Dabei surfen Anleger weiter auf einer Welle billigen Geldes. Zwar rechnen Börsianer mehrheitlich damit, dass EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag eine Drosselung der monatlichen Geldspritzen auf 40 von 60 Milliarden Euro ankündigen wird. Aber "zugleich erwarten wir, dass das Anleihekaufprogramm ab Januar 2018 um neun Monate verlängert wird", betont Jorgen Kjaersgaard, Chef des europäischen Anleihegeschäfts beim Vermögensverwalter AllianceBernstein. Er geht dabei allerdings von einer Drosselung des Anleihekaufprogramms auf 20 Milliarden Euro aus. Fortschritte bei der geplanten US-Steuerreform geben dem Konjunkturoptimismus zusätzliche Nahrung.

Der Streit über die Unabhängigkeit Kataloniens könnte Investoren die Suppe allerdings versalzen. "Der Knatsch zwischen Madrid und Katalonien wird sich verschärfen, bevor sich die Lage verbessert", warnt Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. In der ablaufenden Woche hielten die unsicheren Aussichten für die autonome Region den Dax bereits in einer engen Spanne um die psychologisch wichtige 13.000er-Marke gefangen. Der Leitindex der Börse Madrid büßte etwa ein halbes Prozent ein.

EUROPÄISCHE BILANZSAISON NIMMT FAHRT AUF



Daneben wird die Bilanzsaison Investoren in der neuen Woche auf Trab halten. "Ein Viertel der Dax-Unternehmen lässt sich in die Bücher schauen", erläutert Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Dann wird sich zeigen, welche Spuren der starke Euro in den Bilanzen der exportorientierten Unternehmen hinterlassen hat." Die Gemeinschaftswährung hat seit Jahresbeginn rund zwölf Prozent auf derzeit rund 1,18 Dollar zugelegt. Dies schmälert die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Firmen auf dem Weltmarkt.

Nach Einschätzung der Experten von Thomson Reuters Lipper haben die im Stoxx600 gelisteten europäischen Firmen ihre Gewinne im dritten Quartal im Schnitt um 5,3 Prozent gesteigert. Bei den Unternehmen aus dem US-Index S&P 500 gehen sie von einem Plus von 4,1 Prozent aus. Auf der Konjunkturseite steht am Mittwoch der Ifo-Index auf dem Terminplan, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Am Tag zuvor wird das Konjunktur-Barometer der europäischen Einkaufmanager veröffentlicht. "Die Stimmung in der Wirtschaft im Euroraum könnte kaum besser sein", urteilt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. "Weder der näher rückende EU-Austritt Großbritanniens noch die protektionistische Politik des neuen US-Präsidenten oder die spürbare Aufwertung des Euro scheinen die Unternehmen zu verunsichern."

BITCOIN 3.0

Am Markt für Krypto-Währungen warten Anleger gespannt auf den Mittwoch. Für diesen Tag ist eine erneute Aufspaltung von Bitcoin geplant - ein sogenannter "Hard Fork". Dabei erhielten Anleger - ähnlich wie bei der Abspaltung von "Bitcoin Cash" im Sommer - für jeden Bitcoin ein "Bitcoin Gold" geschenkt, erläutern die Analysten der BayernLB. Dies sei ein Grund für die Rally der klassischen Bitcoin, die den Kurs der ältesten und wichtigsten Internet-Währung in den vergangenen Wochen in Richtung 6000 Dollar getrieben hatte. Mit etwa 5500 Dollar kostet ein Bitcoin derzeit fast sechs Mal so viel wie zu Jahresbeginn.

rtr