So hat der österreichische Chip-Hersteller AMS für das zweite Quartal eine "signifikante Kapazitätsunterauslastung" in Aussicht gestellt und dürfte folglich herbe Verluste machen. Der Aktienkurs brach daraufhin in Zürich, wo die Aktien gelistet sind, um 11 Prozent ein auf den niedrigsten Stand seit Ende Januar. "Mit einer Schwäche hatte man gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß", sagte David Mulholland, Analyst der Bank UBS.
Die Nachricht zog die Kurse deutscher Branchentitel mit nach unten: Papiere des Apple -Zulieferers Dialog Semiconductor sackten im TecDax um mehr als 5 Prozent ab auf das niedrigste Niveau seit vier Jahren. Die Aktien von Aixtron verloren 1,5 Prozent und Siltronic 2,8 Prozent. Aixtron stellt Anlagen für die Produktion von Verbindungshalbleitern her. Siltronic fertigt Wafer, das Ausgangsprodukt für Chips. Bei den im Dax notierenden Infineon-Anteilen hielt sich der Abschlag mit 0,6 Prozent in Grenzen.
Erschwerend hinzu kam ein Umsatzrückgang bei Hynix, einem der größten Chip-Produzenten weltweit. Die Südkoreaner beliefern unter anderem Apple und die chinesische Huawei. Der Kurs der Hynix-Aktie verlor 2,7 Prozent. In der vergangenen Woche hatte bereits der Konkurrent TSMC aus Taiwan eine Umsatzwarnung ausgesprochen, die ebenfalls die Kurse in der Chip-Branche belastet hatte.
Anleger waren zuletzt bereits vorsichtiger geworden mit Blick auf die Branche. So ist der Sox-Index, in dem 30 große, überwiegend amerikanische Chip-Produzenten enthalten sind, vom Hoch Mitte März um gut 13 Prozent gefallen.
Analyst Sandeep Deshpande von JPMorgan schätzt, dass die Aufträge von Apple an die österreichische AMS im ersten Halbjahr weit hinter den Erwartungen vom Jahresbeginn zurückbleiben dürften. Die Konsensschätzung von Analysten habe diese jüngste Entwicklung jedoch "überhaupt nicht berücksichtigt". Seine Kalkulation laufe nun auf rund 25 Millionen iPhone X hinaus, für die AMS Komponenten zuliefere. Zu Beginn des ersten Quartals habe die Konsensprognose noch bei 60 Millionen Geräte gelegen.
Zumindest kurzfristig könnte das Wohl und Weh der Chip-Branche also von den Quartalszahlen und Prognosen von Apple abhängen. Am 1. Mai lässt sich das Unternehmen in die Bücher schauen. Laut UBS prognostizieren Analysten derzeit einen iPhone-Absatz von insgesamt 223 Millionen Geräten in diesem Jahr. Die entscheidende Frage sei, wie stark der iPhone-Absatz revidiert werden müsse.
dpa-AFX