Das Coronavirus trifft den Personalvermittler Amadeus Fire hart. Nach den behördlich angeordneten Geschäfts- und Werksschließungen entlassen Firmen nicht nur Mitarbeiter, wegen der drohenden Rezession stellen sie derzeit auch keine ein. Amadeus Fire drohen damit nicht nur zahlreiche unbeschäftigte Angestellte, die Frankfurter werden ihre Mitarbeiter auch kaum an andere Unternehmen vermitteln können.
Die Firma hat sich auf Arbeitskräfte aus IT und kaufmännischen Bereichen spezialisiert und machte im vergangenen Jahr 83 Prozent seiner Einnahmen in Höhe von 233,1 Millionen Euro mit Zeitarbeitern oder durch vermittelte Bewerber für eine Festanstellung. "Das Geschäft der Amadeus Fire Gruppe wird betroffen sein, allein das Ausmaß ist nicht zu quantifizieren", schreibt Vorstandschef Robert von Wülfing über die Folgen der Corona-Krise und streicht vorsichtshalber die Dividende für 2019 komplett zusammen. Der Aktienkurs brach binnen weniger Wochen fast 55 Prozent ein.
"Hervorragende Kaufgelegenheit"
Nun aber wittern erste Börsianer wieder Chancen. Laut der Privatbank Warburg bietet Amadeus Fire derzeit "eine hervorragende Kaufgelegenheit". Mit einem Kursziel von 165 Euro trauen die Hamburger der Aktie mehr als eine Verdopplung zu. Tatsächlich besteht bei Amadeus Fire die Chance auf eine Erholung, sobald die Corona-Pandemie abklingt und die behördlichen Schutzmaßnahmen gelockert werden. Bis dahin aber werden die Ergebnisse schlecht ausfallen. So treffen fehlende Einnahmen auf gestiegene Kosten.
2019 stärkte Amadeus Fire den Vertrieb, dadurch stieg der Umsatz um 13,3 Prozent, aber auch die Vertriebs- und Verwaltungsausgaben gingen um 16,3 Prozent auf 72,1 Millionen Euro nach oben. Der Großteil der Personalkosten aber dürfte schnell sinken. Unternehmen, die Zeitarbeiter beschäftigen, können auch für diese Kurzarbeit anmelden, Amadeus Fire wiederum schickt nicht mehr entliehene Angestellte ebenfalls in Kurzarbeit. Der Bedarf für Leiharbeiter dürfte jedoch nicht allzu lange niedrig bleiben. Für 2021 rechnen zahlreiche Volkswirte mit einer Erholung der Wirtschaft, womit sich auch die Aussichten für Amadeus Fire deutlich aufhellen.
Bis dahin könnten die Fort- und Weiterbildungen des Unternehmens für etwas Stabilität sorgen. Die Bildungssparte stand 2019 für rund 17 Prozent des Umsatzes und wurde Ende des Jahres mit der größten Übernahme der Firmengeschichte gestärkt. Für 200 Millionen Euro wurde Comcave gekauft. Die Dortmunder bieten staatlich geförderte Weiterbildungen und Umschulungen an. Mit dem Angebot wurden zuletzt 60 Millionen Euro Umsatz und eine operative Marge von über 25 Prozent erzielt. Durch die Übernahme will Amadeus Fire auch dem Fachkräftemangel begegnen und glaubt, unter den Kursteilnehmern Zeitarbeiter oder Kandidaten für die Vermittlung in eine Festanstellung zu finden. Wie hoch der Bedarf nach IT- und kaufmännischen Mitarbeitern ist, zeigte sich bereits 2019. Während in der Industrie bereits Zeitarbeiter abgebaut wurden, blieben ITler und Controller weiter gefragt. Auch die Corona-Krise dürfte daran wenig ändern.