.
Der Online-Boom während der Corona-Pandemie und sprudelnde Werbeeinnahmen haben Google im Schlussquartal kräftig Rückenwind verliehen. In der Pandemie wanderten mehr Werbeausgaben ins Netz und zugleich erledigen Menschen mehr Dinge online. Google profitiert von beiden Trends. Die Anzeigenerlöse rund um die Google-Suchmaschine stiegen im Jahresvergleich um fast 36 Prozent auf 43,3 Milliarden US-Dollar. Die Videoplattform Youtube holte mit 8,6 Milliarden Dollar rund ein Viertel mehr Werbeeinnahmen rein als ein Jahr zuvor. Weltweit verkauft keine Firma so viele Anzeigen im Internet wie Google.
Q4-Zahlen über den Erwartungen
Der Umsatz sprang im vierten Quartal um ein Drittel auf 75,3 Milliarden Dollar in die Höhe, wie Alphabet am Dienstag in Kalifornien mitteilte. Der Gewinn legte um 35 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar zu. Es war der vierte Rekordüberschuss in Folge. Damit übertraf der weltweit größte Suchmaschinenbetreiber die Erwartungen von Analysten, die beim Umsatz mit gut 72 Milliarden Dollar rechneten.
Insgesamt stiegen die Anzeigenerlöse von Google binnen eines Jahres von 46,2 auf 61,2 Milliarden Dollar. Mit einem operativen Ergebnis von rund 26 Milliarden Dollar waren die Google-Dienste auch der einzige Gewinnbringer.
Bei Cloud-Angeboten stieg unterdessen der Umsatz von 3,8 auf 5,5 Milliarden Dollar - eine Steigerung um 45 Prozent. Operativ stehen in der Sparte allerdings weiterhin rote Zahlen von 890 Millionen Dollar. Google versucht, im Geschäft mit Software und Speicher aus dem Netz zu den Rivalen Amazon und Microsoft aufzuschließen.
Die sogenannten "anderen Wetten" des Konzerns wie selbstfahrende Autos und Lieferdrohnen machten weniger Umsatz, aber zugleich mehr Verlust. Die Erlöse sanken von 196 auf 181 Millionen Dollar. Das operative Minus stieg von 1,1 auf 1,4 Milliarden Dollar an.
Aktiensplit angekündigt
Um die Aktie noch attraktiver für die Anleger zu machen, kündigte Alphabet einen Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 20 an. Das bedeutet: Investoren, die derzeit eine Alphabet-Aktie im Portfolio haben, besitzen nach dem Split 20. Das wird das Papier erschwinglicher für Kleinanleger und leichter handelbar machen, nachdem der Kurs zuletzt über 2.700 Dollar lag. Der Split soll bei allen drei Aktiengattungen (A, B und C) am 01. Juli 2022 vollzogen werden. Die Kapitalmaßnahme muss vorher noch genehmigt werden.
Im Visier von US-Wettbewerbshütern
Google geriet zuletzt - wie auch Facebook und Apple - ins Visier von US-Wettbewerbshütern, die verstärkt die Marktmacht von Tech-Riesen eindämmen wollen. Der Chef von Google und Alphabet, Sundar Pichai, appellierte in einer Telefonkonferenz mit Analysten an US-Abgeordnete, "unbeabsichtigte Konsequenzen" von Gesetzesvorhaben zu bedenken, durch die Nutzer schlechtere Dienste bekämen und US-Plattformen geschwächt würden.
Unsere Einschätzung zur Alphabet-Aktie
Nach den vorgelegten Quartalszahlen schoss die Alphabet-Aktie nachbörslich um neun Prozent nach oben. Konkurrenten wie Meta, Twitter und Snap nahmen ebenfalls Fahrt auf. In Frankfurt stieg der Kurs zur DAX-Eröffnung um 9,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 2675 Euro. Das ist der größte Kurssprung seit zweieinhalb Jahren.
Konzerne wie Amazon und ByteDance mit seinem Videodienst TikTok versuchen, Google verstärkt Werbeeinnahmen abzujagen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass sich der Trend in den kommenden Jahren fortsetzt, allerdings sehen sie die führende Marktposition von Google nicht bedroht. Wegen des Verdachts von Wettbewerbsverzerrung wird Google mit zahlreichen Klagen überzogen. Das EU-Parlament will sämtliche großen Tech-Konzerne künftig strenger regulieren.
Die Alphabet-Aktie ist ein Basisinvestment, das wir weiterhin zum Kauf empfehlen. Die vorgelegten Zahlen und der anstehende Aktiensplit dürften den Kurs weiter ankurbeln.
Ak/dpa-AFX/rtr