Die Aktie von AMS gehört zu den großen Verlierern des Corona-Crashs. Mehr als drei Viertel des Börsenwerts hat das Papier des österreichischen Chip- und Sensorenherstellers in der Spitze verloren - und bislang nur einen kleinen Teil davon aufgeholt. Das hat Gründe: Die Übernahme des deutschen Lichttechnikkonzerns Osram kostete viel Geld und kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Vage Gerüchte, dass der Großkunde Apple Aufträge abziehen könnte, verstärkten die durch die Pandemie ohnehin große Unsicherheit.

In Sachen Osram gibt es inzwischen Fakten: Die Kartellbehörden haben den Deal genehmigt, die Finanzierung steht. 69 Prozent der ehemaligen Siemens-Tochter gehören jetzt zu AMS. Der nächste logische Schritt wäre ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag. Um den durchzusetzen, ist auf einer Hauptversammlung eine Dreiviertelmehrheit der anwesenden Aktionäre nötig. Um sicherzugehen, könnte AMS über die Börse Aktien zukaufen. Osram selbst bietet den Österreichern viele Chancen: Analysten erwarten, dass das Digitalgeschäft verkauft wird. Die Autosparte dürfte trotz Verkaufsgerüchten wohl bei AMS bleiben, genau wie das Optohalbleitergeschäft, zu dem LED-Chips gehören.

Die Übernahme stärkt die technologische Expertise der Österreicher und verschiebt das Kundenprofil. Das Bankhaus Lampe kalkuliert, dass AMS zuletzt rund zwei Drittel des Umsatzes mit dem US-Techriesen Apple erzielte. Mit Osram sinke der Anteil des wichtigsten Kunden auf ein Drittel. Das dürfte die Verhandlungsposition der Österreicher verbessern.


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Die Entwicklung bei Apple bleibt zunächst der größte Treiber. AMS liefert Komponenten wie Umgebungslichtsensoren. Wichtig ist vor allem das neue iPhone, das im Herbst kommen dürfte. Das Risiko: Zehn Prozent niedrigere iPhone- Verkäufe würden den Gewinn von AMS 2021 um fünf Prozent drücken, kalkuliert Lampe.

Für die Österreicher bleibt es wichtig, den Kundenkreis zu erweitern. Die Chancen sind da: Sensoren von AMS helfen etwa bei der Steuerung selbstfahrender Autos oder in der Medizintechnik. Die Aktie ist im Branchenvergleich günstig. Zügiger Schuldenabbau, eine erfolgreiche Integration von Osram und ein weiter gutes Apple-Geschäft würden höhere Kurse ermöglichen.

Nachholbedarf: Die Aktie hat im Crash massiv verloren. Nach Vollzug der Osram-Übernahme besteht jetzt Aufholpotenzial.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 20,00 Euro
Stoppkurs: 10,90 Euro