Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble goss am Mittag allerdings Wasser in den Wein machte damit einen Teil der Kursgewinne wieder zunichte. Schäuble zufolge gibt es immer noch keine substanziellen Vorschläge. Die Athener Regierung feilscht seit Monaten mit ihren Gläubigern um die Bedingungen für weitere Finanzspritzen. Ohne Einigung droht dem Mittelmeer-Anrainer binnen Tagen die Pleite.
"Die Chancen für einen Kompromiss scheinen zu steigen", sagte Commerzbank-Anlagestratege Rainer Guntermann. Sein Kollege Gary Jenkins vom Vermögensverwalter LNG Capital sagte allerdings, vom Griechenlandgipfel am Abend (MESZ) sei kein großer Wurf zu erwarten. Er rechne eher mit einer Lösung, die den Mittelmeer-Anrainer kurzfristig über Wasser halte. "Der unwahrscheinlichste Ausgang des Treffens ist eine Einigung, die Griechenland für die kommenden fünf Jahre von den Titelseiten fernhält."
An den Finanzmärkten waren die Optimistien dennoch in der Überzahl. Dax und EuroStoxx50 notierten jeweils knapp drei Prozent höher bei 11.348 beziehungsweise 3550 Punkten. Griechische Staatsanleihen waren besonders stark gefragt. Dies drückte die Rendite der zweijährigen Titel um gut Prozentpunkte auf bis zu 23,354 Prozent. Auch Schuldpapiere aus Italien und Spanien rentierten niedriger. Im Gegenzug trennten sich Investoren von den als sicher geltenden, aber renditeschwachen deutschen Anleihen. Dadurch verlor der Bund-Future 107 Ticks auf 150,97 Punkte.
Auf Seite 2: EURO FÜHRT EIN EIGENLEBEN - ZINSSPEKULATIONEN IM BLICK
EURO FÜHRT EIN EIGENLEBEN - ZINSSPEKULATIONEN IM BLICK
Den Euro ließen die Griechenland-Spekulationen weitgehend kalt. Er kostete mit 1,1352 Dollar ungefähr so viel wie zum New Yorker Freitagsschluss. "Offenbar stehen die Zinsüberlegungen in den USA für die Positionierungen der Anleger mehr im Fokus", sagte ein Händler. Anleger setzten dank der anziehenden US-Konjunktur auf eine nahende Zinserhöhung durch die Notenbank Fed. Diese Wetten bremsten den Anstieg des Euro.
ÜBERNAHMEFANTASIEN IM TELEKOM-SEKTOR
Bei den Unternehmen stand die Telekombranche wegen der möglichen Fusion des französischen Konzerns Numbericable-SFR mit dem Mobilfunker Bouygues im Rampenlicht. Insidern zufolge bietet die Numericable-Mutter, Kabelnetz-Betreiber Altice, zehn Milliarden Euro für Bouygues. Bouygues und Numericable stiegen daraufhin an der Pariser Börse um jeweils knapp 14 Prozent. Altice verbuchten in Amsterdam ein Rekord-Kursplus von 24,4 Prozent und waren mit 143,20 Euro so teuer wie nie zuvor. Bei einem Zusammenschluss soll ein Teil des Geschäfte aus wettbewerbsrechtlichen Gründen an den Konkurrenten Iliad abgegeben werden. Dessen Aktien stiegen daraufhin um bis zu 14,1 Prozent. Im Windschatten dieser Kursgewinne legten Deutsche Telekom, Orange, KPN, Vodafone und Telefonica Deutschland zwischen 2,1 und sieben Prozent zu.
Reuters