Bereits seit dem Börsengang sind Investoren im Hinblick auf die Aktie von Alzchem Group skeptisch. Bei der Firma, die in einen Börsenmantel eingebracht und gelistet wurde, dominieren Peter Löw, Martin Vorderwülbecke und Markus Zöllner den Gesellschafterkreis. Sie hatten vor Jahren bei der Beteiligungsfirma Arques Anlegern hohe Verluste beschert. Die Zurückhaltung hat sich als richtig erwiesen. Als die Großaktionäre später einen Teil ihrer Aktien in den Markt drückten, brach der Kurs ein. Davon hat sich der Titel nicht erholt. Allerdings hat der Kurs aktuell einen Boden gebildet.

Alzchem stellt Calciumcarbid her und veredelt den Rohstoff in verschiedene Endprodukte. Das Spektrum ist breit. Es reicht von der Metallurgie über Pharma bis hin zu Pflanzendünger und Tierfutter. Selbst Nahrungsergänzungsmittel werden produziert. Anders als der Kurs haben sich die Zahlen gut entwickelt. Der Umsatz stieg auf 375 Millionen Euro, das Betriebsergebnis landete bei 49,4 Millionen Euro. Und diese Entwicklung kann sich fortsetzen. Das Unternehmen hat seine Kapazitäten für die Herstellung von Creamino verdreifacht. Dabei handelt es sich um einen selbst entwickelten Zusatzstoff für Tierfutter.

Potenzial für mehr Umsatz und Gewinn


Bisher hatte Alzchem das Produkt über Evonik vermarktet. Seit 2019 vertreibt das Unternehmen Creamino selbst. Dies könnte im ersten Halbjahr für Verzerrungen sorgen, sollte aber im zweiten Halbjahr zu mehr Umsatz und Ertrag führen. Alzchem geht davon aus, dass auf Basis von Creamino weitere Produkte auf den Markt kommen können. So verkaufen Apotheken seit wenigen Wochen "Livadur", einen Kreatinersatz für Menschen über 55. Das Nahrungsergänzungsmittel soll Muskelkraft erhalten.

Gemessen am Potenzial ist die Bewertung nicht hoch. Alzchem erwirtschaftet zweistellige operative Margen. Trotzdem hat das Unternehmen lediglich einen Kurs-Umsatz-Multiplikator von 0,6. Das KGV, gemessen an annualisierten Erträgen, von 2018 liegt bei zehn. Für das Rumpfgeschäftsjahr 2018 hat das Unternehmen eine Dividende von neun Cent angekündigt, die nach der Hauptversammlung am 14. Mai gezahlt werden soll.

Auf Basis der Kennzahlen wären Kurse über drei Euro erreichbar. Es gibt allerdings Risikofaktoren. Höhere Kurse könnte der Aktionärskreis um die Ex-Arques-Leute zum Abbau ihrer Position nutzen. Er hält noch 74 Prozent. Zudem ist die Alzchem-Bilanz gezeichnet von hohen Investitionen der vergangenen beiden Jahre. Insbesondere fallen die Pensionslasten von rund 110 Millionen Euro negativ auf. Deshalb eignet sich die Spekulation eher für risikobereite Anleger.