Einmal über das Smartphone-Display auf dem Nachttisch wischen - schon stellt sich die Heizung auf Wohlfühltemperatur ein. Beim Verlassen des Hauses regeln digitale Heizungsventile den Energieverbrauch wieder automatisch herunter. Gleichzeitig schaltet sich die Alarmanlage ein und sendet Videobilder auf alle mobilen Endgeräte, sobald verdächtige Personen vor der Wohnung oder dem Haus aufkreuzen. Am Abend tauschen dann alle Mitbewohner Bilder, Filme und Musikvideos über ihre Smartphones oder Tablets aus. Die Vernetzung von Alltagsfunktionen in Privatwohnungen - auf Neudeutsch: Smart Home - ist inzwischen keine Spielerei mehr für gutbetuchte Technikfreaks. Nach einer aktuellen Studie von Statista soll sich allein zwischen 2017 und 2019 der globale Umsatz mit Smart-Home-Anwendungen von 33,9 auf 63 Milliarden US-Dollar nahezu verdoppeln. 2023 soll das Marktvolumen fast 132 Milliarden US-Dollar erreichen.

Davon entfallen rund 40 Prozent auf Privathaushalte in den USA. Aber auch in Deutschland ist gerade in den vergangenen drei Jahren die Nachfrage deutlich gestiegen. Das gilt vor allem für Entertainment- und Energiesparfunktionen. Immer mehr Konsumenten, hat eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Deloitte ermittelt, ersetzen ihre Audioanlagen durch über mehrere Räume vernetzte Systeme. Die digitalen Lösungen für Heizungsthermostate und Beleuchtung sowie fernbedienbare Alarmanlagen verzeichneten im Zeitraum 2015 bis 2018 mit 50 bis 67 Prozent die höchsten Wachstumsraten unter den einzelnen Produktgruppen.

Treibende Kräfte für die zunehmende Beliebtheit sind sinkende Hardwarepreise im Verbund mit dem wachsenden Produktangebot. Per Handy oder Tablet steuerbare Jalousien, Garagentore und Lichtanlagen sind inzwischen zu Preisen im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich erhältlich. Smart Home durchläuft im Prinzip also eine ähnliche Entwicklung wie Elektronik und Internet in Fahrzeugen: Was als teures Extra begann, wird für Otto Normalverbraucher erschwinglich.

Berührungsängste gebe es dabei nicht, meint zumindest Alexander Funk, Fondsmanager bei Ökoworld: "Dank der verbreiteten Steuerungen per Apps sind diese neuen Produkte für die Verbraucher keine komplett neue Technologie. Auf der Produktseite wächst insbesondere alles, was mit dem Thema Sicherheit zu tun hat oder was sich mit dem Smartphone steuern lässt, zum Beispiel Jalousien, Beleuchtung oder Heizung."

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Viele Branchen sind dabei





Beim Internet der Dinge in Privathaushalten mischen die unterschiedlichsten Branchen mit. Die Hersteller von Halbleitern und Sensoren kümmern sich um die Datenübertragung. Datenanalyse, Datensicherheit und Cloud-Dienste sind die Domäne der Softwarespezialisten. Telekomkonzerne arbeiten am Datentransport. Netzwerkspezialisten sorgen dafür, dass Haushaltsgeräte, Klimaanlagen, Heizung und Lichtquellen in das digitale Ganze integriert werden. Der Markt für Anwendungen wächst dabei kontinuierlich, sagt Gerhard Wagner, Fondsmanager bei Swisscanto: "Datenübertragung, Cloud, Lichttechnik und Minichips sind elementare Bestandteile des großen Ganzen. Ich sehe keine Produktgruppen, die sich auf der Umsatzseite besonders abheben." Nahezu alle Branchengrößen haben sich in diesen lukrativen Markt eingeklinkt.

Apple etwa bietet mit HomeKit eine gemeinsame Plattform, um Haushaltsgeräte von verschiedenen Herstellern zu steuern, Anweisungen über den digitalen Sprachdienst Siri inklusive. Amazon mischt mit Geräten wie dem Sprachdienst Alexa mit, der per Cloud-Anbindung die Fernbedienung vieler Geräte und Apps ermöglicht, angefangen vom Amazon-Lautsprecher Next über elektrische Haushaltsgeräte bis zu WLAN-Kameras.

Für die heutige Alphabet-Tochter Google erwies sich die Akquisition der auf Smart-Home-Geräte spezialisierten US-Firma Nest Labs als Türöffner, um eigene Lösungen mit anderen Produkten zu verbinden. Die Deutsche Telekom wiederum verkauft mit dem Magenta Smart-Home eine Komplettlösung, die verschiedene Funktionen steuert. Intelligente Lichtsysteme liefern Philips mit Hue und Osram mit Lightify.

Klar ist aber auch: Smart Home spielt bei diesen großen Konzernen noch eine vergleichsweise geringe Rolle bei Umsatz und Gewinn. Anleger müssen daher bei der Auswahl von Einzelwerten abwägen, ob sie sich mit Weltkonzernen Smart Home in gering dosierter Form ins Depot holen oder lieber die spekulative Variante wählen und in Nebenwerte investieren.

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Ganz Große und ziemlich Kleine



Wer auf den Smart-Home-Trend setzen will, sollte vor allem sechs Aktien im Auge behalten. Die französische Firma Somfy ist international führend mit automatisch schließenden Rollläden und programmierbaren Schließsystemen für Markisen und Hoftore. In diesem Jahr will die Firma auf der Gewinnseite durchstarten, nachdem Investitionen zu einem rückläufigen Ergebnis für 2018 führen dürften. Dazu glänzt das schuldenfreie Unternehmen mit einer starken Bilanz.

Ebenfalls aus Frankreich kommt Legrand. Der Elektronik- und Technologiekonzern spielt bei verschiedenen Geschäftsfeldern von Smart Home ganz vorn mit. Digitale Schalter und Steckdosen gehören ebenso zum Produktsortiment wie Bewegungsmelder und intelligente Systeme, die den Strom-, Gas- und Wasserverbrauch von Haushalten erfassen und analysieren. Diese Geschäftsfelder entwickeln sich zwar gut, doch das Wachstum im Gesamtkonzern wird sich in den nächsten Jahren abschwächen. Anleger sollten deshalb abwarten.

Alarm.com hat sich auf Cloud-basierte Produkte und Dienstleistungen für die Fernsteuerung und Überwachung von Gebäuden spezialisiert. Die US-Firma entwickelt Softwareprogramme und kombiniert diese mit Hardware, die in der Gebäudesicherheit zum Einsatz kommt. Nach einem vor allem durch Ausgaben für neue Produkte bedingten Durchhänger im Geschäftsjahr 2018 erwarten die Analysten, dass sich der Konzerngewinn bis 2020 mehr als verdoppelt. Darüber hinaus gilt Alarm.com als Übernahmekandidat.

Control4 ist ein weiterer Nischenanbieter aus den USA im Bereich der Sicherheitssysteme. Videobilder von der Haustür werden über Bildschirme im gesamten Haus angezeigt und sind von unterwegs abrufbar. Dazu bietet die Gesellschaft Geräte an, mit denen sich Energieverbrauch, Unterhaltungselektronik und Beleuchtung steuern lassen. Die Aktie ist im Branchenvergleich moderat bewertet.

Unter den Börsenschwergewichten ist Alphabet die erste Wahl. Seit Frühjahr 2018 ist der Smart-Home-Spezialist Nest zusammen mit Google wieder unter der Konzernmutter Alphabet vereint. Nest verkauft vernetzte Thermostate und Sicherheitskameras, während Google das Geschäft mit Smartphones und smarten Lautsprechern mit dem integrierten Sprachassistenten ausbaut. In Deutschland besetzt unterdessen Centrotec mit automatischen Lüftungssystemen eine Marktnische. Wegen der zuletzt rückläufigen Gewinnentwicklung drängt sich aber vorerst kein Einstieg in die Aktie der Gebäudetechnikfirma auf.



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