Wie schon im zweiten Quartal wies Amazon am Donnerstag nach Börsenschluss auch für das abgelaufene dritte Vierteljahr einen unerwartet deutlichen Anstieg des Verlustes auf diesmal 437 Millionen Dollar aus. Doch jetzt kam dazu noch ein überraschend geringes Umsatzwachstum und die Aussicht, dass die Erlöse auch im laufenden Quartal hinter dem erwarteten Zuwachs von "20 plus x Prozent" zurückbleiben werden. "Damit ist die Wachstumsstory fast vom Tisch", sagte Tob Plaza, Analyst bei der Key Private Bank. "Das war ein hässliches Quartal."

Von Juli bis September steigerte Amazon den Umsatz zwar um 20 Prozent auf 20,58 Milliarden Dollar. Das lag aber rund 250 Millionen Dollar unter den Prognosen der Experten. Der Verlust von 437 Millionen Dollar bedeutete pro Aktie einen Fehlbetrag von 95 Cent, erwartet worden waren nur 74 Cent. Für das wegen des Weihnachtsgeschäfts wichtige vierte Quartal blieb Amazon mit seiner Umsatz-Prognose von 27,3 bis 30,3 Milliarden Dollar hinter den Erwartungen von im Schnitt 30,89 Milliarden zurück. In der vergangenen Woche hatte der Online-Händler eBay seine Prognosen kassiert und dies unter anderem auch mit Auswirkungen des gestiegenen Dollar-Kurses begründet.

Amazon hatte in der Vergangenheit wiederholt Verluste ausgewiesen, weil der Konzern in neue Geschäftsfelder wie Smartphones, Tablets, Videospiele und TV-Serien investierte. Der US-Konzern stellt sich damit zwar sehr breit auf und ist dadurch rasant gewachsen. Zuletzt wurden Anteilseigner aber nervös. Schon bei der Vorlage der Verlusts für das zweite Quartal, der mit 126 Millionen Dollar doppelt so hoch ausgefallen war wie erwartet, stürzte die Aktie um zehn Prozent ab. Amazon hatte damals erklärt, die hohen Ausgaben belasteten zwar kurzfristig weiter die Bilanz. Langfristig werde sich dies aber rechnen.

Auch in den vergangenen drei Monaten hatte Amazon Geld investiert. So wurde das Billig-Smartphone "Firephone" auf den Markt gebracht, mit dem Amazon gegen Video- und Streamingdienste wie MaxDome oder Netflix antritt. Ende August hatte Amazon beim größten Zukauf seiner 20-jährigen Firmengeschichte fast eine Milliarde Dollar für die Videospiele-Plattform Twitch bezahlt. Damit sollen noch mehr eigene Inhalte angeboten werden, die dann auf Amazons Instant Video, dem Kindle-Tablet und der Fire TV Set-Top-Box laufen können.

In Deutschland liegt Amazon seit langem mit Verdi im Streit. Die Gewerkschaft fordert höhere Löhne sowie tarifliche Regelungen wie im Einzel- und Versandhandel. Amazon nimmt indes die Logistikbranche als Maßstab, in der weniger gezahlt wird.

Reuters