Die EU treibt die Europarente voran. Ende 2021 soll es erste Angebote geben. Sie könnten Vorteile gegenüber der Riester-Rente bringen. Von Bernhard Bomke

Für die Verbraucher in den 27 Mitgliedsstaaten der EU wird es voraussichtlich ab Ende 2021 eine neue Variante geben, privat fürs Alter vorzusorgen. Nachdem die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA die Umsetzungsstandards für die sogenannte Europarente mit dem sperrigen Namen Pan-European Personal Pension Product (PEPP) vorgelegt hat, gilt die Zustimmung der Regierungschefs und des Europaparlaments als sicher. Damit gäbe es auch in Deutschland eine Alternative etwa zur Riester-Rente.

Die Pläne sehen vor, dass künftig jede Versicherung oder Bank EU-weit Rentenprodukte anbieten kann. Zu den Bedingungen gehören: Die Europarente muss in mindestens zwei EU-Staaten angeboten werden, und es muss ein Standardprodukt, genannt Basis-PEPP, geben, bei dem die Kosten und Gebühren per Kostendeckel auf ein Prozent des angesparten Kapitals pro Jahr begrenzt sind.

"Bei dem Basisprodukt ist mit dem Kostendeckel eine Beratung des Kunden mit abgedeckt", erklärt Til Klein, CEO des digitalen Altersvorsorge-Start-ups Vantik. Klein ist Mitglied des EIOPA-Expertenbeirats. Er erklärt weiter, bei dem Basisprodukt gebe es keine klassische Kapitalgarantie mit umfangreicher Eigenkapitalhinterlegung des Anbieters. Stattdessen seien verschiedene Formen der Kapitalsicherung erlaubt.

Günstig und flexibel


Der Vorteil aus Kleins Sicht: "Ohne Garantiepflicht können die Anbieter das Geld der Versicherten vernünftig anlegen." So bestehe die Chance auf mehr Rendite und höhere Rentenzahlungen als beispielsweise bei Riester-Produkten.

Weitere Eckpunkte der Europarente: Versicherte können den Produkttyp (Basis oder andere) alle fünf Jahre ebenso wechseln wie den Anbieter. Es gebe keine vorgeschriebenen Mindest- oder Höchstbeiträge, erklärt Klein, und am Ende viel mehr Flexibilität bei der Auszahlung als etwa bei Riester. Während dort mindestens 70 Prozent des angesparten Kapitals als Rente auszuzahlen sind, soll bei der Europarente auch eine komplette Einmalausschüttung möglich sein. Und: "Den Kunden wird vor Vertragsabschluss gesagt, was bei ihrer Altersvorsorge rauskommt, und sie erhalten jedes Jahr Bescheid, ob die Prognose noch passt."

hhhDas Bundesarbeitsministerium unterstützt die Europarente. "Das neue Finanzprodukt zeichnet sich durch einige innovative Regelungen aus, die auf bestehende nationale Altersvorsorgeprodukte wie etwa die Riester-Rente ausstrahlen könnten", erklärte eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber €uro am Sonntag. "Dazu gehört insbesondere der auf Betreiben des Europäischen Parlaments in die Verordnung aufgenommene Kostendeckel für die neuen Produkte." Das Ministerium hofft also, dass der Kostendeckel fürs Basis-PEPP auch Riester-Verträge, für die häufig deutlich höhere Gebühren fällig sind, für die Versicherten günstiger machen könnte. Axel Kleinlein, Vorstand des Bunds der Versicherten, outet sich ebenfalls als Fan der Europarente. Vorteile aus seiner Sicht: Kein Verrentungszwang à la Riester, bessere Kostentransparenz und Mitnahmemöglichkeit in andere EU-Staaten.

Entscheidend für den Erfolg der Europarente könnte ihre Besteuerung sein. Die ist den einzelnen Staaten überlassen.