Auch nach dem starken Jahresstart sind US-Aktien laut dem Analysehaus Morningstar unterbewertet. Auf der Liste der Papiere, die deutlich unterbewertet sind, hat Morningstar etwa Tech-Größen wie Alphabet und Meta, aber auch andere.
Der Jahresauftakt an den Börsen verlief für Anleger erfreulich. Der breite US-Index S&P 500 etwa legte im Januar rund sechs Prozent zu. Dennoch sieht das US-Analysehaus Morningstar US-Aktien immer noch als günstig an. Der US-Aktienmarkt sei nach wie vor unterbewertet, wenn auch deutlich weniger als zu Beginn des Jahres, schreibt Dave Sekera, Senior U.S. Market Strategist bei Morningstar in einem Kommentar, wie das US-Finanzportal TheStreet berichtet. "Nach einer Zusammenstellung der über 700 von uns betreuten Aktien, die an US-Börsen gehandelt werden, war der breite US-Markt am 31. Januar um zehn Prozent unterbewertet", schreibt Sekera. Für Langfrist-Investoren dürfte es nun gute Einstiegsgelegenheiten geben: Für solche Anleger sieht Morningstar die breiten Märkte als unterbewertet an. Kurzfristig dürfte es mit den "einfachen Renditen" demnach aber vorbei sein. Mit Blick auf die Zukunft vermutet Morningstar, dass der Markt in eine Phase eintritt, in der wirtschaftlicher und geldpolitischer Gegenwind weitere Gewinne in der ersten Jahreshälfte auf ein Minimum reduzieren wird.
Bessere Aussichten fürs zweite Halbjahr
Die Morningstar-Experten gehen weiterhin davon aus, dass 2023 ein Jahr mit zwei Hälften sein wird. Im ersten Halbjahr werde der Markt weiterhin mit zwei Hauptgegenwinden zu kämpfen haben: einer strafferen Geldpolitik und einer sich abschwächenden Wirtschaft, so Sekera. Fürs zweite Halbjahr dürften die Aussichten dann aber besser sein. Die Fed werde laut Sekera nach ihrer März-Sitzung wahrscheinlich keine weiteren geldpolitischen Straffungen mehr vornehmen. Im Frühsommer erwarte Morningstar, dass die vorlaufenden Wirtschaftsindikatoren im Zuge der Wiederbelebung der Wirtschaft wieder nach oben drehen werden. Außerdem geht das Analysehaus davon aus, dass sich die Inflation im Laufe des Jahres weiter abschwächen wird. Bis zum Jahresende könnten die Zinsen dann sogar schon wieder sinken: Morningstar geht davon aus, "dass die Kombination aus niedriger Inflation und schwachem Wirtschaftswachstum in der ersten Jahreshälfte der US-Notenbank noch vor Jahresende den nötigen Spielraum verschafft, um einen Kurswechsel einzuleiten und die Geldpolitik zu lockern", schreibt Sekera.
Kommunikationssektor ist besonders günstig
Value- und Growth-Aktien sieht Morningstar jeweils um 15 Prozent unterbewertet. Basierend auf den Bewertungen rät Morningstar Langfrist-Anlegern, solche Papiere überzugewichten. Kernaktien – sie würden zum fairen Wert gehandelt – sollten Anleger laut dem Analysehaus dagegen untergewichten. "Der Kern eines Portfolios ist der Bereich, in dem der größte Teil Ihres Geldes investiert ist", so Morningstar laut TheStreet. Der Kern könne 60 bis 80 Prozent des Vermögens ausmachen und bestehe bei Aktien in der Regel aus großen Unternehmen mit einigen Growth- und einigen Value-Merkmalen.
Besonders günstig sind derzeit kleinere Unternehmen zu haben: Small Caps seien nach Marktkapitalisierung nach wie vor am stärksten unterbewertet, so Sekera, sie würden mit einem Abschlag von 23 Prozent gegenüber den Morningstar-Schätzungen für den fairen Wert gehandelt.
Bei den Branchen war zum 31. Januar der Kommunikationssektor mit einem Abschlag von 34 Prozent am günstigsten. Dabei spielen die Google-Mutter Alphabet mit einem Abschlag von 38 Prozent und der Facebook-Konzern Meta Platforms mit einem Abschlag von 43 Prozent eine große Rolle – sie machen laut Sekera zusammen über die Hälfte der Marktkapitalisierung des Sektors aus. Aber auch das Medienunternehmen Warner Brothers Discovery (Abschlag 51 Prozent) und den Telekommunikationskonzern Verizon Communications (27 Prozent) sieht Morningstar im Vergleich zu seinen Schätzungen zum fairen Wert als deutlich unterbewertet an.
Auf Platz zwei bei den am stärksten unterbewerteten Branchen liegen zyklische Konsumgüter. Morningstar geht davon aus, dass sich mit dem Abklingen der Corona-Pandemie das Verbraucherverhalten weiter normalisiert, die Ausgaben zu den Normen vor der Pandemie zurückkehren und sich erneut von Waren auf Dienstleistungen verlagern. Zu den Aktien, die dieses Thema aufgreifen, gehören zum Beispiel folgende Papiere, die nach Morningstar allesamt deutlich unterbewertet sind: die Brauereigruppe Anheuser-Busch InBev (Abschlag zu Morningstars Fair-Value-Schätzung: 33 Prozent), der Kreuzfahrt-Anbieter Carnival Corporation (51 Prozent), die Fluggesellschaft Delta Air Lines (35 Prozent), Macerich - ein Real Estate Investment Trust (REIT), der sich auf Einkaufszentren fokussiert (50 Prozent), Park Hotels & Resorts, ein REIT, der sich auf das gehobene Hotel-Segment konzentriert (44 Prozent), Sabre Corporation, das Technologie für die Reisebranche anbietet (43 Prozent) und Fahrdienstleister Uber (58 Prozent).
Übrigens: KCV von unter 1,0 – Unterbewertete deutsche Aktien wie Volkswagen, Telekom oder Hapag-Lloyd
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Warner Brothers Discovery