Seit dem Corona-Hoch 2021 ist Amazon um 46 Prozent gefallen. Neben dem generellen Ausverkauf belastet die Aktie die Angst vor der sinkenden Verbrauchernachfrage und die Inflation. Von Jennifer Senninger
Für JP Morgan ist Amazon eine der besten Ideen für 2023. Der Onlinehändler profitiere von der „anhaltenden Verlagerung hin zu E-Commerce und Cloud“. Da er seit Corona die Fulfillment-Kapazität verdoppelte, erwarten die Analysten, dass Amazon die Betriebsgewinnmarge von 2,4 Prozent 2022 auf 4,2 Prozent 2023 steigern kann. Auch scheint die Verbrauchernachfrage weniger beeinträchtigt als befürchtet: Laut Amazon war das Thanksgiving-Wochenende 2022 das beste Weihnachtseinkaufswochenende aller Zeiten. Generell haben Verbraucher laut Adobe Analytics am Cyber Monday fast sechs Prozent mehr als im Vorjahr ausgegeben.
Einschätzung zur Amazon-Aktie
Bei Cloud-Computing ist Amazon mit AWS mit einem Marktanteil von 34 Prozent führend. Das Wachstum verlangsamte sich im dritten Quartal zwar, stieg aber immer noch um 27 Prozent. Zudem befindet sich Amazon inmitten einer Kostensenkungskampagne, die sich 2023 auszahlen sollte. 2022 wird ein starker Rückgang beim Gewinn je Aktie erwartet. 2023 könnte dieser aber wieder um 132 Prozent auf 2,67 Dollar steigen — KGV von 35. Das Fünffahresdurchschnitts-KGV beträgt 44 — eine günstige Gelegenheit. 2022 ist zwar kein leichtes Jahr, auch die nächsten Monate könnten holprig werden. Durch die verbesserte Kostenstruktur wird Amazon 2023 aber effizienter und schlanker. Die Verbrauchernachfrage scheint nicht so stark nachzulassen wie angenommen, und geht der Inflationsdruck zurück, ist Amazon mit ausgebauter Kapazität noch immer die erste Adresse als Onlineshop. Die anhaltende Nachfrage beim Cloud-Computing spielt Amazon dabei weiter in die Hände.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 49/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.