Wegen höherer Gebühren für Prime-Mitglieder und florierender Cloud-Geschäfte rechnet Amazon auch im laufenden Quartal mit einem satten Gewinn. Damit scheint sich die Geduld von Investoren auszuzahlen, die in der Hoffnung auf eine spätere Ausbeute auch die mageren Zeiten akzeptierten, als der US-Konzern die Einnahmen gleich wieder in Wachstum investierte. Die in Frankfurt notierte Amazon-Aktie legte sechs Prozent zu.
Der Gigant aus dem US-Bundesstaat Washington hat seine Fühler inzwischen in viele Geschäftsbereiche ausgestreckt. Amazon ist nicht mehr nur Onlinehändler, sondern auch Streamingdienst und seit der milliardenschweren Whole-Foods-Übernahme Konkurrent für Lebensmitteleinzelhändler. Zusammen mit JPMorgan und Berkshire Hathaway von Warren Buffett will Amazon jetzt das US-Gesundheitssystem überholen. Glanzlicht ist und bleibt aber die Cloud-Sparte AWS, die Marktführer ist.
MICROSOFT WILL AMAZON IN DER CLOUD AUF DIE PELLE RÜCKEN
AWS stellt Rechenkapazitäten auf externen Servern bereit und bietet Kunden damit eine Plattform, über die diese ihre IT abwickeln können, sowie Software. "Unsere Kernkompetenz ist der Aufbau und Betrieb von Rechenzentren", sagte AWS-Manager Constantin Gonzalez kürzlich auf der Hannover-Messe. Der Cloud-Pionier steigerte den Umsatz im ersten Quartal um 49 Prozent auf 5,44 Milliarden Dollar.
Ebenfalls stark auf die Cloud setzt Microsoft mit seinem Azure-Angebot. Die Sparte trieb ihre Erlöse zuletzt sogar um 93 Prozent in die Höhe. Eine konkrete Umsatzzahl nannte der weltgrößte Softwarekonzern nicht.
TRUMP-KRITIK PERLT AN AMAZON AB
US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt wiederholt Amazon medienwirksam wegen der Versandgebühren, die der Konzern an die US-Post zahlt, und seiner Steuerpraxis angegriffen. Firmenchef Jeff Bezos, der zum reichsten Mann der Welt aufgestiegen ist und dem auch die "Washington Post" gehört, bezeichnete er unter anderem als "Cheflobbyisten". Der Erfolg spreche für sich, sagte Analyst Michael Pachter vom Finanzberater Wedbush Securities. Denn dieser sei "die beste Rache, die Bezos (...) nehmen könne."
PRIME WIRD IN DEN USA TEURER
Dabei profitierte Amazon von seinen gebührenzahlenden Prime-Mitgliedern. Inzwischen haben sich mehr als 100 Millionen Menschen für diesen Service angemeldet, die zumindest in den USA künftig mehr Geld den Tisch legen müssen. Die Kosten steigen um 20 Dollar auf 119 Dollar. "Wir glauben, dass es immer noch der beste Deal ist, den man im Einzelhandel bekommen kann", sagte Finanzchef Brian Olsavsky. Wer Amazon-Prime-Kunde ist, muss nichts mehr für den Versand von Artikeln zahlen und kann unbegrenzt Musik, Filme und Serien streamen. In den Ausbau der Inhalte des Dienstes steckt Amazon viel Geld: Für 130 Millionen Dollar werden zunächst Abendspiele der US-Football-Liga NFL gezeigt.
rtr