Das Bevölkerungswachstum der Welt wird zu Hungersnöten führen, da der Planet gar nicht so viele Menschen ernähren kann. Diese These ist falsch. Denn die Möglichkeiten der Landwirtschaft entwickeln sich ständig weiter. Besseres Know-how, technische Erfindungen, Düngemittel und vieles mehr haben die Landwirtschaft immer effizienter gemacht. Nun hat die digitale Zukunft begonnen. Digital Farming fasziniert die klassische Agrarindustrie ebenso wie Technologieriesen und Softwaregiganten. Mit dem technologischen Wandel könnten wichtige Lösungen für das zu erwartende weltweite Bevölkerungswachstum und den Klimawandel geschaffen werden und die Landwirte auf der ganzen Welt dürften davon profitieren.

Zwischen 1950 und 2013 steigerte die deutsche Landwirtschaft bei Weizen den Ertrag je Hektar Anbaufläche von 2580 auf 8000 Kilogramm und bei Kartoffeln von 24 490 auf 39 830 Kilogramm. Digitale Landwirtschaft, auch "Precision Farming" genannt, soll die Produktivität um ein Vielfaches steigern. Von der Digitalisierung erwarten sich laut einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom mehr als die Hälfte der deutschen Landwirte bessere Abläufe und geringere Kosten. Allerdings setzt bisher nur jeder fünfte Betrieb tatsächlich auf digitale Agrarsteuerung. Noch ist das Geschäft überschaubar: Der globale Markt für das "Precision Farming" erreichte Ende des Jahres 2014 ein Volumen von 2,3 Milliarden Euro. Er dürfte bis zum Jahr 2020 jährlich um durchschnittlich zwölf Prozent wachsen (siehe Grafik). Die primären Zielmärkte sind Nordamerika und Europa. Grund: Die technologisch hochentwickelten Länder bieten die besten Vorbedingungen für die Nutzung der Systeme. Dort dürfte die Nachfrage schnell steigen.



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Wohin geht die Reise?



Der Megatrend Digitalisierung wird in den kommenden Jahren dazu beitragen, dass die Agrarwirtschaft die nächste Stufe der Produktivität erreicht. Die technischen Herausforderungen sind enorm. Derzeit gibt es mehr als 1000 Farm-Management-Systeme. Daher geht es auch darum, den Kunden mit Standards einfachere Lösungen zu bieten. Vier Technologien werden den Markt bestimmen:

• Automatisierung und Robotik: Hochpräzisionsgeräte und autonome Steuerungen werden an vielen Stellen menschliche Arbeit ersetzen.

• Satelliten und bildgebende Verfahren bringen die wissenschaftliche Durchdringung der Landwirtschaft in Echtzeit voran.

• Big-Data-Anwendungen optimieren Boden und Pflanzenwuchs über Sensorik und integrierte Informationssysteme.

• Bioengineering sorgt dafür, dass Pflanzen und Saatgut optimiert werden und nur dort eingesetzt werden, wo sie zu optimalen Erträgen führen.

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Drei potenzielle Profiteure



Schon seit Jahren ist SAP dabei, Grundlagen für die intelligente Landwirtschaft zu liefern. "Agri-Hubs" sind Portale für Landwirte, die beteiligte Unternehmen miteinander über eine technische Plattform vernetzen. Der Softwarekonzern hat dafür eine internationale Kooperation initiiert: Das britische Technologieunternehmen first4farming (Adaptris Group) ist weltweit der größte landwirtschaftliche Hub, der sich im E-Commerce-Umfeld auf den Agrarsektor spezialisiert hat. Die f4f-Plattform kann die riesigen Agri-Datenmengen mit SAP-Anwendungen oder mit der SAP-Cloud-Plattform verknüpfen. So lässt sich die Branchenkompetenz von f4f nutzen, um Informationen in Echtzeit aufzunehmen und zu analysieren.

John Deere ist der weltweit führende Hersteller von Landmaschinen. Deswegen wird der US-Konzern davon profitieren, wenn Agrarflächen und deren Bewirtschaftung künftig zu digitalen Wachstumsmärkten werden. Zusammen mit BASF wurde etwa ein "Pflanzenschutz-Anwendungs-Manager" entwickelt. Er soll helfen, Planzenschutzmittel gezielt und zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Zudem besteht eine Zusammenarbeit mit der Climate Company. Diese ermöglicht es, das Angebot an Nachrüstlösungen für Precision Planting auf viele weitere Produkte und Märkte auszuweiten. Damit stärkt John Deere seine Position als offenste Plattform der Branche sowohl für seine Landmaschinen als auch für das eigene Cloud-Datenmanagementsystem. IBM beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit digitaler Landwirtschaft. Kürzlich ist man eine Partnerschaft mit Flint River eingegangen und liefert dem Spezialisten für präzise Wetterdaten eine passende Cloud-Infrastruktur. In dem Projekt inbegriffen sind automatisierte Lösungen für Bewässerungssysteme.

Der ehemalige Computerhersteller IBM ist längst ein Dienstleister für eine Vielzahl von Branchen. Digitale Landwirtschaft wird etwa vor allem in Afrika vorangetrieben. Der Technologiegigant hat dort mit seinem Projekt EZ-Farm eine digitale Lösung für Kleinbauern entwickelt. Viele kleine Farmen liegen weit außerhalb der großen Städte. Um ihre Felder weit draußen kontrollieren zu können, nutzen die Farmer via Mobiltelefon eine IBM-Cloud und können so Regenmenge, Bodenbeschaffenheit, Bewässerungsanlagen und via Infrarotkameras das Wachstum der Pflanzen überwachen.