Wenn am 25. Mai die Bürger der Europäischen Union an die Wahlurnen gehen, werden private und institutionelle Investoren gespannt auf das Ergebnis warten. Und sie werden darauf hoffen, dass das Europäische Parlament in den kommenden fünf Jahren in etwa so besetzt sei wird wie derzeit. Einer aktuellen Umfrage des Analysehauses Sentix zufolge, fürchten die Anleger einen Wahlsieg der Europa-Kritiker. Dieser könnte zu deutlich schlechteren Refinanzierungsbedingungen insbesondere für die Peripheriestaaten führen. Außerdem rechnen sie mit einer deutlichen Belastung des Euro/Dollar-Kurses. Während 39,8 Prozent der Privatanleger und 43,1 Prozent der institutionellen Investoren einen schwachen Euro erwarten, gehen zwei Drittel der 922 Befragten Anleger davon aus, dass ein solcher Wahlausgang keinen Einfluss auf den Euro/Franken-Kurs haben werde. "Der Mindestkurs der Schweizer Notenbank, in dessen unmittelbarer Nähe sich der aktuelle Euro/Franken-Kurs derzeit bewegt, genießt also eine sehr hohe Glaubwürdigkeit bei den Marktteilnehmern", erläutert Sentix-Analyst Sebastian Wanke. Insbesondere die "Instis" erwarten jedoch eine spürbare Verschlechterung des allgemeinen Investitionsklimas in der Europäischen Union, bei hohen Stimmgewinnen der Europa-Skeptiker.

Uneinig sind sich die Privaten und die Institutionellen in der Frage, wie sich ein solcher Wahlausgang auf die Fiskalpolitik auswirken könnte. 22,3 Prozent der privaten Anleger und 17,2 Prozent der professionellen rechnen mit einem positiven Effekt. Negative Auswirkungen erwarten hingegen 18,9 bzw. 20,6 Prozent. "Dies dürfte in erster Linie daran liegen, dass die europafeindlichen Parteien sich über die verschiedenen Länder hinweg als ein sehr heterogenes Gebilde darstellen", so Wanke. "Aus diesem Grund zeigen sich bei diesem Themenkomplex die Erwartungen der Investoren gespalten."

Die Furcht der Anleger vor einem Zugewinn der Europa-Kritiker fällt in eine Zeit, in der sich die Europäische Union mehr und mehr von der Finanzkrise erholt. Der Euro Break-up Index (EBI) ist im April erstmals von 10,9 Prozent unter die Schwellen von zehn Prozent auf 9,8 Prozent gefallen. Das bedeutet, dass inzwischen nur noch knapp jeder zehnte Investor mit dem Austritt eines Landes aus dem Euroraum innerhalb der kommenden zwölf Monate rechnet. Das Vertrauen der Anleger in den Währungsraum steigt also. Seinen vorläufigen Höchststand verzeichnete der Index im Juli 2012 mit 73 Prozent. Der spanische EBI ist zuletzt von 1,3 Prozent auf 0,6 Prozent gefallen, der deutsche von 1,6 Prozent auf 1,0 Prozent. In Italien hingegen ist der Index leichtangestiegen und liegt jetzt bei 2,2 Prozent. Die höchsten nationalen EBI verzeichnen weiterhin Griechenland und Zypern. Der griechische EBI fiel von 7,5 Prozent auf 7,1 Prozent. In Zypern ging der Index von 4,8 Prozent auf 4,1 Prozent zurück. Diese positive Entwicklung könnte mit einem Wahlsieg der EU-Gegner beendet werden.

(PD)