Im Übergang zur KI-getriebenen Wirtschaft sehen wir verschiedene Kräfte am Werk: Insbesondere die beiden geografischen Pole China und USA sowie große Technologieunternehmen und Start-ups. Beide Länder, China und die USA, streben die KI-Führerschaft an und ermöglichen gute Anlagemöglichkeiten. Bei der zweiten Paarung sorgen große Unternehmen wie Amazon und Google aufgrund ihrer weitreichenden Anwenderbasis für die beschleunigte Einführung KI-basierter Technologien. Aber auch kleinere und jüngere Unternehmen treiben diesen Trend voran. Dabei handelt es sich in erster Linie um Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auf der Cloud basieren und die im KI-Zeitalter entstanden sind, um nun mit sehr disruptiven Produkten und Dienstleistungen auf den Markt zu kommen.
Unserer Meinung nach wird KI in den nächsten zehn Jahren das Hauptunterscheidungsmerkmal für Wertschöpfung sein. Reife Unternehmen müssen ihren adressierbaren Markt durch Innovation erweitern, und diejenigen, die diese Technologie nicht nutzen, werden zurückfallen. Es wird Gewinner und Verlierer geben, und der Markt wird dies früher oder später erkennen und sich diesem neuen Paradigma zuwenden.
Für die Titelauswahl unserer Fondsmanager kommen in erster Linie Unternehmen aus vier Kategorien infrage: die KI-Nutzer, KI-Anbieter, Infrastrukturunternehmen sowie die KI-Enabler, also solche Unternehmen, die es der KI ermöglichen, ein "Gehirn" oder "Sinne" zu haben. Dabei ist es ratsam, sich auf die Technologieführer zu fokussieren und genau darauf zu schauen, wie das Unternehmen KI verwendet, welchen Einfluss KI auf das Wachstum hat und ob das Unternehmen die Fähigkeit besitzt, zur Disruption beizutragen. Aus einer gründlichen Finanzanalyse lässt sich anschließend ableiten, ob das Aufwärtspotenzial die spezifischen Risiken der Aktie kompensiert: je höher das risikobereinigte Aufwärtspotenzial, desto höher die Gewichtung im Portfolio. Aktuell sehen wir hier eher den Übergang von Techunternehmen zur Cloud- und KI-Wirtschaft, von dem einige kleinere Marktführer, wie etwa Twilio und Okta, profitieren.
Obwohl wir starke Befürworter der KI sind, sehen wir auch ihre Grenzen - und zwar im Einsatz in unserer eigenen Branche. Unserer Meinung nach ist KI sehr gut darin, in sehr komplexen Situationen explizite oder implizite Regeln zu finden. Dabei muss es aber in all dem Chaos eine zugrunde liegende "Wahrheit" oder Regeln geben. Deshalb schafft die KI keinen wirklichen Durchbruch bei sehr komplexen Aufgaben wie dem Autofahren oder beim Erkennen einer Stimme in einer überfüllten Bar. Auch bei der Investition in Aktien kann es ziemlich schwierig werden. Schließlich handelt der Markt ja nicht nur aus rationalen Gründen, sondern auch aufgrund von bestimmten Verhaltensweisen und kognitiven Vorlieben. Diese Aspekte sind sehr schwer in ein Modell zu fassen. Es gibt keine zugrunde liegende Zauberformel, die es erlaubt, den Markt immer zu übertreffen. Daher glauben wir nicht, dass KI auf absehbare Zeit einen guten Beitrag bei der Entscheidungsfindung für einen Fonds leisten kann.
Das bedeutet aber nicht, dass KI nicht für Investitionen genutzt werden kann. Bei LFDE verwenden wir im Fondsmanagement des Echiquier Artificial Intelligence einen semantischen Algorithmus, um etwa 70 000 Unternehmen weltweit zu durchforschen und mit einer gewissen Relevanz diejenigen zu erkennen, die über bestimmte Schlüsselwörter wie etwa "künstliche Intelligenz" oder "maschinelles Lernen" berichten. Im Anschluss an diesen Prozess, durch den wir mittlerweile rund 300 Unternehmen weltweit finden, nutzen wir viel "natürliche Intelligenz", um unsere Finanzanalyse und die Bewertung der Unternehmen durchzuführen. Mit dem Vordringen der KI erleben wir gerade die größte Wirtschaftsrevolution der vergangenen 70 Jahre. Dies eröffnet die Chance, für Anleger zusätzliche Werte zu schöpfen.