"Aber allein diese Hoffnung lockt noch nicht das große Geld an die Aktienmärkte zurück. Die Profis wollen erst einmal abwarten, wie es in der Causa Brexit weitergeht."
Der Dax verlor am Donnerstag 0,1 Prozent auf 9607 Punkte. Der EuroStoxx50 legte dagegen um 0,2 Prozent auf 2836 Zähler zu. Der Londoner Auswahlindex FTSE bewegte sich ebenfalls kaum und lag bei 6354 Stellen. Auf Monatssicht gewann er gegen den Trend rund zwei Prozent und steuerte damit auf den größten Juni-Gewinn seit 2012 zu.
Die Experten der Schweizer Bank UBS kürzten dennoch ihr Kursziel für den FTSE. Sie sehen den Index zum Jahresende bei 5500 statt 6500 Punkten. "Wir sehen erhebliche Unsicherheiten rund um Großbritannien in den kommenden Monaten." Bislang sei unklar, wer neuer Premier werde und ob Großbritannien den Ausstieg aus der EU offiziell beantrage.
JOHNSONS VERZICHT SETZT PFUND UND EURO ZU
Verstärkt wurde die Verunsicherung durch die überraschende Ankündigung des prominenten Brexit-Befürworters und ehemaligen Londoner Bürgermeisters Boris Johnson auf eine Kandidatur für die Nachfolge des britischen Regierungschefs David Cameron zu verzichten. Der Brexit-Gegner Cameron hatte nach dem Referendum vergangene Woche seinen Rücktritt angekündigt. Das Pfund Sterling gab nach Johnsons Ankündigung seine anfänglichen Gewinne ab und kostete mit 1,3449 Dollar ungefähr so viel wie am Vortag. Parallel dazu verbilligte sich der Euro um gut einen Viertel US-Cent auf 1,1091 Dollar.
"Investoren befürchten, dass zum ganzen Brexit nun auch noch politische Probleme dazukommen", sagte Devisenanalyst Petros Tossios von der Bremer Landesbank. "In Großbritannien deutet alles darauf hin, dass man auf Zeit spielt. Das kommt bei Devisenanlegern nicht gut an." Einige Börsianer rechnen mit Neuwahlen auf der Insel, CMC-Experte Stanzl brachte sogar eine erneute Volksabstimmung ins Gespräch. "Die Ankündigung eines zweiten Referendums wäre ein starkes Rally-Signal für die Märkte."
DEUTSCHE BANK IM ABWÄRTSSTRUDEL - ERNEUTES REKORDTIEF
Am Aktienmarkt stand einmal mehr die Deutsche Bank im Rampenlicht. Anleger straften das Geldhaus für das Scheitern beim jährlichen Bankenstresstest in den USA ab. Die Notenbank Fed lehnte die eingereichten Kapitalpläne der US-Sparte der Deutschen Bank zum zweiten Mal ab. Die Aufseher äußerten Zweifel am Risikomanagement des Instituts, nicht an der Finanzausstattung. "Ein neuer Tag, eine neue negative Nachricht für die Deutsche Bank", sagte ein Aktienhändler. Die Papiere des größten deutschen Geldhauses fielen um bis zu 4,8 Prozent auf ein Rekordtief von 12,05 Euro.
Auch die US-Sparte der spanischen Großbank Santander bestand den Stresstest der Fed nicht - das dritte Mal in Folge. Santander-Aktien fielen an der Börse Madrid um 2,6 Prozent.
Kräftig zulegen konnten dagegen die Papiere von 3i, die sich um bis zu 7,2 Prozent verteuerten und damit die Führung im FTSE übernahmen. Der Finanzinvestor will seine größte Beteiligung, den niederländischen Discounter Action, trotz einiger Kauf-Gebote nicht verkaufen. Allerdings solle der Wert von Action in den 3i-Büchern angehoben werden.