Nach einem düsteren ersten Halbjahr 2017 seien die strukturellen Sorgen allmählich geschwunden und hätten die Investoren zurück in die gering bewerteten europäischen Autoaktien gelockt, schrieben die Exane-Analysten Stuart Pearson und Dominic O'Brien in einer Branchenstudie am Mittwoch.
Auch die Citigroup-Analysten Michael Tyndall und Raghav Gupta-Chaudhary verwiesen in ihrer an diesem Morgen veröffentlichten Studie auf den seit drei Monaten wieder starken Lauf der Autoaktien. Nachdem die Branche im zweiten Quartal die geringen Erwartungen am Markt habe übertreffen können, wirke - rein optisch betrachtet - das Wachstum der Autobauer mit Blick auf die Erstzulassungen weiter stützend.
Allerdings verlangsame es sich, schränkten die Citi-Experten ein und sehen zunehmenden Gegenwind. Die Erwartungen an das dritte Quartal erschienen zwar nicht zu hoch gegriffen, schrieben sie. Aber nach der Sektorerholung dürften zunehmend Sorgen aufkommen, dass der Zyklus für die Autoindustrie inzwischen den Höhepunkt erreicht habe.
So rechnen die Citigroup-Experten im dritten Quartal zwar noch mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum bei den von ihnen beobachteten Autobauern von 7 Prozent nach 8 Prozent im zweiten Quartal und sehen darin auch wegen des in den vergangenen Monaten deutlich erstarkten Euro keinen ernsthaften Grund zur Besorgnis. Doch auch im vierten Quartal dürfte der Sektor seines Erachtens schwächer wachsen als zuvor.
Sie glauben daher, dass der Produktmix bei den Autobauern das Zünglein an der Waage sein dürfte. "Der Aufstieg des SUV könnte durchaus zur nötigen Ergebnisüberraschung beitragen, aber es bleiben Zweifel, ob das ausreicht", kommentierten Tyndall und Gupta-Chaudhary.
Ihr "Top Pick" ist mit Blick auf die anstehende Berichtssaison VW (Volkswagen (VW) vz), da der Konzern konsequent auf dem Weg der Erholung sei. Die Auslieferungen seien gestiegen und auch der Produktmix gut, schrieben sie unter Verweis auf den neuen SUV T-Roc und sehen für die Wolfsburger zudem Spielraum für eine Anhebung der Konsensschätzungen im vierten Quartal.
Auch die Exane-Experten rechnen damit, dass VW zur anstehenden Zahlenvorlage beeindrucken könnte; ebenso wie Daimler, während sie die Aktie des französischen Autobauers PSA (Peugeot) "anfällig für Gewinnmitnahmen" nannten, da das europäische Umfeld herausfordernder werde.
Zudem sehen auch sie aufkeimende Sorgen über die Zyklusreife des Autosektors, weshalb sie raten, jedwede Stärke im vierten Quartal zu nutzen, um sich defensiver aufzustellen. "Schwindende strukturelle Sorgen und ein starker Nachfrageausblick auf das vierte Quartal haben die Investoren zurück in die gering bewerteten Autoaktien gelockt. Doch diese Positionierung scheint eher taktisch als strategisch zu sein, so dass wir auf dem Weg ins neue Jahr 2018 mit einigen Gewinnmitnahmen rechnen", schrieben Pearson und O'Brien.
Sowohl Exane als auch Citigroup bewerten die VW-Aktie positiv mit "Outperform" und "Buy", auch wenn Citi an diesem Tag das Kursziel von 194 auf 199 Euro anhob, während Exane es von 170 auf 167 Euro senkte. Beide schätzen zudem die Daimler-Aktie "Neutral" ein und hoben das Kursziel an diesem Tag leicht an: Exane von 67 auf 68 Euro und Citigroup von 66 auf 67 Euro. PSA bewerten sie hingegen unterschiedlich: Während Citigroup sie mit Neutral einstuft und das Kursziel nun von 20,00 auf 20,50 Euro anhob, senkte Exane es an diesem Tag von 16,50 auf 16,20 Euro und bekräftigte das "Underperform"-Rating./ck/ag/jha/