JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein, lange einer der schärfsten Kritiker des Bank-Vorstands, schrieb in einer Studie: "Die Zahlen zum vierten Quartal zeigen, dass die Deutsche Bank noch im Restrukturierungs-Modus ist, aber das Management hat unsere Wunschliste erfüllt, was einen aggressiven Abbau der Risiken, Fortschritte bei der Kostensenkung und der Beilegung einiger Rechtsstreitigkeiten angeht." JPMorgan empfiehlt, die Aktie überzugewichten. "Zwei Schritte vorwärts, einen zurück", fassen die Bankenexperten der Citi die Zahlen zusammen. Für den "geduldigen Anleger" biete die Deutsche-Bank-Aktie Chancen.

Am Montag ging es aber erst einmal abwärts: Ein Minus von fünf Prozent auf 37,55 Euro stand als erster Kurs zu Buche. Am Vormittag notierte die Deutsche-Bank-Aktie noch 3,4 Prozent schwächer. Andere Finanzwerte wurden mit in die Tiefe gerissen.

AUF DEN ZWEITEN BLICK BESSER

"Analysten sehen die Zahlen gar nicht so negativ", sagte ein Händler. "Generelle Meinung ist: Die Aktie ist günstig, der Kehraus geht weiter, die Restrukturierung läuft." Dass die Aktie nachgebe, liege daran, dass sich die Bank auch für das laufende Jahr sehr verhalten geäußert habe. Ein anderer Händler sprach von Gewinnmitnahmen, schließlich habe die Aktie seit Jahresbeginn mehr als 13 Prozent zugelegt. "Die Zahlen der Deutschen Bank sind nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei ihren Restrukturierungs- und Einsparbemühungen ist die Bank auf einem guten Weg."

Die Deutsche Bank hatte am Sonntagabend überraschend einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro für das vierte Quartal gemeldet - Analysten hatten zum Teil noch mit einem Milliardengewinn gerechnet. Gründe für das Minus waren das schwache Geschäft im Investmentbanking - vor allem mit Anleihen -, die Bewältigung der Altlasten aus der Finanzkrise und der teure Abbau der Risiken in der Bilanz. Philipp Häßler von Equinet glaubt, dass die Rückstellungen von 2,3 Milliarden Euro ausreichen müssten, um die ausstehenden Rechtsstreitigkeiten zu bewältigen.

"Es liegt nahe, dass der Vorstand möglichst viele Belastungen vorziehen will, um seine ambitionierten Ziele für 2015 zu erreichen", sagte Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler. Aber auch operativ hätten die Sparten - mit Ausnahme der Vermögensverwaltung (DeAWM) - nicht positiv überrascht. "Beim Risikoabbau hat es im vierten Quartal nur relativ geringe Fortschritte gegeben - die Kosten waren höher als gedacht."

Reuters