Es war, als hätten es die Börsianer an der Wall Street am Dienstag geradezu darauf angelegt, diese magische Marke zu knacken. Denn während der Gesamtmarkt zur Schwäche neigte, stieg der Kurs von Amazon in den ersten beiden Handelsstunden langsam, aber stetig. Als die Billionenmarke schließlich überschritten war, gab der Kurs wieder leicht nach.

Ende Juli hatte Amazon mit einem hohen Quartalsgewinn überrascht. Dafür sorgte neben dem boomenden Internet-Handel weiter das starke Geschäft mit Cloud-Diensten.

Amazon hat den Handel derart umgekrempelt, dass auch andere Branchen, in die das Unternehmen vorstößt, das Flattern bekommen. Als das Unternehmen kürzlich die US-Versandapotheke PillPack übernahm, rutschten die Aktien von US-Drogerieketten, die auch Medikamente verkaufen, deutlich ab. Zuvor war der Online-Riese unter anderem mit der milliardenschweren Wholefoods-Übernahme in den Lebensmitteleinzelhandel eingestiegen.

Analysten äußerten sich jüngst positiv zu den Aktien von Amazon: So schraubte Brian Nowak von der US-Investmentbank Morgan Stanley das Kursziel von 1850 auf 2500 US-Dollar in die Höhe. Rasant wachsende Umsätze in besonders profitablen Bereichen wie etwa dem Werbegeschäft ermöglichten es dem Online-Händler, weiter zu investieren und gleichzeitig höhere Gewinne zu erwirtschaften. Laut dem Experten Douglas Anmuth von der US-Bank JPMorgan profitiert der Konzern zunehmend von seinen Größenvorteilen.

Der Fachmann Simeon Siegel vom japanischen Analysehaus Nomura resümierte, Amazon habe sich mit einer hervorragenden Umsatz- und Profitabilitätsentwicklung von den anderen großen Internetkonzernen abgesetzt. Das Unternehmen bleibe hervorragend aufgestellt.

Pessimisten sind unter den von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten 50 Analysten rar: 44 Experten empfehlen einen Kauf der Aktie. Nur zwei Experten raten zum Verkauf und vier Analysten empfehlen Anlegern, erst einmal an der Seitenlinie zu verharren.

Aktuell ist Amazon mehr wert als die zwölf größten Dax-Konzerne (DAX 30) zusammengenommen. In naher Zukunft könnten auch der Google-Mutterkonzern Alphabet (Alphabet C (ex Google)) und der Software-Konzern Microsoft die Billionen-Marke überschreiten. Sie bringen derzeit gut 840 Milliarden beziehungsweise fast 860 Milliarden Dollar auf die Waage.

Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 500 Milliarden Dollar hingegen hat sich Facebook erst einmal von dem Billionenrennen verabschiedet. Die Datenschutzverordnung der Europäischen Union und der Datenskandal um Cambridge Analytica hatten das Online-Netzwerk stärker als erwartet getroffen./la/ck/bek/jha/

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