Amazon schlägt sich im zukunftsträchtigen Cloud-Computing wesentlich besser als gedacht. Das Geschäft mit der Auslagerung von Speicher- und Rechen-Diensten ins Internet ist nicht nur profitabel, sondern wächst auch rasant, wie der Online-Händler am Donnerstagabend mitteilte. Obwohl der US-Konzern wegen hoher Investitionen erneut in die roten Zahlen rutschte, reagierten Investoren dieses Mal nicht mit Verkäufen. Im Gegenteil: Amazon-Aktien steigen im US-Geschäft um 14,7 Prozent auf 447,35 Dollar und liegen damit über ihrer bisherigen Bestmarke von 408,06 Dollar vom Januar 2014. Analysten erklärten, die Strategie von Amazon-Chef Jeff Bezos, der zahlreiche neue Geschäftsfelder testet, zahle sich vermutlich doch aus.

Zum ersten Mal veröffentlichte das Unternehmen aus Seattle finanzielle Details zum Cloud Computing, in dem sich auch SAP, IBM und Microsoft tummeln. Die Erlöse der Sparte Amazon Web Services sprangen um fast die Hälfte auf 1,57 Milliarden Dollar in die Höhe - sieben Prozent vom gesamten Umsatz. Der operative Gewinn stieg um acht Prozent auf 265 Millionen Dollar. Bezos sagte, das Wachstum der Sparte beschleunige sich. Amazon investiere stark in den Bereich, was sich auf lange Sicht auszahlen werde, ergänzte Finanzvorstand Tom Szkutak.

"Das Cloud-Computing stellt sich als lukrativer heraus als erwartet", sagte Analyst Michael Pachter vom Wertpapierhändler Wedbush Securities. Die Sparte sei profitabel und dies auch schon im Vorjahr gewesen. "Alle hatten gedacht, sie verlieren damit Geld." Im den vergangenen Quartalen hatte es immer wieder skeptische Stimmen gegeben. Bezos könnte sich mit seinen Investitionen verzetteln, so die Befürchtung.

Amazon steckt Milliarden in Smartphones und Tablets, Videos, eigene Filme sowie Spiele. Damit will Bezos Apple, Google und dem aufstrebenden Video-Portal Netflix Paroli bieten. Ende August hatte Amazon - beim größten Zukauf der 20-jährigen Firmengeschichte - fast eine Milliarde Dollar für die Videospiele-Plattform Twitch bezahlt. Damit können noch mehr eigene Inhalte angeboten werden, die dann auf dem Streamingdienst Instant Video, dem Kindle-Tablet und der Fire TV Set-Top-Box laufen.

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WIEDER ROTE ZAHLEN

Unter dem Strich stand im ersten Quartal ein Verlust von 57 Millionen Dollar, nachdem es im Jahr zuvor noch zu einem Gewinn von 108 Millionen gereicht hatte. Amazon hat in der Vergangenheit immer wieder rote Zahlen geschrieben. Für Bezos ist das Umsatzwachstum wichtiger - eine Meinung, die nicht alle Aktionäre teilen.

Der Umsatz stieg derweil etwas stärker als am Markt erwartet um 15 Prozent auf 22,7 Milliarden Dollar. Vor allem in Nordamerika ging es überdurchschnittlich nach oben. Im Ausland lief es nicht gut: Das internationale Geschäft der Amerikaner wies ein Einnahme-Minus von knapp zwei Prozent auf. Es steht für mehr als ein Drittel der gesamten Erlöse. In Deutschland hat Amazon seit längerem Ärger. Hier liegt der Konzern mit Verdi im Streit. Die Gewerkschaft fordert höhere Löhne sowie tarifliche Regelungen wie im Einzel- und Versandhandel. Amazon nimmt indes die Logistikbranche als Maßstab, in der weniger gezahlt wird.

Für das laufende Frühjahrsquartal rechnet Amazon mit einem Umsatzwachstum von sieben bis 18 Prozent auf 20,6 bis 22,8 Milliarden Dollar. Operativ könnte ein Verlust von 500 Millionen bis zu einem Gewinn von 50 Millionen Dollar anfallen.

Reuters