Zum Glück kassiert der Clinton-Clan viel Geld für Reden von Hillary und Bill. Denn wenn die Haushaltskasse auf das Anlagegeschick von Schwiegersohn Marc Mezvinsky angewiesen wäre, müsste sich die Politiker-Familie womöglich einschränken. Zumindest, wenn Mezvinsky immer so unglücklich agiert wie beim Eaglevale Hellenic Opportunity. Denn dieser 2014 aufgelegte Hedgefonds, der mit griechischen Banken und Anleihen Geld verdienen wollte, verlor fast 90 Prozent, bevor er 2016 dicht machte.

Das Fatale daran: Seitdem entsprechende Meldungen im Mai 2016 kursierten, haben griechische Aktien und Anleihen deutlich zugelegt. Allein in diesem Jahr hat der ASE-Composite-Index rund 22 Prozent gewonnen. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen hat sich zudem auf Zwölfmonatssicht von fast neun Prozent auf bis zu 5,49 Prozent verringert. Die Meldung, wonach sich Griechenland und die Gläubiger auf ein Paket von Spar- und Reformmaßnahmen geeinigt haben, bewirkte jüngst sogar die längste Aktienmarkt-Gewinnserie seit mindestens 20 Jahren. Allerdings ist diese Vereinbarung noch vorläufig. Offen ist vor allem der Umgang mit den viel zu hohen Schulden des Landes. Die öffentliche Schuldenquote ist mit rund 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts die höchste innerhalb der EU.

Schulden weiterhin bestimmend



Wie dramatisch die Lage unverändert ist, skizziert Analyst Marius Schad von der HSH Nordbank: "Eine Langfriststrategie ist auch im siebten Jahr der Krise nicht in Sicht. Mit minus 0,1 Prozent schrumpfte die griechische Wirtschaft in einem für die Weltwirtschaft erfreulichen Jahr 2016. Zudem leben 35 Prozent der Bevölkerung inzwischen an der Armutsgrenze. Das Land kann mittlerweile nicht einmal mehr als Schwellenland klassifiziert werden."

Anleger, die sich dennoch für den lokalen Finanzmarkt interessieren, müssen diese schwierige Ausgangslage stets im Hinterkopf behalten. Schließlich ist selbst ein Euro-Austritt noch immer nicht völlig ausgeschlossen. Käme es dazu, wären sicherlich erhebliche Währungsverluste einzukalkulieren. Denkbar ist aber auch eine zumindest aus Aktionärssicht vorteilhaftere Lösung - beispielsweise in Form eines Schuldenschnitts. Diesen schließt speziell Deutschland zwar noch kategorisch aus, aber vielleicht zaubern die Politiker nach der Bundestagswahl im Herbst eine Überraschung aus dem Hut. Sollte es Griechenland gelingen, die eigene Lage zu verbessern, sind in einem arg geprügelten Markt, der noch immer rund 87 Prozent unter seinem Höchststand notiert, weitere Kursgewinne drin.

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Touristenboom hält an, Dividenden locken



Luft nach oben bieten auch die Bewertungen. Momentan lässt sich das vor allem am Kurs-Buchwert-Verhältnis von oftmals unter eins festmachen. Gelingt irgendwann eine Rückkehr zu normalen wirtschaftlichen Verhältnissen, haben auch die Unternehmensgewinne einiges an Potenzial.

Trotz der schwierigen Lage längst auf Wachstumskurs befindet sich ausgerechnet ein Einzelhändler: die Spielwarenkette Jumbo, die den Umsatz im ersten Halbjahr 2016/17 um 8,1 Prozent auf 402 Millionen Euro gesteigert hat. Und der geplante Geschäftsausbau über die derzeit 72 Filialen hinaus verspricht weiteres Wachstum.

Auch das Unternehmen Autohellas kann Rekordnotierungen feiern. Die Gesellschaft ist als Hertz-Franchisepartner die größte Autovermietung in Griechenland. Der Gewinn stieg im Vorjahr um 22 Prozent auf 22,7 Millionen Euro, und mithilfe einer auf 35 200 Fahrzeuge ausgebauten Flotte soll das Ergebnis 2017 noch besser ausfallen. Angesichts des boomenden Tourismus stehen die Chancen auf eine Einlösung dieses Vorhabens gut. Schließlich sagen Prognosen nach dem Rekordjahr 2016 nochmals einen Anstieg der Griechenland-Besucher von 27,5 Millionen auf bis zu 30 Millionen voraus.

Davon sollte auch die zum Luftfahrt-Verbund Star Alliance zählende nationale Fluggesellschaft Aegean Airlines profitieren. Das erste Quartal ist hier bei einem Anstieg der beförderten Passagiere um fünf Prozent auf 2,1 Millionen jedenfalls gut gelaufen. Bei einer für 2017 erwarteten Ausschüttung von 0,49 Euro je Aktie winkt außerdem eine Dividendenrendite von 5,7 Prozent.

Dividenden locken



Attraktive Dividendenrenditen versprechen auch die beiden nächsten Favoriten. Der erste davon heißt Mytilineos. Dahinter verbirgt sich ein familiengeführter Mischkonzern (Aluminium, Anlagenbau und Kraftwerke), der sich gerade in einer Restrukturierungsphase befindet. Die kurz vor dem Abschluss stehenden Umbau- und Einsparmaßnahmen sollen anders als 2016 in diesem Jahr wieder zu einem Umsatz- und Gewinnanstieg verhelfen. Gelingt das, ist die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung in Höhe von 0,31 Euro je Anteilschein denkbar (das entspricht einer Rendite von vier Prozent).

Sogar noch etwas mehr ist bei der Firma Motor Oil drin. Zumindest wenn die Analysten recht behalten, die für 2017 von einer Zahlung von 0,89 Euro je Aktie ausgehen (Rendite von fünf Prozent). Das 1970 als Ölraffinerie und Tankstellenbetreiber gegründete Unternehmen operiert nach einer Umschuldung mit gesunkenen Zinskosten und dürfte für das erste Quartal eine gute Gewinnmarge für das Raffineriegeschäft vermelden.

Wem die griechische Börse an sich noch nicht genug Nervenkitzel bietet, der kann eine Wette auf Bankaktien riskieren. Allerdings sind hier im Negativfall herbe Verluste einzukalkulieren. Diesem Risiko, welches auch in einem noch immer hohen Anteil an notleidenden Krediten zum Ausdruck kommt, steht bei einem Institut wie der National Bank of Greece ein sehr niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis von gut 0,1 gegenüber. Eine spekulative Wette - mit der Anleger hoffentlich ein glücklicheres Händchen als Clinton-Schwiegersohn Mezvinsky beweisen.



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