Mit 3,4 Prozent sind die Verbraucherpreise in Kanada im April so stark gestiegen wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Die Notenbanker geben sich dennoch auch in Kanada gelassen und verweisen wie zurzeit vielerorts auf den ihrer Ansicht nach temporären Charakter der höheren Inflationsraten.
Am aktuellen Leitzins von 0,25 Prozent will die Bank of Canada nicht vor 2022 rütteln. Allerdings hat sie bereits Ende April damit begonnen, ihre wöchentlichen Anleihekäufe zu drosseln, als erste führende Notenbank weltweit. Zur Begründung verwiesen die Währungshüter darauf, dass sich die Wirtschaft des Landes schneller als erwartet von der Corona-Krise erhole.
Im Gesamtjahr 2020 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,4 Prozent. Für 2021 erwartet die Notenbank ein kräftiges Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent. 2022 soll das BIP der Prognose zufolge um 3,7 Prozent zulegen, 2023 um 3,2 Prozent.
Wichtige Rohstoffpreise
Der kanadische Dollar, auch Loonie genannt, könnte zwar von der Zinserhöhungsfantasie profitieren. Allerdings wird die Devise wegen der großen Rohölreserven Kanadas in erster Linie zu den Ölwährungen gezählt. Und diese bewegen sich häufig im Gleichschritt mit dem Preis des Rohstoffs. Als im Zuge der Corona-Krise der Ölpreis absackte, geriet denn auch der Kanada-Dollar unter erheblichen Druck. Mit dem wieder steigenden Ölpreis erholte sich der Loonie dann deutlich. Unterstützt wurde dies von steigenden Preisen bei anderen für Kanada wichtigen Rohstoffen.
Bei ihren Einschätzungen für die weitere Wechselkursentwicklung verweisen Devisenanalysten stets auf die Prognosen zum Ölpreis. Der mit einer Rückkehr zur Normalität verbundenen höheren Nachfrage nach dem Rohstoff steht ein größeres Angebot entgegen, wenn die Förderländer ihre Produktionskürzungen zurücknehmen. Etliche Experten rechnen am Jahresende mit einem niedrigeren Ölpreis als derzeit.
Skeptische Analysten
Entsprechend skeptisch zeigen sich die meisten Devisenstrategen für die kanadische Währung. So erwarten beispielsweise die Analysten der DZ Bank, dass in sechs Monaten 1,54 kanadische Dollar für einen Euro gezahlt werden müssen. Derzeit kostet ein Euro lediglich 1,48 Kanada-Dollar.
Risikobereite, die auf einen schwächeren Loonie setzen wollen, können zu einem Knock-out-Zertifikat von BNP Paribas greifen, das dem Wechselkurs mit Hebel 3,9 folgt (ISIN: DE 000 PR7 TW0 1). Wertet der Kanada-Dollar zum Euro doch auf, gibt es entsprechende Einbußen. Die Barriere, bei der weitgehender Verlust des investierten Kapitals droht, ist derzeit 25 Prozent entfernt.