Unternehmen, die unter einem schwächeren konjunkturellen Umfeld leiden, geben in der Regel weniger Geld für Werbung aus. Stattdessen halten sie ihr Geld lieber zusammen, um flexibler auf Inflationssorgen, Lieferschwierigkeiten und den Ukraine-Krieg reagieren zu können. Das bekam auch die Google-Mutter Alphabet im abgelaufenen Quartal zu spüren, die den Großteil des Geschäfts mit Anzeigen im Internet macht. Weltweit verkauft keine Firma online so viel Werbung wie Google. Die Konkurrenz durch Unternehmen wie Amazon und TikTok nimmt allerdings zu.

Das Anzeigengeschäft wuchs im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 22,3 Prozent auf 54,66 Milliarden US-Dollar. 6,9 Milliarden Dollar kamen von der Videoplattform Youtube, die unter anderem im Wettbewerb mit der App Tiktok steht - ein Plus von gut 14 Prozent. Das geht aus den Quartalszahlen hervor, die Alphabet am Dienstagabend nach US-Börsenschluss vorgelegt hat.

Der Umsatz legte konzernweit um 23 Prozent auf gut 68 Milliarden Dollar zu. Analysten hatten mit etwas mehr gerechnet. Alphabet sieht hinter den niedrigeren Wachstumszahlen nicht nur die Folgen des russischen Krieges in der Ukraine und die damit einhergehenden Konjunktursorgen, sondern auch einen statistischen Effekt: Am Anfang der Corona-Pandemie 2020 war das Geschäft erst eingebrochen - und erholte sich dann wieder schnell. 2021 ließ der Vergleich zum schwachen ersten Vorjahresquartal den Umsatzsprung höher aussehen, das Plus lag bei 34 Prozent. Jetzt seien die Zuwächse naturgemäß niedriger. Im laufenden Vierteljahr werde der Effekt noch ausgeprägter sein, warnte Finanzchefin Ruth Porat.

Unterm Strich sank der Gewinn von 17,9 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal auf rund 16,4 Milliarden Dollar (15,4 Mrd Euro). Google investiert unter anderem massiv für den Konkurrenzkampf mit Amazon und Microsoft um das Geschäft mit Cloud-Diensten. Im Cloud-Geschäft wuchs der Umsatz um fast 44 Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar. Der operative Verlust ging dabei von 974 auf 931 Millionen Dollar zurück.

Bei den sogenannten "anderen Wetten", wo zum Beispiel die Entwicklung selbstfahrender Autos bei der Firma Waymo und Gesundheitsforschung bei Verily zusammengefasst ist, sprang der Umsatz im Jahresvergleich von 198 auf 440 Millionen Dollar hoch. Der operative Verlust des Bereichs blieb dabei mit rund 1,15 Milliarden Dollar nahezu stabil.

Einschätzung zur Alphabet-Aktie


Die Quartalszahlen von Alphabet kamen am Markt nicht so gut an. Am Dienstag im nachbörslichen Handel gab der Kurs mehr als vier Prozent nach. Mit US-Markteröffnung am Mittwoch ging es um etwa fünf Prozent auf 2268 Dollar nach unten.

Das Analysehaus Jefferies senkte das Kursziel für die Alphabet A-Aktie der Google-Mutter von 3600 auf 3400 Dollar, lies die Einstufung aber auf "Buy". Die Aussichten für das Geschäftsjahr seien zwar grundsätzlich gut, schrieb Analyst Brent Thill in einer Studie nach den Geschäftszahlen. Zunächst müsse aber das schwierige zweite Quartal durchschifft werden.

Die Schweizer Großbank UBS senkte das Kursziel für die Alphabet A-Aktie ebenfalls - von 3850 auf 3600 US-Dollar, lies die Einstufung auch auf "Buy". Die Google-Mutter habe im abgelaufenen Quartal schwächere Umsätze bei YouTube verbucht, während die Umsätze mit der Suchmaschine Google im Rahmen der Erwartungen gelegen und sich die Margen leicht verbessert hätten, schrieb Analyst Lloyd Walmsley. Er hält es für gut möglich, dass die Aktie einen Teil ihrer nachbörslichen Verluste an diesem Tag wieder wettmachen könnte.

Analyst Ali Mogharabi vom Research-Haus Morningstar ist bezüglich YouTube allerdings optimistischer: Die Schwäche der Video-Plattform YouTube sei aber nur vorübergehend, kommentierte er. Trotz der harten Konkurrenz durch die Facebook-Mutter Meta, Snap oder TikTok werde sich das Wachstum schon bald wieder beschleunigen.

Achtung: Am 15. Juli vollzieht die Google-Mutter einen Aktiensplit im Verhältnis 1:20. Für jede Aktie, die jemand an diesem Tag nach US-Börsenschluss im Depot hat, bekommt er 19 weitere Aktien ins Depot gebucht. Die erste Kursfeststellung der neuen Aktien erfolgt dann einen Tag später. Nach der Split-Ankündigung im Februar legte die Aktie bereits deutlich zu, ist nun aber wieder etwas zurückgekommen. Einstiegschance.

rtr/dpa-AFX/fh