Der Internetgigant Google hat am 15. April sein neues Entwicklungszentrum in München eröffnet. Bislang residierte der Konzern mit seinen Programmierern neben der bekannten Dallmayr-Zentrale im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt. Doch der Standort war angesichts des raschen Personalaufbaus zu klein geworden. Jetzt sitzen die inzwischen rund 400 Googler zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke im Arnulfpark. In dem verklinkerten Bürogebäude ist Platz für 800 Leute, sagt der Entwicklungschef von Google Deutschland und Leiter des Münchner Entwicklungszentrums, Wieland Holfelder. Die entsprechenden Arbeitsplätze würden "mittelfristig" auch besetzt.

An Bewerbern hierfür dürfte es kaum mangeln. Weltweit erhält Google rund zwei Millionen Bewerbungen - pro Jahr. Doch die Einstellungshürde ist so hoch wie bei kaum einem anderen Unternehmen. "Wir wollen die Allerbesten", sagt Holfelder. Dafür winke aber auch ein "sehr wettbewerbsfähiges Gehalt."

Das Münchner Entwicklungszentrum ist europaweit nach Zürich und London das drittgrößte Softwarelabor des Konzerns. Im Arnulfpark kümmern sich Entwickler etwa um Datenschutzprodukte im Browser Chrome. Auch das Tool "Mein Konto" wird von München aus entwickelt. Über den weltweit verfügbaren Dienst können User ihre Sicherheitseinstellungen auf verschiedenen Google-Diensten steuern. Dazu programmieren die Münchner Spezialisten Werkzeuge für andere Google-Entwickler - und kümmern sich um den Ausbau der internen Google-Suche.





Im Kampf um die begehrten Software-Spezialisten setzt Google auf ein Rundum-Verwöhnprogramm. Das fängt bei der Kantine an. Im neuen Entwicklungszentrum im Arnulfpark gibt es gleich zwei davon. In der Hauptkantine ("Café Wiesn") lockt der Konzern mit drei Mahlzeiten pro Tag, natürlich kostenlos und - so weit möglich - mit Bio-Zutaten aus der Region.





Neben dem reichhaltigen und laut Google "vielfältigen und hochkarätigen kulinarischen Gratis-Angebot" gibt’s in der Kantine noch andere Goodies wie frisch gepresste Säfte. Pro Monat trinken die Googler alleine in München rund 2,4 Tonnen Orangen weg. Dazu kommt natürlich Obst in fester Form, wie zum Beispiel Bananen. 1700 Stück futtern die 400 Mitarbeiter pro Monat.





Neben der Hauptkantine lockt das Café Flex. Dort gibt es im regelmäßigen Wechsel Länderwochen. Derzeit auf dem Speiseplan: Kulinarisches aus Asien.





Gleich neben dem Café Wiesn wartet die Coffee Corner. Dort gibt es italienische Kaffeespezialitäten. Zwei Baristas kümmern sich um Espresso, Latte und den obligatorischen Capuccino, einschließlich der gerade angesagten Milchschaum-Verzierungen: Von Bärchen..





...über Schnecken...bis zum Google-Logo ist alles dabei.





Google-Schriftzug im Capuccino aus der Coffee Corner. Liebe zum Detail gehört bei Google zum Standardprogramm.





Es gibt Mitarbeiter, die gehen zum Fitnessstudio und Fitnessstudios, die sind direkt bei den Mitarbeitern, so wie bei Google.





Im dritten Stock seines neuen Entwicklungszentrums hat der Konzern seinen Mitarbeitern ein komplettes Fitnessstudio eingerichtet, einschließlich Ergometern, Steppern und den passenden Top-Trainern. Sie kommen von Exos. "Die", sagt Holfelder, "trainieren auch die Fußball-Nationalmannschaft".

Exos selbst wirbt für seine Leistungen nicht direkt mit Google, aber wer die Webseite checkt, ahnt zügig, wer gemeint ist. "Menschen bei den innovativsten Unternehmen auf der ganzen Welt leben gesünder, glücklicher und produktiver mit unseren Programmen. Sie erreichen Ergebnisse, die die Resultate in Unternehmen mit traditionellen Wellness-Programmen sehr deutlich übertreffen." Womit auch gleich noch geklärt ist, weshalb Google so viel Geld in die Rundumversorgung seiner Mitarbeiter steckt.





Relaxzone bei Google. Zwei Mal pro Woche kommt ein Masseur und sorgt für die nötige Tiefenentspannung. Das kostenlose Angebot ist so beliebt, dass sich einige Mitarbeiter wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit schon beklagt haben. Bei den Massageterminen gibt es nun, was die Google-Mitarbeiter sonst nur vom Hörensagen kennen: Einschränkungen.

Immerhin: Für die allerschlimmsten Verspannungen versprechen Massagesessel Abhilfe. Die würden ebenfalls "stark genutzt", verrät Standortchef Holfelder beim Rundgang. Nur am Eröffnungstag blieben die Sessel leer - offenbar wegen eines internen Hinweises. Angesichts des bevorstehenden Andrangs von Presse und der prominenten Besucher hatte sich dann doch kein Googler getraut, im Sessel durchzuchillen.





Kreativität funktioniert besser in coolen Büros - auch bei Google. Teppiche schlucken jeden Schritt und sorgen auch sonst für eine ruhige Arbeitsatmosphäre. Wer doch mal quatschen will, geht in die Lounge davor - oder...





...gleich in die durch gestylte Kaffeeküche. Dort warten Kaffeevollautomaten und ausgewachsene Espressomaschinen samt Kaffeemühlen.





Zur Latte macchiato gibt’s natürlich eine sehr ordentliche Auswahl an Getränken...





... und jede Menge Kekse, Schokoriegel und Snacks.





Wer sich mit anderen entspannen oder was für die nötige Gruppendynamik tun will, kann auch in die Spieleecke ausweichen. Dort gibt Mensch-Ärgere-Dich nicht oder Legosteine für die Baumeister der digitalen Moderne. Alternativ können die Googler auch im separaten Musizierzimmer entspannen oder in einem Extra-Raum mit Tischkicker.





Wer’s etwas ruhiger mag, kann sich auch in die Bibliotheksecke zurückziehen. In den Regalen warten aber nicht Uta Danella oder Jo Nesbo, sondern knallharte Fachlektüre für Nerds.





Wiesn-Stimmung zum Chrometoberfest. Zur Eröffnung hat sich der Suchmaschinenriese extra traditionelle Steinkrüge bestellt. Sie halten das Bier auch bei heißen Temperaturen schön kühl. Dazu gibt’s die passenden Glaskrüge....





...und natürlich das eigene Google-Bier: gBräu - gesprochen Dschieeh-Bräu - nicht zu verwechseln mit dem Gebräu...





Malz, Hefe und Wasser fürs gBräu kommen stilecht aus Bayern. Nur beim Hopfen weichen die Googler das bayerischen Reinheitsgebot ("Item wir ordnen, setzen und wöllen mit Rathe unnser Lanndtschaft, das füran allennthalben in dem Fürstenthumb Bayren"...) etwas auf. Die Ähren bzw. Dolden kommen aus den USA. Bierkennern zufolge soll die eigenmächtige Änderung der traditionsreichen Rezeptur dem Geschmacke des deutsch-amerikanischen Untergärigen aber keinen Abbruch tun.