Nach dem jüngsten Gipfelsturm haben die Dax-Anleger zu Wochenbeginn eine Pause eingelegt. Der deutsche Leitindex, der seit Jahresbeginn knapp 23 Prozent zugelegt hat, verlor bis zum frühen Nachmittag 1,2 Prozent auf 11.896 Zähler. Der EuroStoxx50 notierte mit 3696 Zählern 0,8 Prozent schwächer. "Nach einer solchen Rally ist die Verführung groß, einige Gewinne mitzunehmen - zumal vor dem Berlin-Besuch von Tsipras", erklärte ein Börsianer. Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras wird am Abend mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammentreffen. Einem Medienbericht zufolge hat der Grieche gewarnt, sein Land stehe vor kurzfristigen finanziellen Engpässen.

Auch der wieder erstarkende Euro bremste viele Anleger. Schließlich habe der Dax stark von dem für die Exporteure günstigen Wechselkurs profitiert, erklärte Andreas Paciorek, Analyst bei CMC Markets. Im Gegenzug hatte der starke Dollar die US-Börse belastet. Am Montag stützte die Kursentwicklung die Wall Street etwas. Dow-Jones - und S&P500 zogen im frühen Handel leicht an.

Seit die US-Notenbank Fed vergangenen Mittwoch ein behutsames Vorgehen bei der Zinswende angedeutet hat, geht es für den Euro wieder bergauf. Am Montag kletterte die Gemeinschaftswährung bis auf 1,0940 Dollar - vor einer Woche hatte sie noch ein Zwölf-Jahres-Tief von weniger als 1,0460 Dollar markiert. Von einem niedrigen Euro-Kurs profitiert in der Regel der Export, da Produkte aus der Euro-Zone dann im Ausland günstiger sind.

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GEWINNMITNAHMEN BEI EXPORTWERTEN

Unter den Einzelwerten hielten sich die Titel der Deutschen Bank im Plus. Die möglichen Umwälzungen im Privatkundengeschäft stießen bei den Anlegern auf Wohlgefallen. Ein diskutiertes Modell ist nach Reuters-Informationen die Komplettabspaltung der Privatkundensparte. Sollte es zu einem Börsengang der Sparte kommen, würde das Geld in die Kassen des Bankkonzerns spülen, sagte ein Händler. Die Aktien legten bis zu vier Prozent zu, notierten am Nachmittag mit 31,78 Euro aber nur noch 0,4 Prozent höher. Im Schlepptau stiegen Commerzbank um bis zu 1,5 Prozent.

Auf der Verliererseite standen mit den Autowerten die Favoriten der vergangenen Wochen: Daimler, BMW und Volkswagen verloren zwei bis drei Prozent, nachdem sie seit Jahresbeginn je mehr als 30 Prozent gewonnen haben. Zu den Schlusslichtern zählten auch Continental mit einem Abschlag von bis zu 2,8 Prozent. In die Branche kommt Bewegung: Pirelli - weltweit die Nummer fünf unter den Reifenherstellern - wird von Chinesen übernommen. Pirelli stiegen in Mailand um bis zu 3,5 Prozent.

Im MDax sorgte ein mit Enttäuschung aufgenommener Ausblick für einen Kurseinbruch bei Talanx. Die Titel rutschten um bis zu 10,5 Prozent ab und hielten auch am Nachmittag mit minus 5,6 Prozent noch die rote Laterne.

In Paris gerieten die Aktien einiger Luxusgüterkonzerne unter Druck, nachdem JPMorgan angesichts des wieder erstarkenden Euro seine Kaufempfehlung für LVMH und Christian Dior kassiert hatte. LVMH brachen um bis zu 5,4 Prozent und Dior um bis zu 4,3 Prozent ein.

Reuters