Mehr Gebühren
Als Erstes kündigte das Unternehmen mit Blick auf das für sie so wichtige Weihnachtsgeschäft an, die Gebühren für dritte Händler auf Amazon zu erhöhen. Das heißt für den Konzern nicht nur mehr Umsatz, sondern auch niedrigere Margen für die Konkurrenzprodukte zu ihren eigenen. Damit drängt der US-Onlineriese weiter kleine und mittlere Händler in die Ecke und etabliert sich zusehens selbst mit seinen eigenen Marken und Produkten.
Laut Berichten des Wall Street Journals erhöht das Unternehmen aufgrund des "Inflationsdrucks" seine Gebühren um durchschnittlich 35 Cent pro Verkauf und plant zusätzlich noch ein weiteres Prime Day Event, wo vor allem die eigenen Produkte zu günstigen Preisen verkauft werden. In diesem Jahr hat der zweitägige Ausverkauf sogar die höchsten Umsätze aller Zeiten erzielt.
Neuer Geschäftszweig
Doch Amazon geht nicht nur im Online-Handel neue Wege. Wie US-Medien berichten, will das Unternehmen Signify Health übernehmen. Die Plattform für das Gesundheitswesen bietet sowohl Zahlungssysteme für Ärzte sowie versicherungsähnliche Dienstleistungen, als auch Online-Untersuchungen für Patienten, die Termine vereinbaren wollen oder Praxen in ihrer Nähe suchen.
Damit diversifiziert der Online-Riese sein Konglomerat vermutlich weiter, was zum Beispiel in den letzten Jahren auch in das Cloud und E-Mobilitätsgeschäft eingestiegen ist.
Ausblick
Die Börse allerdings dürfte beide Nachrichten recht unterschiedlich bewerten. Während die Erhöhung der Gebühren, sowie ein zweiter Amazon Prime Day ein Jubelfeuerwerk unter Aktionären stiften dürfte, so könnte die mögliche Übernahme eher kritisch gesehen werden. So erhalten Unternehmen, welche sich breit über viele Branchen diversifizieren, oftmals einen Holdingabschlag, der die Aktie deutlich unter Net-Asset-Value bewertet.
Umso spannender dürfte es in den nächsten Jahren rund um das Thema Aufspaltung bei Amazon werden. Sollte etwa die Cloud Sparte abgespalten werden, so ist es gut möglich, dass auch einer Billionen-Company auf einmal zwei werden. Investoren, welche allerdings auf diese Entwicklungen setzen wollen, sollten einen langen Atem mitbringen. Wer hingegen glaubt, dass die Gebührenerhöhungen in den nächsten Monaten Amazons neuer Wachstumstreiber wird, der sollte die Marke von 130 Euro im Auge behalten, die als temporäres Tief nach den guten Quartalszahlen anzusehen ist. Nach oben wäre für die Aktie hingegen Luft bis zu den zeitweiligen Höchstständen bei 153 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Chefredakteur, Herr Frank Pöpsel, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Amazon.