"Es war ein weiteres Wahnsinns-Quartal für Amazon", sagte Analyst Daniel Ives von GBH Insights. Fast die Hälfte aller Online-Einkäufe in der Weihnachtssaison seien über Amazon getätigt worden. Die Aktie verteuerte sich im Frankfurter Handel zum Start um fast vier Prozent.
Lange Zeit galt der Weltkonzern aus Seattle als Unternehmen ohne Kostendisziplin, das wahllos investierte. Nun versucht Firmenchef Bezos beides zu vereinen. Trotzdem blieb bei einem Jahresumsatz von fast 178 Milliarden Dollar in 2017 nur ein Gewinn von rund drei Milliarden Dollar hängen. Langfristig scheint Amazon seine Marge nun verbessern zu wollen: So wurden die Monatspreise für das wichtige Prime-Programm erhöht, was die Umsätze anschieben dürfte. Wer an diesem Programm teilnimmt, erhält gegen eine Gebühr die Lieferungen schneller, muss keine Versandkosten zahlen und kann unter anderem den Streamingdienst nutzen, der mit eigenen Inhalten Netflix Konkurrenz macht. Schätzungen zufolge verfügen in den USA rund 60 Millionen - und damit fast die Hälfte aller Haushalte - über ein Prime-Abonnement. Im Weihnachtsgeschäft sollen weltweit mehrere Millionen hinzugekommen sein. Endgültige Zahlen gibt Amazon nicht bekannt.
AMAZONS WEG ZUR ALLZWECKWAFFE
Amazon ist längst nicht mehr nur eine Größe im Onlinehandel, sondern seit der fast 14 Milliarden Dollar schweren Übernahme der Lebensmittelkette Whole Foods auch im Einzelhandel aktiv und mit AWS zum Marktführer im Cloudgeschäft aufgestiegen. Amazon stellt hier Rechenkapazitäten auf externen Servern bereit und bietet Kunden damit eine Plattform, über die diese ihre IT abwickeln können. Zum anderen wird die dafür nötige Software verkauft. Die Sparte, die unter anderem mit Angeboten von Google und Microsoft konkurriert, steigerte ihren Umsatz im Weihnachtsquartal um 45 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar.
Zugleich produziert Amazon auch Hardware, neben den Kindle-Lesegeräten den Sprachassistenten Alexa, der beispielsweise in den Echo-Lautsprecher eingebaut ist. Laut Finanzchef Brian Olsavsky haben bereits Millionen Amazon-Kunden Produkte per Sprachbefehl gekauft. In dem Zukunftsgeschäft tummeln sich neben Amazon auch Google und Apple.
Olsavsky betonte, dass Amazon weiterhin mit vollen Händen Geld ausgeben wird. Inzwischen zählt das Unternehmen 566.000 Mitarbeiter und plant den Aufbau eines zweiten Standorts in den USA. Zudem will der Konzern zusammen mit der größten US-Bank JP Morgan und der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway des Starinvestors Warren Buffett eine Krankenversicherung gründen. Investitionen sind auch in die Expansion im Ausland - vor allem Indien - vorgesehen. Der größte chinesische Konkurrent Alibaba kündigte am Freitag an, dem indischen Online-Lebensmittelhändler BigBasket mit 146 Millionen Dollar unter die Arme zu greifen.
rtr