Kurz nach Börsenschluss öffnete Amazon seine Bücher für Investoren und präsentierte die Zahlen für das zweite Quartal des Jahres. Das einstmals von Jeff Bezos gegründete Unternehmen hatte schon im Vorfeld mit schlechten Nachrichten zu kämpfen, da sowohl die Big Tech Konzerne Microsoft, Alphabet und Meta mit ihren Zahlen enttäuscht hatten und Einzelhandels-Konkurrent Walmart den Ausblick deutlich reduziert hatte. Trotzdem erwarteten die Analysten von Amazon ein knapp positives EPS und einen Umsatz in Höhe von 119,1 Milliarden US-Dollar.

Der weltgrößte Online-Händler hat seinen Umsatz im zweiten Quartal trotz hoher Inflation und Rezessionssorgen jedoch weiter gesteigert. Die Erlöse legten im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 121,2 Milliarden Dollar zu.

Rivian-Beteiligung belastet


Der Betriebsgewinn sank zwar von 7,7 Milliarden auf 3,3 Milliarden Dollar, übertraf aber ebenfalls die Erwartungen der Experten. Unter dem Strich verbuchte Amazon einen Nettoverlust von 2,0 Milliarden Dollar. Der Grund war indes, dass die Beteiligung am Elektroautobauer Rivian um 3,9 Milliarden Dollar abgewertet wurde.

Trotz anhaltenden Inflationsdrucks bei Benzin, Energie und Transport mache Amazon Fortschritte bei der Kostenkontrolle, sagte Vorstandschef Andy Jassy. So sei insbesondere die Produktivität im Lager- und Liefernetzwerk verbessert worden. Dennoch nahmen die Betriebsausgaben gegenüber dem Vorjahreswert um rund 12 Prozent auf 117,9 Milliarden Dollar zu.

Am Finanzmarkt kamen die Zahlen trotzdem gut an, die Amazon-Aktie stieg nachbörslich um mehr als zwölf Prozent. Besonders der Ausblick auf das laufende Quartal erfreute die Anleger.

Die Aussichten


Die Nachricht hob die Aktie schnell zweistellig an, da Amazon nun der erste Big-Tech Konzern dieser Berichtssaison war, der nicht enttäuscht hatte. Zudem trieb der gute Ausblick die Aktie weiter nach oben. Amazon will seinen Umsatz trotz der aktuellen weltwirtschaftlichen Probleme auf 125 bis 130 Milliarden US-Dollar ansteigen lassen, was einem zweistelligen Wachstum im Vergleich zum Vorjahr entsprechen würde.

Außerdem war der Star der Show wieder mal AWS. Die Zahlen des Cloud-Systems konnte im Gegensatz zur Konkurrenz deutlich mehr überzeugen und sind auch einer der wichtigsten Wachstumstreiber des Online-Händlers.

Einschätzung zur Amazon-Aktie


Amazon verließ den nachbörslichen Handel mit einem hervorragenden Plus in Höhe von 13 Prozent. Anleger, die bereits investiert sind, können sich also über sehr grüne Vorzeichen freuen. Im deutschen Handel gewinnt das Papier am Freitag-Vormittag knapp 13 Prozent (siehe Chart).

Für noch nicht investierte Anleger heißt es jetzt allerdings abwarten. Amazon ist gerade sehr gut gelaufen und für das Papier ist gerade auch wegen des allgemein negativen Umfeldes eine Konsolidierung zu erwarten. Danach wäre charttechnisch der Weg frei zurück zur Marke von 160 US-Dollar, wenn sich die Wirtschaftsaussichten nicht allzu sehr eintrüben. Sollte dies wider Erwarten trotzdem geschehen, dann müssen die Marken von 113 und 100 US-Dollar halten, um keinen tiefroten Abwärtstrend heraufzubeschwören. jnw/mmr