Twitter gelang das, was in der Silicon-Valley-Sprache "Pivot" genannt wird: Der Geschäftszweck dreht sich um 180 Grad - und das bei hoher Business-Geschwindigkeit. Einen ähnlich magischen Gedankenblitz erwarteten die Investoren von dem zurückgekehrten Mitgründer und jetzigen Vorstandschef Jack Dorsey. Er gilt manchen im Valley als neuer Steve Jobs. Auch er kam als Heilsbringer zurück ins kriselnde Unternehmen und führt wie Jobs (Pixar und Apple) zwei Firmen gleichzeitig (Twitter und Square). Dorsey sieht Twitter als "Live"-Instrument für die Realzeit-Kommunikation im mobilen Zeitalter. Doch hier macht Facebook mit seinen Töchtern Instagram und Whatsapp Twitter das Leben schwer. Dementsprechend stagniert auch die Mitgliederzahl von Twitter bei rund 300 Millionen. Nach wie vor fehlen überzeugende Argumente, die Werbetreibende dazu bringen könnten, die Budgets zu erhöhen. Ein Ausweg könnte sein, dass Twitter, ähnlich wie Dell, wieder von der Börse genommen wird, um in Ruhe ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln. Mit dem ehemaligen Microsoft-Chef Steve Ballmer und dem saudischen Prinz Alwaleed Bin Talal verfügt Twitter nicht nur über prominente, sondern auch sehr potente Geldgeber, die angesichts der rekordniedrigen Zinsen ohne Probleme eine Übernahme stemmen können.
Thomas Rappold führt das Wikifolio BÖRSE ONLINE SILICON VALLEY. Infos im Internet unter https://www.wikifolio.com/de/SVALLEY