Andere Börsianer blicken ebenfalls optimistisch nach vorn. Angesichts der positiven Gewinnentwicklung der Unternehmen setzten Anleger auf steigende Dividenden. Die Entwicklung des Euro dürfe aber nicht aus dem Auge verloren werden, warnt Anlagestratege Tobias Basse von der NordLB. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich seit Jahresbeginn um etwa zwölf Prozent und kostete zuletzt etwa 1,18 Dollar. Dadurch werden Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig. Ein Sprung über die psychologisch wichtige 1,20er Marke sei aber nicht zu erwarten, betont Bremer-LB-Volkswirt Hellmeyer. "Das ist politisch nicht gewollt."
US-ARBEITSMARKTDATEN UND EUROPÄISCHE INFLATION IM FOKUS
Unterdessen fiebern Börsianer den US-Jobdaten entgegen. Der Beschäftigungszuwachs in den USA werde zwar geringer ausfallen als in den Vormonaten, sagt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Dennoch entstehen weiterhin monatlich mehr neue Jobs, als Personen auf den Arbeitsmarkt drängen. Dies sollte sich früher oder später in höheren Löhnen niederschlagen."
Steigende Löhne führen üblicherweise zu einer anziehenden Inflation. Dies würde den Spekulationen auf einen baldigen Start des Abbaus der billionenschweren Fed-Wertpapierbestände und eine weitere US-Zinserhöhung vor dem Jahresende befeuern. Die Wahrscheinlichkeit von Letzterem sehen Anleger derzeit bei weniger als 40 Prozent.
Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Job-Daten am Freitag bieten die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Außerdem stehen am Donnerstag Informationen zu Einkommen und die Konsumausgaben an. Die Einkäufe der US-Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Daneben warten Investoren gespannt auf die europäischen Inflationszahlen am Donnerstag. Ein Anstieg der Kern-Teuerung - ohne Berücksichtung der stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel - würde den Befürwortern einer baldigen Drosselung der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) Rückenwind geben, sagt Commerzbank-Experte Weil. "Wir rechnen allerdings mit einem leichten Rückgang der Rate von 1,2 auf 1,1 Prozent." Die EZB strebt eine Inflation von knapp zwei Prozent an.
STREIT UM US-SCHULDENOBERGRENZE BLEIBT RISIKO
Unabhängig davon blicken Börsianer mit einem Auge auf die politische Entwicklung in Washington. US-Präsident Donald Trump droht damit, einen Stillstand der Verwaltung zu riskieren, wenn der Kongress keine Mittel zum Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko bewilligt. In den kommenden Wochen stehen Verhandlungen zum US-Haushalt und zur Anhebung der Schuldenobergrenze an. Ohne Einigung können Etatmittel für Gehälter oder den Schuldendienst nicht mehr freigegeben werden. NordLB-Experte Basse riet allerdings zur Gelassenheit. "Die USA werden alles tun, um ihre Anleihen zu bedienen."
rtr