Die Gewerkschaft IG Metall kündigte am Wochenende aber weiter Widerstand an. "Es entsteht der Eindruck, dass sich AMS total verrannt hat und dadurch bereit ist, unkalkulierbare Risiken einzugehen", erklärte der Gewerkschafter und Osram-Aufsichtsrat Klaus Abel. Die Finanzinvestoren Bain Capital und Advent setzen laut Insidern derweil auf ein erneutes Scheitern der Österreicher.
AMS-Chef Alexander Everke hatte am Freitag ein erneutes Übernahmeangebot für Osram angekündigt, das Ende des Monats offiziell vorgelegt werden soll. Bis dahin soll auch die Kooperationsvereinbarung mit Osram "aktualisiert" werden. Dann haben die Osram-Aktionäre vier Wochen Zeit, das Angebot anzunehmen. In der Höhe - 41 Euro je Aktie, insgesamt 4,6 Milliarden Euro einschließlich Schulden und Pensionslasten - ist es unverändert zu der Offerte, mit der das Unternehmen aus Premstätten bei Graz erst vor zwei Wochen gescheitert war. Nur die Mindestannahmeschwelle wurde auf 55 Prozent gesenkt. Da AMS bereits fast 20 Prozent an Osram hält, müssen die Österreicher damit nur noch 35 Prozent einsammeln. Vor zwei Wochen hatten sie mit einer Annahmequote von 51,6 Prozent die damalige Hürde von 62,5 Prozent verfehlt.
AMS macht sich dabei eine Lücke im Übernahmegesetz zunutze. Normalerweise muss ein Bieter nach einer gescheiterten Offerte zwölf Monate warten, bis er einen erneuten Anlauf nehmen darf, damit das Übernahmeziel sich wenigstens vorübergehend wieder aufs operative Geschäft konzentrieren kann. Der Chiphersteller gründete mit der AMS Offer GmbH einfach eine neue Bietergesellschaft - das erste Angebot hatte AMS offiziell über eine "Opal BidCo" vorgelegt. Die IG Metall sprach von "Trickserei". Osram wird schon seit fast einem Jahr in Atem gehalten. Damals hatte der US-Finanzinvestor Bain Capital erstmals Interesse an dem von der Automobil-Krise gebeutelten Unternehmen angemeldet.
GEWEHR BEI FUSS
Osram-Chef Olaf Berlien hatte zunächst das gemeinsame Gebot von Bain und Carlyle favorisiert und hoffte später auf ein neues Bündnis der Finanzinvestoren Bain und Advent, die ihm beim Umbau des Traditionskonzerns unterstützen sollten. Doch diese erteilten Osram am Freitag schriftlich eine vorläufige Absage, weil sie keine Chance auf Erfolg gegen den 20-Prozent-Aktionär AMS sehen. Ganz aufgegeben haben sie Finanzkreisen zufolge aber nicht, nachdem sie bis zuletzt noch einmal die Bücher von Osram geprüft hatten. Sie stünden Gewehr bei Fuß für den Fall, dass AMS erneut scheitere, sagten zwei mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie würden das immer noch sehr gerne machen", sagte einer von ihnen. Dann müsse AMS seine Osram-Anteile wohl verkaufen.
Die Österreicher hoffen aber darauf, dass Osram-Chef Berlien ihnen nun die Türen öffnet. Er hatte seinen Kollegen Everke zu Gesprächen über mögliche Kooperationen eingeladen. "Unser neues Angebot könnte stärker vom Osram-Management unterstützt werden. "Dazu werden gerade Gespräche geführt, die sehr konstruktiv verlaufen", erklärte AMS auf der für die Offerte geschalteten Homepage.
Die IG Metall wertet den erneuten Versuch aber weiter als "feindliche Übernahme". "Das aus unserer Sicht insgesamt sehr unprofessionelle Vorgehen unterstreicht unsere Skepsis im Hinblick auf die Fähigkeit des AMS-Managements, ein so großes Unternehmen wie Osram erfolgreich zu integrieren", sagte Abel. "Einer Übernahme in dieser Art und Weise wird sich die IG Metall weiterhin widersetzen." Die Gewerkschaft fürchtet de facto eine Zerschlagung von Osram, weil sich AMS nicht für das Digital-Geschäft - den Hoffnungsträger für die Zukunft - und andere Teile von Osram interessiert. Weitergehende Standort- und Arbeitsplatz-Garantien, wie sie die Gewerkschaft fordert, hat AMS-Chef Everke bisher nicht gemacht.
rtr