Eine Garantie ist wie eine Versicherung. Und Versicherungen sind nun mal nicht gratis, der Kunde muss sie am Ende immer mitbezahlen. Für viele Kunden und Berater ist es daher sinnvoller, ein kontrolliertes Risiko einzugehen, um auch nach Jahren noch handlungsfähig zu sein.
Denn die Niedrigzinsphase macht vielen Garantieprodukten zu schaffen, kein Wunder also, dass manche davon vom Markt genommen werden. Gerade hat eine deutsche Bank eine ganze Familie solcher Produkte zurückgeholt. Der Spagat, Anlegern sowohl eine Kapitalgarantie als auch eine positive Rendite zu bieten, ist zum Scheitern verurteilt. Bei manchen Garantieprodukten war es nicht mehr möglich, in etwas anderes als in sehr sichere, aber nahezu zinsfreie Anleihen zu investieren, um die Kapitalgarantie aufrechtzuerhalten. Investitionen in Anlageklassen mit höheren Durchschnittsrenditen wie etwa Aktien fanden schlichtweg nicht mehr statt.
Sie waren nicht mehr möglich, weil die Risikobudgets der Fondsmanager aufgebraucht waren. Risikobudgets bestimmen den Grad an Risiko, den die Manager eingehen können. So werden etwa Bundesanleihen mit einem sehr geringen Risiko gewertet, Hochzinsanleihen oder Aktien dagegen bereits mit einem höheren. Dabei gilt in aller Regel: je höher das Risiko, desto höher auch die zu erwartende Rendite. Oder andersherum: Um in der Niedrigzinsphase noch eine Rendite zu erwirtschaften, muss das Management Risiken eingehen. Ein Teil der Anlagen muss in sichere, ein anderer in renditeträchtige Werte fließen. Wenn aber in die renditeträchtigeren Werte nicht mehr investiert werden darf, weil die internen Risikobudgets ausgereizt sind, dann tritt das Portfolio auf der Stelle. Und je länger die Niedrigzinsphase dauert, desto teurer wird es für den Anbieter, die Kapitalgarantie zu halten. So verwundert es nicht, dass dann lieber die Reißleine gezogen wird, als jedes Jahr womöglich viel Geld in die Garantie zu stecken und damit nur Produkte mit Minimal- oder sogar Null-Performance am Leben zu erhalten.
Die niedrigen Zinsen machen es allen Anbietern schwer, sinnvolle Renditen zu erwirtschaften. Trotzdem ist es noch immer möglich, wie die Performance vieler vermögensverwaltender Strategien oder auch gemanagter Portfolios zeigt. Das aber setzt voraus, dass im Schnitt höher rentierende Anlageklassen zu einem sinnvollen Anteil mit einbezogen werden. Es geht nicht darum, das Risiko zu erhöhen, um mehr Rendite zu schaffen. Ziel ist es, mit einem auf den Anleger abgestimmten Chance-Risiko-Profil die optimale Rendite zu erreichen. Das führt zwangsläufig zu höheren Schwankungen, als sie für Garantieprodukte üblich sind. Das ist auch bei Portfolios wie unseren zu sehen: Wenn wir etwa eine Zielrendite nennen, wird diese nicht einfach in jedem Jahr genau so und immer wieder erreicht, sondern ergibt sich im Durchschnitt mehrerer Jahre. Da Geldanlage ohnehin langfristig ausgerichtet sein sollte, ergibt sich für die meisten Kunden auch der gewünschte Durchschnitt.
Um das für den Anleger richtige Chance-Risiko-Profil zu finden, sind Berater wichtig: Wir sehen immer wieder, dass Konten beratener Kunden deutlich häufiger ihre Ziele erreichen als die selbst gemanagten. Das liegt vor allem daran, dass Berater ihre Kunden gut einschätzen können und diese dann aber auch zum Durchhalten in schwachen Börsenphasen überzeugen. Der Wegfall der Garantieprodukte ist nur ein Beispiel dafür: Natürlich haben viele Berater solche Produkte empfohlen, und natürlich haben die Kunden damit auch kein Geld verloren. Eine vernünftige Rendite aber hätten die Kunden eher mit Portfolios erzielt, bei denen Schwankungen in Kauf genommen wurden.
Es ist zu erwarten, dass in Zukunft weitere Garantieprodukte aus dem Markt genommen werden. Für Anleger wie Berater ist es sicherlich eine gute Gelegenheit, sich über neue und womöglich renditeträchtigere Wege Gedanken zu machen.
Swen Köster